
Die Geschichte vom zurückgelassenen Jungen, der sich erfolgreich gegen Einbrecher behauptet, avancierte zum Kultfilm.
Der Film „Kevin – Allein zu Haus“ (Originaltitel: „Home Alone“) ist weit mehr als nur eine Weihnachtskomödie aus dem Jahr 1990. Er ist ein kulturelles Phänomen, das Generationen von Zuschauern vor dem Fernseher vereint hat. Unter der Regie von Chris Columbus und nach einem Drehbuch von John Hughes entwickelte sich die Geschichte des achtjährigen Kevin McCallister zu einem der beliebtesten Feiertagsklassiker überhaupt.
„Kevin allein zu Haus“ ist ein meisterhaft inszenierter Film, der es schafft, Action-Komödie und Weihnachtsgeschichte nahtlos zu verbinden. Kritiker nannten ihn bei der Veröffentlichung zwar anfangs „erzwungen“, doch die Zeit hat bewiesen, dass der Film ein Publikumsliebling ist, der jedes Jahr aufs Neue die Herzen erwärmt. Er ist ein absoluter Kultfilm und ein Spaß für die ganze Familie. Auch in diesem Jahr ist er ein fester Bestandteil im Vorweihnachtsprogramm der Sender und Streamer.
Die Handlung: Vom Albtraum zum Traum
Die Geschichte beginnt im chaotischen Haus der Familie McCallister in einem Vorort von Chicago, die in den Weihnachtsurlaub nach Paris aufbrechen will. Im morgendlichen Stress wird der jüngste Sohn, Kevin (gespielt von Macaulay Culkin), versehentlich zurückgelassen. Zunächst genießt Kevin seine neu gewonnene Freiheit und Unabhängigkeit sichtlich.
Die Situation nimmt jedoch eine Wendung, als die zwei tollpatschigen Einbrecher Harry Lyme (Joe Pesci) und Marv Merchants (Daniel Stern), bekannt als die „feuchten Banditen“, das scheinbar verlassene Haus ins Visier nehmen. Kevin muss über sich hinauswachsen und das elterliche Heim mit einer Reihe von kreativen und schmerzhaften Fallen verteidigen.
Parallel dazu erkennt Kevins Mutter Kate verzweifelt den Fehler und setzt alles daran, rechtzeitig nach Hause zu gelangen. Während Kevin mithilfe seines Nachbarn Old Man Marley (Roberts Blossom) Mut und Mitgefühl lernt, eskaliert der Showdown mit den Einbrechern, der schließlich zu deren Festnahme führt. Am Weihnachtsmorgen kommt es zur emotionalen Wiedervereinigung der Familie, und Kevin erkennt, dass Freiheit zwar verlockend ist, die Nähe seiner Familie jedoch unbezahlbar bleibt.
Das Einspielergebnis: 476 Millionen US-Dollar
Der Film war ein sofortiger Kassenschlager. Mit einem Budget von geschätzten 18 Millionen US-Dollar spielte „Kevin – Allein zu Haus“ weltweit über 476 Millionen US-Dollar ein. Er hielt den Rekord als die umsatzstärkste Live-Action-Komödie für zwei Jahrzehnte und war der zweiterfolgreichste Film des Jahres 1990, nur übertroffen von Ghost. Monetarisiert wurde der Erfolg durch eine lukrative Filmreihe mit mehreren Fortsetzungen sowie umfangreichen Einnahmen aus Merchandising, TV-Ausstrahlungen und Heimmedien.
Auch in Deutschland erwies sich „Kevin – Allein zu Haus“ als großer Erfolg. Der Film lockte Anfang der 1990er-Jahre Millionen Zuschauer in die Kinos und entwickelte sich rasch zu einem festen Bestandteil des Weihnachtsprogramms im Fernsehen. Die regelmäßigen Ausstrahlungen erzielen bis heute hohe Einschaltquoten. Dadurch hat der Film in Deutschland nicht nur seine ursprünglichen Kinoerlöse weit übertroffen, sondern sich langfristig als wirtschaftlich äußerst wertvoller Klassiker etabliert.
Der anhaltende Erfolg liegt in der perfekten Mischung aus Slapstick-Humor, der an alte Cartoon-Klassiker erinnert. Die tollpatschigen Einbrecher Harry und Marv werden zu idealen Gegenspielern, an denen Kevin seinen Einfallsreichtum zeigen kann. Die kreativen Fallen sind leicht nachvollziehbar, visuell einprägsam und zeitlos komisch, sodass sie auch nach wiederholtem Anschauen noch unterhalten.
Der Erfolg: Eine leicht verständliche Grundidee
Der Erfolg von „Kevin – Allein zu Haus“ liegt auch in seiner klaren, leicht verständlichen Grundidee. Ein Junge wird versehentlich allein zu Hause gelassen und muss sich selbst behaupten. Diese Situation ist für Kinder spannend, weil sie Unabhängigkeit und Abenteuer verspricht, und für Erwachsene zugleich emotional, weil sie Ängste und Verantwortung anspricht. Der Film schafft es, beide Perspektiven zu verbinden und damit ein breites Publikum anzusprechen.
Nicht zuletzt trägt die warme, weihnachtliche Atmosphäre zum Erfolg des Films bei. Trotz aller Komik stehen Familie, Zusammenhalt und Vergebung im Mittelpunkt. Die Mischung aus Lachen, Spannung und emotionalen Momenten macht „Kevin – Allein zu Haus“ zu einem Film, der für viele Menschen untrennbar mit der Weihnachtszeit verbunden ist und über Generationen hinweg funktioniert.
Denn im Kern geht es in „Kevin – Allein zu Haus“ immer um Familie, Erst Streit, dann Trennung, schließlich Vermissen und am Ende Versöhnung. Gerade zu Weihnachten ist das Thema „Zusammengehören“ bei vielen Menschen besonders stark ausgeprägt. Kevins Wunsch, wieder bei seiner Familie zu sein, spiegelt das perfekt wider.
Die Kritik: Gewalt als harmloser Slapstick
Trotz des Erfolgs lässt sich aus heutiger Sicht manches durchaus kritisch betrachten. Besonders auffällig ist die Darstellung von Gewalt als harmlosen Slapstick. Die Fallen, die Kevin den Einbrechern stellt, wären in der Realität lebensgefährlich, werden jedoch als komödiantische Gags inszeniert. Gleichzeitig wirkt die Vernachlässigung durch die Familie problematisch, da Kevin nicht nur vergessen wird, sondern zuvor auch emotional kaum ernst genommen wird.
Hinzu kommen zahlreiche Logiklücken und Vereinfachungen, die den Film eher wie einen Cartoon erscheinen lassen. Dass ein Kind über Tage allein lebt, einkauft, Pizza bestellt und mit Erwachsenen interagiert, ohne Misstrauen zu erregen, ist ebenso unrealistisch wie das Verhalten der Einbrecher, die trotz schwerster Verletzungen immer wieder zurückkehren. Auch die klischeehafte Darstellung der „feuchten Banditen“ sowie das (anfängliche) Bild des Nachbarn Old Man Marley bedienen Stereotype.
Darüber hinaus vermittelt der Film ein stark idealisiertes Bild von Wohlstand und Familie, das wenig reflektiert wird. Das große Haus, der Luxusurlaub und die finanzielle Sorglosigkeit zeigen eine sehr privilegierte Lebenswelt, die für viele Zuschauer kaum nachvollziehbar ist. Auch die moralische Entwicklung der Hauptfigur bleibt vergleichsweise schlicht. Kevins Einsicht und Versöhnung mit seiner Familie kommen erst am Ende und wirken eher funktional als tiefgehend.
Hinter den Kulissen: Fakten zum Kultfilm
Fans pilgern noch heute zur berühmten Filmkulisse. Das echte Wohnhaus der Familie McCallister befindet sich in Winnetka, Illinois, unter der Adresse 671 Lincoln Avenue. Das ist ein echtes Gebäude aus dem Jahr 1921, mit mehreren Schlafzimmern und Bädern. Es ist ein Privathaus, das Besucher respektvoll fotografieren, aber nicht betreten können.
Innenaufnahmen wie Wohnzimmer, Küche und viele Szenen im Haus wurden nicht im echten Gebäude gedreht, sondern als große Sets in einer Turnhalle der örtlichen High School gebaut, damit Filmcrew und Kameras Platz hatten. Einige Interieur-Szenen wie der berühmte Treppenaufgang, der Keller oder der Dachboden wurden aber teilweise im echten Haus abgefilmt.
Wussten Sie, dass die Idee zum Film dem Autor John Hughes kam, als er selbst in den Urlaub fuhr? Er erstellte eine Liste mit Dingen, die er nicht vergessen durfte, und dachte sich: „Was wäre, wenn ich meinen zehnjährigen Sohn zu Hause ließe?“ Macaulay Culkin war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst neun Jahre alt, wurde aber über Nacht zum Kinderstar. Dass er mit dem Ruhm nicht klarkam und beinahe daran zerbrach, ist wiederum eine Geschichte, die weniger zu Weihnachten passt.
„Kevin – Allein zu Haus“, streambar bei Disney+ und linear in Sat.1, an Heilig Abend, 20:15 Uhr
Bildquelle:
- 231225 Kevin allein zu Haus: Disney+