Mord an junger Frau: Silvias Bruder erzählt von ihrer toxischen Beziehung
Silvia B. wurde Ende Dezember 2020 auf dem Beifahrersitz ihres Auto in Köln erschossen. Der Täter, ihr damaliger Freund, brachte die Leiche anschließend zusammen mit einem Helfer auf einen Feldweg zwischen Ochtendung und Kruft im Kreis Mayen-Koblenz. Dort übergoss er den Leichnam mit Benzin und zündete ihn dort an.
Mord: Täter zu lebenslanger Haft verurteilt
Ein Spaziergänger fand die verbrannte Leiche am nächsten Tag. Es dauerte sieben Tage, bis die Frau identifiziert war. Ihr damaliger Freund geriet schnell in den Fokus der Ermittlungen. Er wurde an Heiligabend 2020 in Köln festgenommen.
In einem ersten Prozess wurde der Mann 2022 wegen Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt. Nachdem Silvias Familie Revision gegen die Entscheidung eingelegt hatte, hob der Bundesgerichtshof das Urteil auf. Im Juni 2024 entschied das Landgericht Köln schließlich, den Angeklagten wegen heimtückischen Mordes mit lebenslanger Haft zu bestrafen.
Was bedeutet Femizid
Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen oder Mädchen als extreme Form der geschlechtsbezogenen Gewalt.
Der Begriff Femizid stammt aus der Soziologie und hat keine juristische Bedeutung. Es gibt in Deutschland keinen Straftatbestand Femizid. Er wird unter die Tatbestände Mord oder Totschlag eingeordnet.
2014 verpflichteten sich die EU-Staaten in der Istanbul-Konvention Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt zu bekämpfen und die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft zu gewährleisten.
Mario: „Ein Stück von deinem Herzen ist weg“
In dieser Folge von „Im Namen der Opfer“ erzählt der Bruder der getöteten Silvia B. von seiner Trauer, Ohnmacht und Wut. Er spricht über die Tage im Dezember 2020, in denen seine Schwester verschwand und plötzlich nicht mehr zu erreichen war. Er beschreibt die Warnsignale, die es gab, die seine Schwester aber allen verschwieg.
Mario erzählt in dem Film aber auch, wie der Täter dafür sorgte, dass sich die 31-Jährige immer weiter von anderen isolierte: „Sie hatte auch weniger Kontakt mit meiner Mutter und mit meinem Vater, mit Freundinnen, mit Cousinen.“ Und er beschreibt, wie es ist, ohne seiner Schwester zu leben. „Wir reden jeden Tag von Silvia. Wir leben weiter, gehen arbeiten, gehen zum Beispiel in ein Restaurant zum Essen. Aber ein Stück von deinem Herzen ist schon weg. Das ist einfach so.“
SWR Aktuell True Crime: „Im Namen der Opfer“
True Crime Formate gibt es viele. Doch wer berichtet eigentlich über die Opfer? Das neue True-Crime-Format von SWR Aktuell „Im Namen der Opfer“ gibt Hinterbliebenen von Femizid-Opfern und auch Überlebenden von Femizid-Versuchen eine Stimme. Wir berichten über die Opfer – nicht nur über die Täter – und zeigen die Perspektiven der Menschen, deren Leben durch Gewaltdelikte für immer verändert wurden.
Marios Bitte: „Benachrichtigt eure Familien“
Am Ende der Folge äußert Mario eine Bitte an alle Frauen: „Bitte, wenn jemand in einer ähnlichen Situation wie Silvia mit ihrem Ex-Freund ist, benachrichtigt eure Familien und haltet euch von ihm fern. Informiert so schnell wie möglich die Polizei und lasst euch immer begleiten. Geht zu euren Müttern, zu euren Vätern, zu euren Cousins, aber lasst euch niemals wieder von ihm kontrollieren. Das Schlimmste, was eine Frau empfinden kann, ist die Angst vor ihrem Partner, ihrem Ehemann oder wem auch immer. Lasst das nicht zu, es ist euer Leben. Passt auf euch auf.“
Anlaufstellen für Frauen und Mädchen
In Rheinland-Pfalz gibt es etliche Anlaufstellen für Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren. Auf der Seite des rheinland-pfälzischen Familien- und Frauenministeriums sind einige aufgelistet und Notfallnummern hinterlegt.
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 116 016 (kostenfrei, anonym, rund um die Uhr, in 18 Sprachen).