
Ein Stern mit Schweif schwebt über vielen Weihnachtskrippen. Ein Komet war der Stern von Bethlehem wohl nicht. Doch was dann? Was wir über den berühmten Stern wissen.
Nach der Geburt von Jesus Christus, im christlichen Glauben der Sohn Gottes, erschienen in Jerusalem drei „Magier“ aus dem Osten. So erzählt es der Evangelist Matthäus im Neuen Testament der Bibel. Weil er ihnen die Geburt eines neuen Königs angezeigt habe, seien die drei Magier einem neuen Stern gefolgt, bis zur Krippe Jesu in Bethlehem. Denn über der Krippe habe der Stern gestanden.
War es der Halleysche Komet?
Da steht er noch heute, unter zahlreichen Weihnachtsbäumen: ein Stern über der Weihnachtskrippe. Manchmal hat er einen langen Schweif und erinnert an einen Kometen. Kometen sind manchmal sehr hell und immer nur kurze Zeit zu sehen – das würde doch passen zum Weihnachtsstern. Dagegen spricht, dass Kometen eigentlich eher als Unglücksboten gesehen wurden.
1301 war der Halleysche Komet zu sehen, der regelmäßig rund alle 76 Jahre am Himmel auftaucht. Der Maler Giotto di Bondone aus Florenz sah den Kometen und war der erste, der einen Schweifstern über der Krippe Jesu malte. Doch in Bethlehem war der Halleysche Komet nur viele Jahre zuvor zu sehen, im Jahr 12 vor Christi Geburt.
Auch kein anderer Komet war dort zur richtigen Zeit sichtbar. Mit der richtigen Zeit meint man heute die Jahre 7 bis 4 v. Chr., da wird die Geburt Jesu vermutet. Weder gibt es Berichte von damals über Kometen, noch lässt sich rechnerisch aus den bekannten periodischen Kometen ein eisiger Kandidat für den Weihnachtsstern ermitteln.
Auch in der Antike wurde der Sternenhimmel akribisch von Astronomen beobachtet. Ein heller Komet wäre keinesfalls nur drei Weisen aufgefallen. Doch außer Matthäus erzählt unter den Zeitgenossen niemand von einer hellen Himmelserscheinung. Stattdessen rätselt man seit dem 2. Jahrhundert n. Chr., was der Stern von Bethlehem gewesen sein könnte.
Zwei große Planeten bilden Keplers Stern von Bethlehem
Eine Alternative zur These vom Kometen präsentierte im 17. Jahrhundert der Astronom Johannes Kepler: 1603 konnte er beobachten, wie sich die beiden großen und sehr hellen Planeten Jupiter und Saturn am Sternenhimmel begegneten. So eine große Konjunktion ereignet sich regelmäßig und lässt sich berechnen. Und Kepler errechnete, dass es sie auch im Jahre 7. v. Chr. gegeben haben musste: Gleich dreimal innerhalb weniger Monate begegneten sich die beiden Planeten.
Eine derartige Konjunktion passiert etwa alle 20 Jahre, und immer begegnen sich die beiden Planeten dann dreimal hintereinander. Eine so regelmäßige Sensation, dass sie auch den antiken Astronomen und Weisen bekannt gewesen sein dürfte, die die stabilen Planetenbahnen längst beobachteten und beschrieben.
So kommt es zur dreimaligen großen Konjunktion
Planeten, die außerhalb des Erdorbits um die Sonne kreisen, drehen jedes Jahr scheinbar eine Schleife rückwärts am Himmel. Diese entsteht, weil die schnellere Erde den jeweiligen Planeten auf der Innenbahn überholt. Und dieser dann – im Vergleich zum Fixsternhimmel – eine Zeitlang scheinbar rückwärts zieht. Statt ostwärts zieht der äußere Planet erst westwärts, dann dreht er wieder um und wandert zurück gen Osten.
Alle 20 Jahre überholt der schnellere Jupiter Saturn auf der Innenbahn und beide Planeten drehen fast zur gleichen Zeit diese Oppositionsschleife. Doch der nähere Jupiter macht viel schneller eine größere Schleife als sein Nachbar Saturn und überholt ihn daher einmal in jeder Richtung – dreimal insgesamt.
Kein neuer Stern durch zwei Planeten
Es ist unwahrscheinlich, dass die große Konjunktion von Jupiter und Saturn damals als neuer Stern wahrgenommen wurde. Denn über Monate hinweg konnte man im Jahre 7 v. Chr. zusehen, wie sich Jupiter und Saturn nähern, aneinander vorbeiziehen und sich entfernen, dann sich wieder nähern und so weiter. Doch jahrhundertelang wurde seit Kepler darüber nachgedacht, ob Keplers These tatsächlich den Stern von Bethlehem erklären könnte.
Keplers Supernova-These: A Star was born
Kepler selbst hörte offenbar auch nicht auf, über den Stern von Bethlehem nachzudenken, denn schon ein Jahr später lieferte er eine weitere These zum Ursprung dieses Lichts: 1604 beobachtete der Astronom eine „Stella Nova“ – just fast dort am Himmel, wo er auch die große Konjunktion beobachtet hatte.
Stella Nova heißt „Neuer Stern“ – doch was bei einer Nova für kurze Zeit am Himmel plötzlich so hell aufleuchtet, ist kein wirklich neuer Stern, sondern eine heftige Explosion bei einem davor unauffälligen Stern. Wird der ganze Stern in der Explosion zerstört, sprechen wir heute von einer Supernova.
Kepler versuchte, seine beiden Thesen zu vereinen: Er überlegte, ob die Begegnung der Planeten die Sternenexplosion hervorgebracht haben könnte.
Gesucht: Das Geburtsdatum Christi
Warum ist es so wichtig, was genau der Stern von Bethlehem war? Wüsste man, was die kosmische Ursache des Phänomens war, könnten Astronomen unter Umständen zurückrechnen, wann dieses eintrat. Und endlich hätte man die Geburt Jesu gefunden – nicht nur als Ort, wie die drei Magier, sondern als genaues Datum. Denn der 24. Dezember im Jahre 1 war es wohl nicht.
Für die Idee von Weihnachten ist das aber unerheblich. Das Fest würde wohl kaum verschoben werden, wenn es ein genaues Datum gebe. Und zur Weihnachtsgeschichte gehört der Weihnachtsstern vielleicht einfach dazu, ob es ihn nun gab oder nicht.