Liedermacher Wolle Kriwanek mit dem DFB-Pokal, den der VfB Stuttgart 1997 gegen Energie Cottbus (2:0) holte.

Stand: 24.12.2025 10:22 Uhr

Die Hymne „Stuttgart kommt“ von Wolle Kriwanek ist fester Bestandteil bei VfB-Heimspielen. In der Doku „Rise & Fall of VfB Stuttgart“ spricht sein Sohn Benjamin Kriwanek über das Vermächtnis seines Vaters.

„Welche Elf kennt nur ein Ziel? Vau-eff-be, Vau-eff-be! Wer kämpft für uns in jedem Spiel? Vau-eff-be, Vau-eff-be!“ Wer es mit dem VfB Stuttgart hält, kann dieses Lied vermutlich im Schlaf mitsingen. „Stuttgart kommt“ von Sänger Wolle Kriwanek war lange Zeit die inoffizielle Vereinshymne der Schwaben. Seit dem ersten Spieltag 2022/2023 ist sie das auch offiziell.

„Rise & Fall of VfB Stuttgart“ – zu sehen in der ARD Mediathek

Die ARD Mediatheks-Reihe „Rise & Fall“ erzählt die Geschichte großer Traditionsvereine im Fußball und wie ihr Aufstieg und Fall ganze Regionen bewegt. Die Staffel zum VfB Stuttgart ist seit dem 25.10. in der ARD-Mediathek abrufbar. Darin geht es auch um das Lied „Stuttgart kommt“ von Sänger Wolle Kriwanek.

Das Lied, das Wolle Kriwanek der Legende nach 1996 an einem Strand in Kroatien geschrieben hat, heizt bei VfB-Heimspielen regelmäßig knapp 60.000 Zuschauern unmittelbar vor Beginn der Partie ein. Der Song funktioniert dabei nach einem ganz einfachen Prinzip: Wolle Kriwanek gibt mit einer Fragezeile das Tempo vor, die Masse antwortet mit rhythmischem Anfeuern. Der vielstimmige Chor verstummt auch nicht, wenn das Playback beendet ist. „Stuttgart kommt“ wird einfach weiter gesungen und skandiert.

Wolle Kriwanek hat sich mit „Stuttgart kommt“ unsterblich gemacht

Wolle Kriwanek lebt zwar nicht mehr, doch er hat sich mit diesem Song unsterblich gemacht. Der Geist des 1949 in Stuttgart geborenen und 2003 viel zu früh in Backnang gestorbenen Liedermachers lebt weiter.

Liedermacher Wolle Kriwanek auf der DFB-Pokal-Party des VfB Stuttgart 1997 in Berlin.

Benjamin Kriwanek: „Der VfB Stuttgart ist mein Verein“

Dieses Vermächtnis macht auch Sohn Benjamin Kriwanek stolz. Der Junior hat die VfB-Verbundenheit von seinem Vater geerbt. Er ist Mitglied beim aktuellen DFB-Pokalsieger, besitzt eine Dauerkarte und besucht fast jedes Heimspiel. „Es wird einem in die Wiege gelegt“, schildert Benjamin Kriwanek in der SWR-Sport-Doku „Rise & Fall of VfB Stuttgart“ seine Faszination für den Klub mit dem Brustring. „Der VfB Stuttgart ist mein Verein. Ich war schon immer Fan und bin auch schon immer ins Stadion gegangen.“

Der Klub habe ihn von klein auf fasziniert – und diese Faszination halte bis heute vor. „Mir wird bei jedem Spiel bewusst, welche Kraft dieser Verein hat“, erklärt Kriwanek. Erst recht, wenn „Stuttgart kommt“ läuft. „Ich denke ja oft: Ihr seid ja alle geisteskrank“, sagt Kriwanek.

Hier geht es zur Doku-Serie „Rise & Fall of VfB Stuttgart“.

„Ich bin mächtig stolz auf meinen Papa“

Für ihn ist der Moment, wenn das Lied seines Papas läuft, immer etwas ganz besonderes. Eine emotionale Achterbahnfahrt. Eine, die ihn so sehr ergreift „dass ich nicht immer mitsingen kann“, so Benjamin Kriwanek. Eine Gefühl überwiegt dabei alle anderen: „Ich bin mächtig stolz auf meinen Papa und die singenden Fans.“

Benjamin Kriwanek war zwar schon hunderte Male dabei, wenn das Lied läuft, trotzdem beeindrucken ihn die Reaktionen immer wieder aufs Neue. „VfB-Hymnen gibt es sehr viele. Dass ‚Stuttgart kommt‘ die offizielle Hymne geworden ist, hätte ich niemals gedacht“, konstatiert er. „Und auch nicht, dass es solche Ausmaße annimmt. Ich habe jüngst gesehen, dass es in einer Kirche gesungen wurde, nach dem Gottesdienst. Es ist nur noch wild.“

Gefreut und gerührt war Benjamin Kriwanek auch 2024, als die VfB-Fans die Hymne und somit auch seinen Papa ehrten. Im Stuttgarter Heimspiel gegen Holstein Kiel (2:1) gab es eine kurvenweite Choreographie „Der ganze wilde Süden strahlt in weiß und rot“.

2024 ehrten die VfB-Fans Schwabenrocker Wolle Kriwanek im Heimspiel gegen Holstein Kiel (2:1) mit einer Choreographie. „Der ganze wilde Süden strahlt in weiß und rot.“

In den ganzen Stolz mischt sich bei Benjamin Kriwanek aber immer auch ein bisschen Wehmut darüber, dass sein Vater am Ostersonntag 2003 wegen der Ruptur einer Arterie viel zu früh das Zeitliche segnete. „Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn mein Vater das alles noch miterlebt hätte. Oder wenn wir das gemeinsam erlebt hätten“, sagt der Filius. „Es war ein Herzenswunsch von ihm, als Musiker mal vor einem vollen Stadion zu spielen und 50.000 grölen mit.“

Doch in Gedanken lebt Wolle Kriwanek weiter. Jedes Mal, wenn „Stuttgart kommt“ läuft, blüht auch die Erinnerung an den schwäbischen Liedermacher auf. „Dass du das jetzt alle 14 Tage hast, das ist unfassbar. Das bestätigt mir auch noch einmal, wie viel Herzblut mein Papa in diese Sache gesteckt hat“, so Benjamin Kriwanek, der sich sicher ist: „Das ist für mich das größte Denkmal, dass du einer Person setzen kannst. Dafür bin ich unfassbar dankbar.“

Südwestrundfunk