Steinhagen. Ist das nun gestrickt, gehäkelt, gestickt oder gewoben? Wer hinter der mehr als ungewöhnlichen Fassade studiert, weiß spätestens im zweiten Semester, mit welcher Technik die Fassade des Reutlinger Texoversums hergestellt wurde.
Das Entwurfsteam – eine Kooperation der Architekturbüros Allmann Wappner, Menges Scheffler Architekten und Jan Knippers Ingenieure – bringt den Schwerpunkt der Fakultät in der vorgesetzten Fassade zum Ausdruck: Glas- und Carbonfasern setzen sich zu einer luftig-transparenten Hülle zusammen, die neben funktionalen Anforderungen vor allem ein visuelles Statement setzt. Die Fasern stammen aus einer robotischen Fertigung.
Mit diesem Uni-Gebäude ist der Campus der Hochschule Reutlingen eine Ausnahme. Denn deutsche Hochschul-Architektur der Nachkriegszeit ist vor allem durch die zahlreichen Neubauten der 1970er-Jahre als Folge der großen Bildungsreform geprägt – und entspricht architektonisch dem seinerzeit vorherrschenden Funktionalismus. Egal ob Bielefeld, Kassel oder Duisburg – ob in den Bauten Biologie vermittelt wird oder Vor- und Frühgeschichte, ist von außen kaum zu erkennen. Das ist in Reutlingen anders.
Hörmann-Türen sorgen für Sicherheit im Uni-Gebäude
Die verglasten Aluminium-Rohrrahmenobjekttüren von Hörmann sorgen für Brandschutz und zeitgleich für Transparenz.
| © Hörmann/Laura Thiesbrummel
Denn seit Kurzem steht dort das „Ausbildungs- und Innovationszentrum“, in dem der Nachwuchs für die Textil- und Bekleidungsindustrie ausgebildet wird. Im Texoversum geht es um textiles Ingenieurwesen, Fashion und Textildesign oder Interior Design von Fahrzeugen. Nirgendwo sonst würde ein derartiges Fassadenkleid so gut passen wie an diesem Ort. Geschaffen wurde das spektakuläre Hochschulgebäude durch den Verband Südwesttextil. Dass es in Reutlingen am Fuß der Schwäbischen Alb entstand, ist nicht überraschend. Schließlich ist die Region ein Zentrum der Textilwirtschaft mit international bekannten Modemarken wie BOSS im benachbarten Metzingen oder technischen Weltmarktführern und „Hidden Champions“ wie Groz-Beckert in Albstadt.
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Auch der Steinhagener Tor- und Türhersteller Hörmann hat einen Beitrag für das Architektur-Wunderwerk geliefert. Von Hörmann stammen die Brandschutzlösungen, die sich harmonisch in die Innenarchitektur integrieren und im Falle eines Feuers für Sicherheit sorgen.
Die hölzerne Werkbank erscheint in dem modernen Gebäude fast schon als eklektischer Akzent.
| © Hörmann/Laura Thiesbrummel
Obwohl es von Weitem betrachtet gar nicht so wirkt, handelt es sich beim Texoversum um ein sehr transparentes Gebäude. Neben dem transluzenten Geflecht entsteht der Eindruck vor allem im Innenraum, der weitläufige Blickbeziehungen herstellt. Auch die Brandabschnitte sollen in den meisten Geschossen möglichst transparent bleiben, und so wurde bei den Brandschutztüren auf vollverglaste Aluminium-Rohrrahmenobjekttüren von Hörmann gesetzt. Sie lassen den Blick weiter schweifen und natürliches Licht ins Innere.
Brandschutz und Design schließen sich nicht aus
Geschützter Brandabschnitt: Hinter dem Feuerschutz-Schiebetor von Hörmann befindet sich der Lastenaufzug.
| © Hörmann/Laura Thiesbrummel
Dort, wo Sicht und Licht einmal keine große Rolle spielen, wählten die Architekten stumpf einschlagende Stahl-Objekttüren von Hörmann. Auch sie lassen sich gut in anspruchsvoll gestaltete Architektur eingliedern, da ihr Türblatt bündig mit der Zarge abschließt. Ebenfalls nicht transparent ist das Feuerschutz-Schiebetor im Souterrain. Es separiert den Lastenaufzug von der großen Halle.
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Im Inneren des Texoversums gibt es vielfältige Sichtbeziehungen zwischen den Split-Leveln und über das zentrale Atrium hinweg. Und wenn zwischen Seminaren und Vorlesungen Zeit bleibt, bieten die großen Sitzkojen ausreichend Platz für die studentische Kommunikation in – natürlich – textilem Ambiente.
Die grellbunten Farbverläufe sollen dabei an die Tradition der Gobelins anknüpfen, jene Bild-Gewirke aus der hohen Zeit textiler Innenarchitektur, die dem französischen Adel des 17. und 18. Jahrhunderts zur Ausstattung ihrer Palais diente. So umgeben von einer sinnstiftenden Architektur sollte es für die jungen Menschen, die hier lernen, kein Problem sein, in ein textiles Universum aus Technik, Mode und Textilwirtschaft hineinzuwachsen.
Die Haustechnik ist im Texoversum sichtbarer Teil des Gebäudes und wird nicht versteckt. Die Farbverläufe in den Sitzkojen erinnern an traditionelle Gobelins.
| © Hörmann/Laura Thiesbrummel
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