Berlin – Dänemark, Land von Lego und „Hygge“ (dt. Gemütlichkeit). Gerade mal 6 Millionen Menschen leben auf dem Fleckchen Erde. Von Deutschland aus lässt es sich bequem rüberspazieren – und doch scheint sich die Welt dort oben im Norden anders zu drehen. Warum?
Monatelang zoffte sich Deutschland um die Wehrpflicht. Das Ergebnis der Querelen: Männer müssen Fragen beantworten und zur Musterung. Der Soldatendienst aber ist freiwillig. Und Dänemark? Beschloss im Parlament ohne Gegenstimmen die Wehrpflicht – für Frauen. Für Männer galt sie bereits.
In Deutschland zerlegte sich die Regierung zuletzt beinahe selbst über die Rentenfrage. Die Dänen hingegen hoben mit großer Mehrheit das Renteneintrittsalter auf 70 an. Große Proteste gab es im Land keine.
Das zeigt: Während sich in Deutschland gar die Regierungsparteien ständig verhaken, herrschen in Dänemark Einigkeit und Kompromissbereitschaft. Im Glücksindex der Vereinten Nationen sonnt sich Dänemark so auch auf Platz 2 – Deutschland schmort abgeschlagen auf Platz 22 (von 150).
Dänen schätzen den Staat
Dänemark-Expertin Monica Wenusch (Uni Wien) erklärt im „Kurier“: „Kaum anderswo wird der Staat so positiv gesehen wie hier.“ Auf dem Sozialstaat gründe sich das Vertrauen in die Demokratie. Kindergarten, Schulen, Unis: All das ist kostenlos beim nördlichen Nachbarn. Wohlfahrt sei das glaubhafte Bemühen, es allen besser gehen zu lassen. Wenusch: „Wenn der Staat meint, dass es in Ordnung ist, dann stimmt das auch.“
Die Einstellung der Dänen sei laut Wenusch deshalb auch: „Der Staat tut viel für mich, deshalb gebe ich etwas zurück.“