Kiew/Berlin – Auf der einen Seite bunte Sterne und fröhliche Gesichter, auf der anderen Seite Zerstörung, Stromausfälle und brennende Häuser. In der Ukraine ist die besinnliche Weihnachtszeit für viele Menschen von Sirenen und Raketeneinschlägen geprägt, denn Russlands Kriegstreiber Wladimir Putin (73) ist völlig egal, wann er wo im Nachbarland die Bevölkerung terrorisiert.
Und trotzdem gab es im ganzen Land heute fröhliche Weihnachtsprozessionen, bei denen die Menschen mit bunt dekorierten Sternen, die symbolisch den Stern von Bethlehem darstellen, singend durch die Straßen ziehen.
Sterne über Sterne von Bethlehem, dazu fröhliche Gesichter bei einer Weihnachtsfeier in Kiew
Foto: Gleb Garanich/REUTERS
Häufig tragen die Ukrainer dabei auch die traditionellen Hemden (Wyschywanka), die mit handgestickten Ornamenten und je nach Region verschiedenen Farben und Formen versehen sind und traditionell mit Blumen bedruckte Tücher. Es ist für viele ein glücklicher Moment, ein paar Stunden voller Hoffnung, ohne Sorgen, nur mit Weihnachtsfreude.
Auch Mitarbeiter der Botschaften von Deutschland, Großbritannien und Frankreich haben am Heiligabend in die hoffnungsvolle Atmosphäre eingestimmt. Sie sangen in der Kiewer Metro, die bei Luftalarm als Bunker funktioniert, die ukrainische Originalversion des weltweit bekannten „Carol of the Bells“.
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Seit dem Überfall Russlands 2022, wird Weihnachten in der Ukraine wieder am 25. Dezember gefeiert – nicht im Januar, wie im orthodox geprägten Russland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) betonte in seiner diesjährigen Feiertagsansprache, dass „die Feiertage der Ukraine neu geordnet werden. Einige Daten aus der Sowjetzeit passen einfach nicht mehr. Das wahre Weihnachtsfest ist am 25. Dezember zurück.“
Angriffe auf die ganze Ukraine
Während die Ukrainer am Donnerstag mit ihren bunten, beleuchteten Sternen durch die Städte zogen und Zuversicht verbreiteten, bombardierte Putin einfach weiter. Hoffnung und Leid liegen in der Ukraine ganz nah beieinander.
Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr griff Russland mit 131 Drohnen an. Es habe 22 Einschläge von Drohnen an 15 Stellen im Land gegeben. Vier Menschen wurden getötet, 17 verletzt. Wegen der Ausfälle von Strom und Heizung jetzt in der kalten Jahreszeit ist die Lage für viele Menschen in dem Land besonders bedrohlich.
Direkter Einschlag in einem Wohngebäude in Tschernihiw – auch an Weihnachten beschießt Putin die Ukraine weiterhin
Foto: HANDOUT/AFP
Eine Rettungskraft in Tschernihiw (Nordukraine) trägt einen Verletzten zum Krankenwagen, nachdem ein Wohnhaus durch russischen Beschuss beschädigt wurde
Foto: STATE EMERGENCY SERVICE OF UKRAINE/via REUTERS
Selenskyj teilte auf X mit: „Leider hat die russische Armee selbst am Heiligabend und in der Weihnachtsnacht ihre brutalen Angriffe auf die Ukraine nicht eingestellt und dabei unser Energiesystem und unsere Bevölkerung ins Visier genommen.“ Auch tagsüber griffen laut Selenskyj russische Truppen erneut Städte im Osten des Landes an.
Während Putin das Nachbarland angreifen ließ, haben die ukrainischen Soldaten entlang der Front Weihnachten gefeiert – so gut, wie es eben geht. Auch für sie ist das gemeinsame Essen und Zusammensein ein kleiner Moment der Freude und Hoffnung zwischen dem alltäglichen Leid.
Soldaten der 13. Brigade für operative Zwecke „Khartiia“ der Nationalgarde der Ukraine essen am Heiligabend gemeinsam nahe einer Front-Stellung in der Region Charkiw
Foto: Sofiia Gatilova/REUTERS