Nach dem Bau der Mauer im August 1961 wird die Spaltung Deutschlands zementiert – die Bundesrepublik und die Deutsche Demokratische Republik unter der kommunistischen SED-Partei existieren nebeneinander. Während in der DDR der Wohlstand noch relativ ist, sind Lebensmittel und Konsumgüter knapp und der Lebensstandard niedriger als im Westen. In Karlsruhe beispielsweise sind bis Ende des Jahres 1965 laut Statistik 50.000 Autos und Fernseher zugelassen und angemeldet.

Auch die Stadt Berlin ist in Ost und West geteilt. Im Jahr 1965 tagt der Bundestag in Berlin, um die Verbundenheit mit der geteilten Stadt zu zeigen. Dies führt aber zu Spannungen mit der DDR und der Sowjetunion und ab 1965 werden die Sitzungen in Berlin bis zur Wiedervereinigung eingestellt.

Jubiläumsjahr: Die Stadt Karlsruhe feiert 250. Geburtstag

Zu dieser Zeit wird noch an allen Ecken in Karlsruhe kräftig gebaut. Unter dem Schlossplatz entsteht eine Tiefgarage mit Unterführung, und kurz vor Weihnachten wird das Karl-Friedrich Denkmal an seinen heutigen Platz aufgestellt. Das Bundesverfassungsgericht, seit 1951 im Prinz-Max-Palais angesiedelt, wird zu klein und als ein Umzug nach München droht, stellen die Stadt Karlsruhe und das Land Baden-Württemberg das Gelände des im Krieg ausgebrannten Hoftheaters für einen Neubau zur Verfügung.

Das Bundesverfassungsgericht am Karlsruher Schlossplatz (Symbolbild).

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Das Bundesverfassungsgericht am Karlsruher Schlossplatz (Symbolbild).
Foto: Florian Kaute

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Das Bundesverfassungsgericht am Karlsruher Schlossplatz (Symbolbild).
Foto: Florian Kaute

Nach Plänen des Architekten Paul Baumgarten entsteht zwischen 1965 und 1969 ein Komplex von fünf Baukörpern, mit Sitzungssaalgebäude, Richterbau und Verwaltungsbau, Bibliothek und Casino.

In diesem Jahr werden auch die Unterführung unter der Kriegsstraße und der Grundstein für den Bau der Nancyhalle gelegt. Bauarbeiten beginnen an der neuen Rheinbrücke bei Maxau, die 1945 von den Franzosen im Zweiten Weltkrieg gesprengt wurde und 1966 wird die Brücke für den Verkehr geöffnet.

Die Rheinbrücke bei Karlsruhe-Maxau (Symbolbild).

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Die Rheinbrücke bei Karlsruhe-Maxau (Symbolbild).
Foto: Carmele|TMC Fotografie

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Die Rheinbrücke bei Karlsruhe-Maxau (Symbolbild).
Foto: Carmele|TMC Fotografie

Erinnerung an einen Weihnachtsdiebstahl

Am 21. Dezember findet ein Raubüberfall bei einem renommierten Juweliergeschäft in der westlichen Kaiserstraße statt. Gegen 2 Uhr nachts bricht der Dieb durch die Schaufensterscheibe ein und stiehlt etwa 60 goldene Schmuckstücke im Einkaufswert von 24.000 D-Mark und rund 35.000 D-Mark Verkaufswert.

Ein junger Mann, der im Vorbeigehen das zerbrochene Fenster bemerkt, verständigt die Polizei, die am Tatort feststellt, dass es sich um eine bekannte Einbrecherbande handelt. Dieser Einbruch in das Juweliergeschäft ist dort bereits die zweite gelungene Diebestat.

Der junge Mann war Karl Leis, damals und heute noch Antiquitätenhändler aus der Innenstadt, der sich an dieses Ereignis gut erinnern kann. „Es war gegen 9.30 Uhr morgens, als ich vorbeigelaufen bin“, erzählt Leis heute im Gespräch mit ka-news. „Es hat sich niemand um das Loch im Schaufenster gekümmert, sie sind alle vorbeigelaufen. Da ich mit den Eigentümern befreundet bin, ging ich direkt wieder nach Hause und habe sowohl ihnen als auch der Polizei von der Situation berichtet.“

Der „Weihnachtsmann von der Müllabfuhr“

Wolfgang Holzleiter und seine Frau Renate aus der Karlsruher Waldstadt bereiten unterdessen seit Jahren Geschenke für arme Kinder in der ganzen Bundesrepublik vor. Der städtische Arbeiter ist dabei nicht etwa besonders wohlhabend – seine Ressourcen für die Geschenke sind die Mülltonnen der Fächerstadt.

Herstellung von Spielzeug für bedürftige Kinder durch den städtischen Arbeiter Wolfgang Holzleiter am 23. Dezember 1965.

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Herstellung von Spielzeug für bedürftige Kinder durch den städtischen Arbeiter Wolfgang Holzleiter am 23. Dezember 1965.
Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/BA Schlesiger 1965 – Bildarchiv Schlesiger 1965 A12_181_3_20

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Herstellung von Spielzeug für bedürftige Kinder durch den städtischen Arbeiter Wolfgang Holzleiter am 23. Dezember 1965.
Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/BA Schlesiger 1965 – Bildarchiv Schlesiger 1965 A12_181_3_20

Wie kam er auf die Idee? Holzleiter fährt täglich mit dem Müllwagen durch die Straßen Karlsruhes – auch das Antoniusheim im Westen der Stadt gehört zu seinem Revier. Dadurch kommt er öfter mit den Kindern aus dem Heim in Berührung und lernt ihre Verhältnisse kennen.

Eines Tages kommt er auf die Idee, Weihnachtsgeschenke für die Kinder zu basteln. Er hat bereits öfter Sachen aus den Mülltonnen gefischt, die sich in neue Spielzeuge verwandeln könnten.

Auch seine Kollegen sind von der Idee begeistert

Als er seinen Kollegen von der Idee erzählt, sind auch sie begeistert und fangen an, brauchbare Objekte zu sammeln. Als genug zusammengekommen ist, arbeitet Wolfgang Holzleiter wochenlang in seiner Kellerwerkstatt an Traktoren, Räumbaggern, Tretautos, Kinderrollern, Lastwagen, Segelschiffen und Puppenwagen.

Seine Frau Renate ist ebenfalls tatkräftig an der Wandlung der Objekte beteiligt: Sie sitzt monatelang an der Nähmaschine – allein in einem Jahr hat sie über dreißig Kleider und ebenso viele Spielhosen genäht, dazu Berge von Kleidern und warmen Wollsachen, die Wolfgang nach Hause brachte, repariert. Auch Spielpuppen werden repariert und neu eingekleidet – dabei hat die Familie selbst drei Kinder zu versorgen.

An Weihnachten 1960 war es dann endlich so weit: Wolfgang Holzleiter überbringt den Kindern des Antoniusheims die Geschenke und bereitet den Kindern damit eine solche Freude, die ihm den Spitznamen „Weihnachtsmann von der Müllabfuhr“ einbringt.

Holzleiters Spielzeuge werden ins ganze Land verschickt

Auch Weihnachten 1965 ist dabei keine Ausnahme: Am Tag vor dem Heiligen Abend wird wieder eine Wagenladung voller Spielsachen ins St. Antonius-Kinderheim gefahren. In den vorherigen Wochen hat Holzleiter bereits zehn Pakete an bedürftige und kinderreiche Familien im ganzen Land geschickt. Auch in Berlin kam eine große Kiste mit Geschenken an.

Schnee-Bildhauer am 25. November 1965.

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Schnee-Bildhauer am 25. November 1965.
Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/BA Schlesiger 1965 – Bildarchiv Schlesiger 1965 A12_187_2_33

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Schnee-Bildhauer am 25. November 1965.
Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/BA Schlesiger 1965 – Bildarchiv Schlesiger 1965 A12_187_2_33

Im Jahr davor hat der städtische Arbeiter eine ganze Ladung an die Kinder im städtischen Waisenhaus Saint Stanislas in Nancy geschickt, um seinen persönlichen Beitrag zur Städtefreundschaft zwischen Karlsruhe und der Hauptstadt Lothringens zu leisten. Auch 1965 hat er ein ganzes Auto voller Geschenke gepackt – und es sogar persönlich vorbeigebracht.

Aber auch unter dem Jahr vergisst Holzleiter die Kinder nicht: Einmal besucht er mit ihnen den Stadtgarten, ein anderes Mal repariert er eine ganze Kiste Schuhe für sie – denn der „Weihnachtsmann von der Müllabfuhr“ ist gelernter Schuhmacher. Wolfgang Holzleiter ist in sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Aber gerade dieses Schicksal machte ihn sensibel für die Not anderer.

  • Katherine Quinlan-Flatter

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