Bielefeld. „Ich habe Spaß an der Mechanik. Außerdem gefallen mir die Form und das Design des Autos. Das war damals Avantgarde“, sagt Frank Strellmann und zieht an der weißen Abdeckung des Fahrzeugs. Darunter erscheint die goldene Silhouette des auffälligen Sportcoupés. Eigentlich befindet sich der Citroën SM schon im Winterschlaf. Für eine kleine Probefahrt lässt der 57-Jährige aber noch einmal den Motor an. Dann zeigt der flotte Veteran aus Blech und Technik, was in ihm steckt.
Mit 170 PS bringt es der Wagen auf bis zu 225 Stundenkilometer.
Mit seinen 170 PS bringt es der Wagen auf 225 Stundenkilometer.
| © Barbara Franke
„Diese Autos wurden früher als Concorde auf der Straße“ bezeichnet“, berichtet der Geschäftsführer einer Gebäudetechnik-Firma. Mit seinen 170 PS könne der Citroën, der damals als schnellstes frontangetriebenes Fahrzeug galt, eine Geschwindigkeit von bis zu 225 Stundenkilometer erreichen. Weil der Wagen zwischen 1970 und 1975 nur rund 12.900 Mal gebaut worden sei, seien heute aber nicht mehr viele Exemplare davon unterwegs.
Strellmann schätzt, dass es in Deutschland maximal noch 300 bis 400 Autos dieses Typs gibt. Weil sie so selten und exklusiv sind, müssen Liebhaber oft tiefer in die Tasche greifen. „Ich habe ihn für 30.000 Euro in Bonn gekauft und noch einmal 10.000 Euro reingesteckt“, verrät der Oldie-Fan. Dabei befinde sich sein Fahrzeug noch in einem guten Originalzustand. Auch die goldene Lackierung sei in den 1970er-Jahren beliebt gewesen.
Die Technik ist hochkomplex
Ersatzteile gebe es hingegen inzwischen kaum noch, die Technik des Zweitürers sei hochkomplex. „Es gibt zwei bis drei Spezialisten, die sich damit auskennen“, sagt der Braker. Nach dem Kauf des Fahrzeugs 2019 sei er deshalb auch sofort Mitglied im Citroën SM-Club Deutschland geworden, der rund 300 Mitglieder hat. „Pro Jahr wird ein großes Clubtreffen veranstaltet.“ Dabei zieht es die Fans der Marke auch regelmäßig in Nachbarländer wie Österreich oder Belgien. Die Großbuchstaben SM sind die Abkürzung für „Sport Maserati“, weil das Sportcoupé einen 6-Zylinder-Motor von Maserati hat. Der Designer Robert Opron sorgte mit dem futuristischen Schrägheck für Aufsehen.
×
Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail zur Bestätigung Ihrer Anmeldung.
Erst danach ist diese abgeschlossen.
Bitte prüfen Sie auch den Spam-Ordner.
×
Sie haben bisher Ihre E-Mail-Adresse noch nicht bestätigt.
Erst danach ist diese abgeschlossen.
Bitte prüfen Sie auch den Spam-Ordner.
×
Es ist einen Fehler aufgetreten
Bei Fragen hilft unser Newsletter-Support
Newsletter
Update zum Abend
Informiert bleiben mit täglichen News aus Bielefeld, OWL und der Welt.
Jetzt anmelden
Lesen sie auch: Er läuft und läuft – Bielefelder fährt 42 Jahre alten Oldtimer
Wesentlich bekannter ist der DS, der auch als „Göttin“ bezeichnet wird. „Jeder, der einen SM hat, hat auch eine Göttin. Die fahren beide toll“, schwärmt Frank Strellmann. Aufgewachsen ist der Bielefelder Installateurmeister mit zwei Brüdern auf einem Bauernhof im ländlichen Borgholzhausen. Da sei immer an alten Maschinen herumgeschraubt worden.
Ein Blick ins Innere des Coupés.
| © Barbara Franke
Inzwischen hilft Hausfreund Manfred Nitsch fast täglich bei der Arbeit, denn der Handwerksmeister besitzt noch weitere Oldtimer, auch Motorräder. „Das älteste ist 100 Jahre alt“, berichtet der 57-Jährige, der in der Beschäftigung mit seinen Fahrzeugen Entspannung findet. „Die sind alle unterschiedlich. Das macht den Reiz aus.“
Auch interessant: Vom Opel GT zum Original Bielefelder lebt Oldtimer- Liebe
An seinem Franzosen schätzt er den unvergleichlichen Fahrkomfort. Zeitgenossen sehen in SM eine Abkürzung von „Seine Majestät“. Der Legende nach soll die Queen 1972 im Fond eines offenen Citroën SM anlässlich eines Besuches in Frankreich gesehen worden sein. Wie bei der „Göttin“ zeichnet sich ihre weniger bekannte Schwester durch ihre spezielle Federung aus, die ein „schwebendes Fahrgefühl“ verursacht.
Legenden auf Rädern. Frank Strellmann fährt einen seltzenen Ciroen, Baujahr 1973
Gut 40 Meter Hydraulikleitungen sind im Wagen verbaut. Eine Besonderheit sind auch die sechs Frontscheinwerfer, die sich bei einigen Modellen selbstständig drehen. Mit Ehefrau Barbara ist der Bielefelder regelmäßig auf Oldtimer-Treffen unterwegs, zwischen 1.000 und 2.000 Kilometer kommen dabei pro Jahr zusammen.
Im Stich gelassen hätte ihn das 52 Jahre alte Schmuckstück noch nicht: „Kleinigkeiten passieren, wir sind aber noch nie liegen geblieben und immer nach Hause gekommen.“ Dafür werde er unterwegs häufig angesprochen, weil viele Menschen die Optik des Wagens ansprechend finden würden. Kaum jemand wisse jedoch, um welches Auto es sich handele. Das wundert nicht. Fast die Hälfte der gebauten Fahrzeuge wurden im Heimatland Frankreich verkauft.

