Kurzfassung des Artikels:
- Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bewirbt sich erneut um den Status als Exzellenz-Universität, eine Entscheidung wird im Herbst 2026 erwartet.
- Bei Erfolg würde Schleswig-Holstein durch erhebliche Bundesmittel und verstärkte Anziehungskraft für Forschende profitieren.
- Das Bewerbungsprofil stellt die Ostsee-Region als Reallabor globaler Herausforderungen und Antworten der Forschung darauf in den Mittelpunkt.
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„Mit der Umfangsbegrenzung mussten wir am meisten kämpfen“, sagt Prof. Catherine Cleophas, Vizepräsidentin der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU). 66 Seiten mit 150.000 Zeichen plus einen überschaubaren Anhang durfte die Hochschule beim Deutschen Wissenschaftsrat nach zwei Jahren Vorbereitungszeit abgeben.
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Groß war die Versuchung, Vieles noch ausführlicher darzustellen. Schließlich wollte man sich von seiner besten Seite zeigen. Geht es dabei doch um nichts Geringeres als den Anlauf, den Olymp der deutschen Wissenschaft zu erklimmen: Die CAU kandidiert in einem konkurrenzstarken bundesweiten Umfeld als Exzellenz-Universität. Im Herbst 2026 wird mit der Entscheidung gerechnet.
„Ein Status als Exzellenz-Universität sagt etwas darüber aus, wo es die Leuchttürme der Wissenschaft in Deutschland gibt.“
Prof. Catherine Cleophas
Vizepräsidentin der Kieler Christian-Albrechts-Universität
„Ein Status als Exzellenz-Universität sagt etwas darüber aus, wo es die Leuchttürme der Wissenschaft in Deutschland gibt. Der ist bisher deutlich südwestlastig“, sagt Cleophas. 2019 hatte die CAU das mit einer ersten Bewerbung versucht zu ändern – damals ohne Erfolg.
Zwei Exzellenz-Cluster als Trittbrett der Bewerbung
Durchaus durchsetzen konnte sich Schleswig-Holsteins Landesuniversität aber mit einem anderen Prestigeprojekt: Sie wurde in zwei bundesweite Cluster für Exzellenzforschung in Teildisziplinen aufgenommen: zum einen ins Cluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“, zum anderen ins Cluster „Roots“. Bei Letzterem dreht es sich, ausgehend von der Ur- und Frühgeschichtsforschung, um Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt.
Die Mitgliedschaft in beiden Clustern wurde 2025 um weitere sieben Jahre verlängert. Allein dies bringt bis 2032 84 Millionen Euro Bundesmittel nach Schleswig-Holstein. Die Zugehörigkeit zu Exzellenz-Clustern war auch eine Voraussetzung für die jetzige Bewerbung, um für die gesamte Universität den Exzellenz-Status zu erreichen.
So viele Konkurrenten gibt es
Die Chancen, dass es diesmal klappt, schätzt Cleophas auf etwa 50 zu 50 ein. Einschließlich der CAU bewerben sich insgesamt sieben weitere Universitäten und vier Verbünde auf maximal fünf neue Exzellenzstandorte. Insgesamt soll es wie bisher zehn Universitäten mit diesem Prädikat geben.
Aussicht auf leistungsstärkere Studenten
„Als Exzellenz-Universität könnten wir besonders leistungsstarke Studieninteressierte erreichen“, hofft Cleophas. „Sie orientieren sich bevorzugt in Richtung von Universitäten mit einem hohen Renommee.“ Zudem werde ein Exzellenz-Status Schleswig-Holstein im Wettbewerb um Wissenschaftler stärken. Diese zögen auch weitere gute Leute für ihre Teams mit, etwa für Labortätigkeiten oder die Vermittlung.
Ostseeraum als Fundament der Bewerbung
Die Kieler Bewerbung versucht sich mit einem Alleinstellungsmerkmal, indem sie ihre Verankerung im Ostseeraum als Ausgangspunkt nimmt. „Connecting Horizons. From the Baltic Perspective to Global Impact“ lautet der Titel. Er soll deutlich machen: Ausgehend von aktuellen Forschungsfragen rund ums Mare Balticum möchte man wissenschaftliche Innovationen hervorbringen, die auch für andere Weltgegenden Relevanz haben.
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„In Form der Ostsee haben wir ein Reallabor direkt vor der Haustür, in dem sich zahlreiche globale Herausforderungen spiegeln“, sagt Cleophas. Sie nennt etwa Klimaveränderungen und Energiewende, Gesundheitsthemen sowie Demokratieerhalt und Sicherheit.
Land verspricht Extra-Millionen aus dem Landeshaushalt
Wissenschaftsstaatssekretär Guido Wendt ist überzeugt: „Eine Exzellenz-Universität bringt Schwung nach Schleswig-Holstein, auch über Kiel hinaus.“ Deshalb hat die schwarz-grüne Landesregierung sich im Fall eines Zuschlags bereits jetzt zu einer großzügigen Co-Finanzierung verpflichtet.
So viel Geld winkt der Kieler Uni
Das Land als Hochschulträger muss 25 Prozent der von auswärts fließenden Mittel obendrauflegen. Das wären laut Wendt bis zu 25,7 Millionen Euro, aus einem zunehmend angespannten Landeshaushalt.
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Sorgen, dass der Extraposten für die CAU finanziell zu Lasten der anderen Hochschulen im Land gehen könnte, versucht Wendt mit dem Hinweis zu zerstreuen, dass das Land zumindest für die nächsten vier Jahre gerade allen Hochschulen feste Mittelzusagen durch den Abschluss neuer Ziel- und Leistungsvereinbarungen gemacht habe. Zudem könnten die anderen Hochschulen „darauf bauen, dass sie von einer Exzellenz-Universität CAU in das Forschungskonglomerat eingebunden werden.“
„Eine Exzellenz-Universität zieht auch Wertschöpfung an, weil der Standort Schleswig-Holstein damit für die Wirtschaft spannender wird.“
Guido Wendt
Wissenschaftsstaatssekretär
Der Staatssekretär versteht die 25,7-Millionen-Zusage des Landes als Trumpf bei der Entscheidung des Wissenschaftsrats: „Die feste finanzielle Zusage des Landes ist etwas, was die Exzellenz-Bewerbung der CAU zum Teil von anderen Bewerbungen unterscheidet.“ Er setzt auf eine gute Verzinsung: „Eine Exzellenz-Universität zieht Wertschöpfung an, weil der Standort Schleswig-Holstein damit für die Wirtschaft spannender wird.“
„Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein sind so groß, dass sie Forschung benötigen, aber zu klein, um selbst Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zu haben. Deshalb sind sie auf den Input universitärer Einrichtungen angewiesen.“
„Ein Exzellenz-Status bedeutet einen Anschub für Innovation in vielfacher Hinsicht.“
Prof. Catherine Cleophas
Vizepräsidentin der Kieler Christian-Albrechts-Universität
Einen ähnlichen Mehrwert erwartet Cleophas: „Ein Exzellenz-Status bedeutet einen Anschub für Innovation in vielfacher Hinsicht, zum Beispiel befördert er Ausgründungen von Unternehmen.“ Außer aus technischen Fächern könne das stärker auch aus der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät heraus geschehen.
Langfristige Bindung an Schleswig-Holstein
Ob dauerhaft an der Hochschule beschäftigt oder von dort auf dem Arbeitsmarkt weitergezogen: „Viele Wissenschaftler schätzen einen eher ländlichen Standort, wie er im Umkreis von Kiel zu finden ist“, weiß Cleophas. „Hier können sie die Vorteile einer Großstadt mit guter Infrastruktur für Arbeit und Freizeitgestaltung mit den Vorzügen von Wohnqualität und geringeren Wohnkosten des Umlandes verbinden.“