Es war einiges geboten an Heiligabend und Weihnachten in den Notaufnahmen der Stuttgarter Kliniken. Jeweils bis zu 160 Patienten sind an den drei Tagen gekommen.

Vor dem Weihnachtsfest ausreichend gesundheitlich vorzusorgen – das ist offensichtlich vielen schwer gefallen: In den Notaufnahmen der Stuttgarter Kliniken sind über die Feiertage besonders viele Menschen mit Influenza vorstellig geworden: „Man merkt schon, dass die saisonale Grippe-Impfung und auch die Covid-Impfung gesellschaftlich an Bedeutung verloren haben“, bilanziert die Leitende Notärztin Natalie Küper am zweiten Weihnachtsfeiertag im Marienhospital Stuttgart.

Besonders ältere Menschen aus Pflegeheimen hat der frühe Start der Influenza-Saison in diesem Jahr getroffen: „Viele wurden aufgrund von Atemnot und aufgrund eines verschlechterten Allgemeinzustands zu uns gebracht“, berichtet die Fachärztin für Notfallmedizin. Oft zeigte sich, dass sich zusätzlich zu den Grippe- oder Covid-19-Viren eine bakterielle Entzündung etwa in der Lunge festgesetzt hat. „Wir haben daher öfters Antibiotika-Therapien verordnen müssen.“

Mehr Patienten in der Notaufnahme als an normalen Werktagen

Rund 160 Patienten haben sich in den drei Tagen jeweils in den Notaufnahmen vom Klinikum Stuttgart, dem Marienhospital und auch dem Diakonie-Klinikum Stuttgart versorgen lassen. Auch im Robert-Bosch-Krankenhaus hatten die Notfallmediziner an den Feiertagen alle Hände voll zu tun. „Es waren deutlich mehr Patienten bei uns, als wir es sonst sogar an normalen Werktagen gewohnt sind“, sagt Florian Dengler, der Leitende Oberarzt der Interdisziplinäre Notaufnahme (INA) des Klinikums Stuttgart.

Während an Heiligabend vermehrt junge Menschen nach alkohol- oder drogenbedingten Schlägereien mit Gesichtsverletzungen in die Notaufnahme des Klinikums gekommen sind, hat sich an den Weihnachtsfeiertagen gezeigt, welche Auswirkungen es hat, wenn die Hausarztpraxen geschlossen haben. „Die allermeisten Patienten sind mit Beschwerden in die Notaufnahme gekommen, die sonst hauptsächlich der Hausarzt sieht“, sagt Dengler.

Viele Infekte untypisch für die Notaufnahme

Das bestätigt auch die Ärzteschaft der anderen Kliniken: Neben einem erhöhten Aufkommen von Atemwegsinfekten wie Influenza und Corona waren vor allem Magen-Darm-Erkrankungen im Diakonie-Klinikum Stuttgart (Diak) an den Feiertagen typisch. „Zum Teil hatten wir Betroffene bei uns, die von ihrer Familie separiert sein wollten, damit sie zuhause nicht die Eltern oder die kleinen Kinder anstecken“, sagt Nadja Schölzl, Oberärztin für Notfallmedizin am Diak.

Dabei sind die meisten Beschwerden der Menschen, die in den vergangenen Tagen die Notaufnahme aufgesucht haben, auch zuhause gut zu behandeln: „Bei Atemwegsinfekten ist es sinnvoll, ausreichend zu trinken“, sagt Schölzl. Das gilt auch bei Magen-Darm-Erkrankungen. Hier könne zusätzlich Schonkost helfen. „Bei hohem Fieber können bekannte Hausmittel wie Wadenwickel hilfreich sein“, rät sie. Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol lindern bei grippalen Infekten die Beschwerden.

Wer sich krank fühlt, sollte sich über die Feiertage hinaus selbst beschenken: mit Ruhe und Erholung. „Die meisten Infekte, die gerade kursieren, sind von Viren ausgelöst worden“, sagt der Notfallmediziner Dengler vom Klinikum. Dagegen sei mit Medikamenten wenig auszurichten. „Da gilt es einfach, abzuwarten.“

Wann geht es in die Notaufnahme?

Notfall
Notaufnahmen versorgen akute Notfälle, die einer Krankenhausbehandlung bedürfen – also, wenn ein plötzliches Ereignis mit Gefahr für Leben und Gesundheit eingetreten ist. Krankmeldungen oder planbare Untersuchungen kann die Notaufnahme nicht leisten. Es erfolgt eine Ersteinschätzung: Patienten werden nach Dringlichkeit aufgerufen, nicht nach Wartezeit. Es kann daher zu langen Wartezeiten kommen.

Notfallpraxis
Ambulante Notfälle versorgen der Hausarzt oder – wenn es die Menschen in Stuttgart betrifft – die Notfallpraxis am Marienhospital. Diese ist montags bis freitags von 19 bis 24 Uhr geöffnet, an Wochenenden und Feiertagen von 7 bis 24 Uhr. Weitere Infos und Hilfen gibt es telefonisch unter der Rufnummer 116 117, oder im Netz unter www.116117.de.