Sozialkitsch zur Weihnachtszeit gehört zu London wie die Rosinen in den Christmas pudding. Das hat der Künstler Robin Gunningham verstanden, der seit Jahrzehnten unter dem Namen Banksy sein Unwesen treibt.
Er setzt sich mit seinen ewig gleichen Werken noch und noch gegen alles ein, was auf der öffentlichen Agenda en vogue ist – Rassismus, Kolonialismus oder Ausbeutung.
In diesem Sinn liess er zwei neue Graffiti in London anbringen. Das eine in Bayswater, das andere bei der städtebaulichen Fehlplanung Centre Point mit ihren Luxuswohnungen im touristischen Zentrum. Die identischen Bilder zeigen angeblich obdachlose Kinder, die in den Himmel schauen.
Damit will Banksy auf die Wohnungsnot in der Stadt aufmerksam machen. Er hat es zwar nicht gesagt, denn er sagt nie etwas. Aber seine entzückten Anhänger haben die Werke in diesem Sinn interpretiert. Gewiss, die sozialen Gegensätze in der Metropole sind und bleiben in Zukunft allgegenwärtig. Denn die Stadt wächst und wächst. So kann Banksy beliebig lange Aufmerksamkeit erzielen und den eigenen Marktwert steigern.
Sein, mit einer Performance verbundenes Werk «Love is in the Bin» erzielte einen Verkaufswert von fast 22 Millionen Franken, die Darstellung «Devolved Parliament» immerhin 12,5 Millionen Franken. Nun also dürfen die Londoner Obdachlosen die zwei neuen Graffiti bestaunen und sich freuen, dass Banksy in der Weihnachtszeit an sie gedacht hat.