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Gießens Simon Krajcovic (r.) lässt in dieser Situation den Nürnberger Trevor James Baskin keine Chance..Gießens Simon Krajcovic (r.) lässt in dieser Situation den Nürnberger Trevor James Baskin keine Chance.. © IMAGO/Sportfoto Zink / Alexander Schlirf

Die Gießen 46ers besiegen die Nürnberg Falcons mit 74:64. Coach Ignjatovic äußert sich klar zu Aufstiegsambitionen und Rahmenbedingungen.

Durch das gestrige 74:64 bei den Nürnberg Falcons beenden die Gießen 46ers das Jahr mit einem positiven Saldo aus acht Siegen und sieben Niederlagen in der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Nach zuvor zwei Niederlagen hintereinander war es Balsam für die Seele der Mannschaft. Der Sieg kam aber nicht wie ein Weihnachtswunder über die 46ers. Am Ende war es cleverer Team-Basketball in der Offensive und Defensive, der für einen ungefährdeten Sieg sorgte. Davon profitierten auch Spieler aus der zweiten Reihe.

Wenn sich die Rahmenbedingungen und der Etat in Gießen nicht ändern, kann man von der ersten Liga nicht sprechen.

„Wir haben sehr konzentriert angefangen und bis zum Ende gerade defensiv so weitergespielt“, lobt 46ers Coach „Frenki“ Ignjatovic. „Von dem kleinen Hänger im ersten Viertel haben wir uns nicht erholt“, so sein Gegenüber Ralph Junge. Initiiert wurde dieser Run auch von Devon Goodman, der in Abwesenheit des angeschlagenen Daniel Norl eine tolle Partie machte. Auch Roland Nyama sah bereits früh viel Spielzeit und war auf dem Parkett präsent. Mit einem Steal leitete er leichte Fastbreak-Punkte für Goodman ein (23:13, 10.).

Im zweiten Viertel übernahm ein weiterer Spieler, der bislang hinter seinen Möglichkeiten geblieben war: Till Gloger. Ein geschicktes Passspiel und viel Aufmerksamkeit des Centers machten es möglich, dass Gloger immer wieder zu leichten Zählern am Brett kam. Zwischenzeitlich scorte er dreimal in Folge (34:23, 15.). Am Ende wurde er mit 21 Punkten erstmals Topscorer.

„Wir haben es geschafft, die Nürnberger Leistungsträger in Schach zu halten. Mit Ausnahme von Brandton Chatfield“, verrät Ignjatovic das zweite Erfolgsgeheimnis an diesem Abend. Er räumt zugleich ein, dass Gießen mehr Energie aufs Parkett bringen konnte, da Nürnberg – genau wie der Rest der Liga – drei Spiele in sechs Tagen absolvieren musste. „Das ist NBA-verdächtig!“, kritisiert der Serbe. Nürnberg bekam es besonders dick ab, musste zuvor zweimal auswärts ran.

Das mochte erklären, weshalb Gießen weiter konzentriert ackerte, das Spiel ansonsten aber dahinplätscherte. Von den Falcons ging in der zweiten Halbzeit keine Comeback-Gefahr aus. Gloger punktete emsig. Simon Krajcovic erwischte die beste Partie seit Wochen, tankte Selbstvertrauen. Es war begleitet von 50 Gießener Fans ein versöhnlicher Jahresausklang. Gerade im Netz war nach den Niederlagen gegen Artland und Göttingen fair, aber ergiebig, Kritik geübt worden.

Jonathan Maier feuerte hauptsächlich von der Bank kommend seine Mannschaftskameraden vorbildlich an. Auf den Weihnachtsschlager „Last Christmas“ besangen die Fans Gloger. Und Ignjatovic „besang“ die Fans, sagte: „Danke, dass ihr euch gerade nach diesen zwei Spielen auf den Weg gemacht habt!“ Die so Gelobten nutzten die Gunst der Stunde und schmetterten: „Frenki, gib einen aus!“ Da musste der 59-Jährige herzhaft lachen.

Nicht zum Lachen fand er die Frage in der Pressekonferenz, ob das Aufstiegsziel für Gießen Motivation oder Last sei. Was die Nürnberger Kollegin, die das Interview auf dem Hallenparkett führte, nicht ahnen konnte: Diese Frage musste Ignjatovic in den letzten Monaten mehrfach beantworten. Darauf wies der Coach hin, der in Gießen sein viertes Jahr bestreitet, und stellte unmissverständlich klar: Natürlich sei er mit dem Wunsch an die Lahn gekommen, hier den Aufstieg zu schaffen. Problem: Das daran geknüpfte „Aber“ wird häufig unterschlagen: „Wenn sich die Rahmenbedingungen und der Etat in Gießen nicht ändern, kann man von der ersten Liga nicht sprechen.“ Sportliches Ziel sei, so „erfolgreich wie möglich“ zu sein. „Ein Standort wie Gießen gehört in die Playoffs.“ Dass da alles möglich ist, unabhängig vom Tabellenplatz, sei hinlänglich bekannt. Eine waschechte Neujahrsansprache also. Man darf sicher sein: 2026 geht es für Gießens Basketball spannend weiter.

Gießen: Warnholtz (4), Goodman (10, 6 Assists), Castlin (5), Maier (6), Figge (5), Gloger (21), Nyama (4), Kigab (7), Krajcovic (7).

Nürnberg: Whitt (4), Eckert, Köpple (2), Feneberg (2), Taylor (5), Wolf (3), Baskin (8), Stoiber (8), Friederici (7), Chatfield (25), Lagerpusch.