Drei Startrampen im BauForscher: Russland stationiert Hyperschallraketen in Belarus

26.12.2025, 23:13 Uhr

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A-satellite-image-from-Planet-Labs-taken-November-16-2025-shows-where-U-S-researchers-believe-that-Russia-is-likely-stationing-its-new-nuclear-capable-Oreshnik-hypersonic-cruise-missile-at-the-disused-airbase-Krichev-in-eastern-Belarus-near-Russia-s-border-Planet-Labs-Middlebury-Handout-via-REUTERS-THIS-IMAGE-HAS-BEEN-SUPPLIED-BY-A-THIRD-PARTYDas Satellitenbild zeigt die mobilen Startrampen für Oreschnik-Raketen auf einer Basis nahe dem belarussischen Kritschew. (Foto: via REUTERS)TeilenFolgen auf:whatsappwhatsapp

Vor einem Jahr kündigt Russlands Präsident Putin an, Hyperschallraketen in Belarus stationieren zu wollen. US-Forscher entdecken nun auf einem Satellitenbild entsprechende Vorbereitungen mitsamt den getarnten Startrampen. Geheimdienste kommen zu demselben Ergebnis.

Russland stationiert zwei US-Forschern zufolge offenbar neue atomwaffenfähige Hyperschallraketen auf einem früheren Luftwaffenstützpunkt im Osten von Belarus. Sie seien sich zu 90 Prozent sicher, dass die mobilen Startrampen für Oreschnik-Raketen auf die Basis nahe Kritschew verlegt würden, sagten Jeffrey Lewis vom Middlebury Institute of International Studies und Decker Eveleth von CNA. Damit könnte Russland seine Fähigkeit ausbauen, Ziele in ganz Europa anzugreifen. Die Einschätzung deckt sich weitgehend mit Erkenntnissen von US-Geheimdiensten, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte angekündigt, Oreschnik-Mittelstreckenraketen in Belarus zu stationieren. Der genaue Standort war jedoch bislang nicht bekannt. Die Oreschnik hat eine geschätzte Reichweite von bis zu 5500 Kilometern. Sie soll mehr als die zehnfache Schallgeschwindigkeit erreichen und ist Putin zufolge unmöglich abzufangen. Experten sehen in dem Schritt eine Reaktion auf die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland im kommenden Jahr. Der belarussische Verteidigungsminister Wiktor Chrenin bezeichnete die Pläne zuletzt als „unsere Antwort“ auf die „aggressiven Handlungen“ des Westens. Stellungnahmen der russischen Botschaft in Washington, des Weißen Hauses und des US-Geheimdienstes CIA lagen zunächst nicht vor.

Experte: Nur politische Gründe

Lewis und Eveleth stützen ihre Einschätzung auf die Auswertung von Satellitenbildern, die rasche Bauarbeiten zeigten. Diese begannen demnach zwischen dem 4. und 12. August. Als eindeutigen Hinweis werteten sie einen militärischen Schienenumschlagplatz sowie eine betonierte und mit Erde bedeckte Fläche, die als getarnter Startplatz dienen könnte. Nach einem Treffen mit seinem belarussischen Amtskollegen Alexander Lukaschenko im Dezember 2024 hatte Putin angekündigt, die Raketen könnten in der zweiten Hälfte dieses Jahres in Belarus stationiert werden. Lukaschenko sagte vergangene Woche, die ersten Raketen seien bereits geliefert worden. Ihm zufolge sollen bis zu zehn Oreschniks in Belarus stationiert werden. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass der jetzt identifizierte Standort nur Platz für drei Startrampen bietet.

Die Stationierung geschieht wenige Wochen vor dem Auslaufen des New-Start-Vertrags, des letzten Abkommens zwischen den USA und Russland zur Begrenzung strategischer Atomwaffen. Es wäre das erste Mal seit dem Kalten Krieg, dass Moskau Atomwaffen im Ausland unterhält. Der in Genf ansässige Experte Pawel Podwig zeigte sich skeptisch, dass der Schritt Moskau militärische oder politische Vorteile verschaffe. Lewis sagte, es gebe keine militärischen, sondern nur politische Gründe für die Stationierung. Sie unterstreiche dabei die wachsende Abhängigkeit Russlands von Atomwaffen.

Quelle: ntv.de, mau/rts