Kiel. Der Verkehrsvertrag für die Bahnstrecke Kiel-Hamburg bis zum Jahr 2039 ist unterschrieben. Darin regelt das Land bis aufs letzte Detail, welche Vorgaben die Deutsche Bahn beim Betreiben der Strecke ab Dezember 2027 einhalten muss: von ausgedruckten Infomaterialien bis zu genauen farblichen Designanweisungen für die Busse des Ersatzverkehrs. Eine Zusammenstellung einiger teils kurioser Regeln.

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Auf die Sauberkeit der Züge legt das Land größten Wert. Nicht umsonst wurden vor einiger Zeit Gelder für die Deutsche Bahn vorerst nicht ausgezahlt, weil die Züge zwischen Kiel und Hamburg zu dreckig waren.

Im neuen Verkehrsvertrag werden nicht nur feste Reinigungszyklen vorgegeben. Der Begriff „sauber“ reicht im Zusammenhang mit den Fensterscheiben im Zug beispielsweise nicht aus. Diese müssen „gleichmäßig durchsichtig, ohne sichtbehindernde Beschädigungen“ sein. Jede durchgeführte Reinigung muss die DB außerdem in einer zentralen Informationsplattform dokumentieren.

Auch das Thema Graffiti ist genau geregelt. Ist ein Graffiti am Zug größer als ein Quadratmeter und mehr als 72 Stunden alt, muss die Deutsche Bahn „für die darüberhinausgehende Zeit eine Vertragsstrafe in Höhe von 500 Euro je Wagen und je angefangene 24 Stunden“ errichten. Funktioniert ein WC im Zug mehr als zwei Tage nicht, werden ebenfalls 500 Euro Strafe pro Tag fällig.

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Besonders detailverliebt wird es beim Schienenersatzverkehr. Die Deutsche Bahn muss zwölf Doppelstockbusse anschaffen. Diese sollen mindestens immer dann eingesetzt werden, wenn der Ersatzverkehr bereits länger geplant ist (beispielsweise bei terminierten Bauarbeiten).

Vorgegebene Stoffmuster für Ersatzverkehr-Busse

Doch die Busse dürfen natürlich nicht beliebig aussehen. Auf dutzenden Seiten gibt der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) in einem Design-Heft deswegen Schriftarten und farbliche Außengestaltung der Busse vor. Auch im Businneren soll natürlich alles genau abgestimmt sein.

„Als durchgängiges Interieur-Designelement kann vor allem der speziell entwickelte Nah.SH-Veloursstoff einheitlich angewendet werden“, heißt es als Vorgabe. Dazu werden Bilder gezeigt und die Farben genau beschrieben, der Fußbodenbelag soll demnach in einem „dunklen Blaugrau, fein gesprenkelt“ daherkommen.

Niemand kann uns vorwerfen, dass wir Deutschen nicht alles regeln.

Claus Ruhe Madsen (CDU)

Verkehrsminister

Ganz wichtig ist natürlich, dass die Haltestangen im Bus „möglichst in dunklerem Metallic-Silber oder auch aus matt geschliffenem Edelstahl ausgeführt werden“. Gegebenenfalls könne man dabei auch „Akzente in Türkis“ integrieren. Farbtöne „aus dem Bereich von Violett über Rot, Orange, Gelb bis Grün“ sollten dagegen im Businneren vermieden werden.

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Madsen: „Haben hohen Qualitätsstandard“

Wichtig ist auch die Information der Fahrgäste: Das Fahrpersonal der Busse soll Informationsmaterialien in digitaler und analoger Form mitführen, die bei der „Kommunikation mit Fahrgästen unterstützen“. Diese Infoblätter müssen selbstverständlich im „A4-Format“ sein.

„Niemand kann uns vorwerfen, dass wir Deutschen nicht alles regeln“, sagt Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Das sei beim Betreiben von Bahnstrecken aber auch wichtig. „Wir haben einen sehr hohen Qualitätsstandard.“

Zusammen mit allen Verträgen, Anhängen und Daten umfassten die Unterlagen zur Ausschreibung für die Bahnstrecke Kiel-Hamburg rund 13.000 Seiten. Ein echter Brocken, was in solchen Verfahren aber üblich ist.

KN