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Der Ifo-Präsident sieht die deutsche Wirtschaft in Gefahr. Die Regierung schiebt Probleme auf die lange Bank. Unternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft.
München – Die deutsche Wirtschaft steckt auch unter der schwarz-roten Bundesregierung weiter in der Krise. Clemens Fuest, Präsident des renommierten Münchner ifo Instituts, hat scharfe Kritik an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) geübt. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung warnte Fuest vor einer möglichen wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland und bemängelte den Umgang der Regierung mit drängenden wirtschaftspolitischen Herausforderungen. Fuest hatte in letzter Zeit öfters vor einem Wohlstandsverlust in Deutschland gewarnt.
„Alles mit Geld zuschütten, dafür braucht es nicht viel Mut“, sagt der Ifo-Präsident Clemens Fuest. © Peter Kneffel/dpaGeschäftsklima sinkt entgegen Erwartungen – Fuest attackiert Merz: „Wird auf Dauer nicht gut gehen“
„Leider wird alles, was schwierig ist, auf die lange Bank geschoben. Das wird auf Dauer nicht gut gehen“, erklärte Fuest gegenüber der Zeitung. Der Wirtschaftsexperte warf dem Kanzler vor, den großen Herausforderungen in der Wirtschaftspolitik aus dem Weg zu gehen. Besonders kritisch sieht Fuest den Ansatz der Regierung, Probleme vorwiegend mit finanziellen Mitteln lösen zu wollen.
„Alles mit Geld zuschütten, dafür braucht es nicht viel Mut“, betonte der Ifo-Präsident in dem Interview. Er argumentierte, dass die derzeitige Politik die Probleme für den privaten Sektor eher noch verschärfe, anstatt sie zu lösen. Als konkrete Beispiele nannte Fuest die Rentenpolitik sowie mögliche Steuer- und Abgabenerhöhungen.
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Die Konsequenzen dieser Politik könnten laut Fuest gravierend sein: „Am Ende könnte Deutschland in eine Phase der Dauerstagnation eintreten.“ Diese Warnung unterstreicht die Dringlichkeit, mit der der Ökonom Veränderungen in der Wirtschaftspolitik fordert.
Ifo-Präsident rechnet mit Merz ab – Unternehmen blicken pessimistisch auf 2026
Die kritische Einschätzung Fuests wird durch aktuelle Wirtschaftsdaten gestützt. Bereits Mitte Dezember 2025 hatte der Ifo-Präsident festgestellt: „Die Unternehmen blicken pessimistischer auf das erste Halbjahr 2026.“ Anlass für diesen Kommentar war das Ergebnis der Umfrage zum Ifo-Geschäftsklima.
„Das Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung“, fasste Fuest die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zusammen. Diese Einschätzung spiegelt sich in den jüngsten Daten des Ifo-Geschäftsklimas wider.
Entgegen den Prognosen von Volkswirten, die mit einem leichten Anstieg gerechnet hatten, fiel das Ifo-Geschäftsklima im Dezember um 0,4 Punkte auf 87,6 Punkte.. Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung des Erwartungsindikators, der sich merklich eintrübte und um 0,8 Punkte auf 89,7 Punkte sank.
Der Indikator zur aktuellen Lage blieb hingegen unverändert bei 85,6 Punkten. Diese Zahlen basieren auf der monatlichen Befragung von 9000 Unternehmen durch das ifo Institut und gelten als wichtiger Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. (Verwendete Quellen: dpa, Reuters)