
2014 entfachte der Film heftige Debatten, die über Hollywood hinausgingen.Bild: Warner Bros.
Filme und Serien
Heute läuft ein Film im TV, der die gesellschaftlichen Bruchlinien rund um Krieg, Nation, Moral und Erinnerung offenlegt. Seine Wirkung reicht weit über das Kino hinaus – genau das macht ihn so umstritten.
27.12.2025, 07:0327.12.2025, 07:03

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„American Sniper“ von Clint Eastwood ist einer der kommerziell erfolgreichsten Kriegsfilme der letzten Jahre und zugleich einer der kontroversesten. Die persönliche Perspektive des Protagonisten ersetzt die politische Einordnung.
Der Erfolg gibt dem Regisseur immerhin teilweise recht: Der Film spielte weltweit 547 Millionen Dollar ein. Heute läuft er im TV.
Darum geht es in „American Sniper“
Erzählt wird die Geschichte von Chris Kyle (Bradley Cooper), einem Scharfschützen der US Navy SEALs, der während des Irakkriegs als der tödlichste Scharfschütze der US-Militärgeschichte bekannt wurde.
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Seine außerordentlichen Fähigkeiten machen ihn zur Legende unter seinen Kameraden. Gleichzeitig gerät er ins Visier der Aufständischen, die ein Kopfgeld auf ihn aussetzen.
Zwischen den gefährlichen Einsätzen in Falludscha und Ramadi kämpft Kyle auch zu Hause mit den emotionalen Folgen des Krieges. Seine Ehe leidet, seine Rolle als Vater wird durch die ständige Abwesenheit erschwert.
Während er sich immer wieder freiwillig für neue Einsätze meldet, beginnt sich die Grenze zwischen „Kampfzone“ und „Zuhause“ für ihn aufzulösen.
Warum ist „American Sniper“ umstritten?
Die reale Geschichte von Chris Kyle, der während des Irakkriegs über 160 bestätigte Tötungen verzeichnete, wird im Film als heroischer Akt inszeniert: Kyle wird als aufrechter Soldat dargestellt, der seine Kameraden schützt, Opfer bringt und unter dem psychischen Druck des Krieges leidet.
Ein zentraler Kritikpunkt ist die einseitige Darstellung des Krieges. Irakische Figuren erscheinen im Film fast ausschließlich als Bedrohung oder Feindbild, während US-Soldaten als moralisch integre Helden gezeigt werden.
Die komplexen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe des Irakkriegs bleiben weitgehend ausgeklammert. Stattdessen arbeitet der Film mit einer klaren Gut-gegen-Böse-Logik, die Teile des Publikums als vereinfachend und problematisch empfinden.
Kyles eigene Aussagen in Interviews und seiner Autobiografie, in denen er Iraker als „Wilde“ bezeichnete und keinerlei Reue über seine Taten zeigte, werfen ein anderes Licht auf die filmische Heldenfigur – im Film selbst wird dieser Aspekt nur angedeutet.
Zusätzliche Kontroversen entstanden durch die politische Vereinnahmung des Films. Während konservative Stimmen „American Sniper“ als patriotisches Meisterwerk feierten, sahen Liberale darin eine gefährliche Glorifizierung des US-Militäreinsatzes im Nahen Osten.
Die sechs Oscar-Nominierungen des Films – unter anderem in der Kategorie Bester Film – heizten diese Diskussion weiter an.
Clint Eastwood selbst äußerte sich zurückhaltend zur politischen Interpretation seines Films. Für ihn stehe das Schicksal des Einzelnen im Mittelpunkt: die psychologischen Folgen von Krieg, der Druck auf Soldaten, das Scheitern in der Familie.
RTL Zwei zeigt „American Sniper“ am 27. Dezember um 20.15 Uhr. Gestreamt werden kann der Film unter anderem bei Amazon, wo er als Kauf- und Leihtitel verfügbar ist.