Man kann schon nachdenklich werden, wenn man auf dem Schlossplatz das Riesenrad vorm Nachthimmel leuchtend aufragen sieht: Wieder dreht es seine Runden. Wieder ist der Jahreskreislauf abgeschlossen, hat die Erde die Sonne einmal umrundet. Von oben hat man eine herrliche Aussicht – taugt diese Perspektive auch für einen Rückblick und eine Ausblick? Wir drehen „Eine Runde über Stuttgart“ und solange das Riesenrad sich dreht, erfahren wir, was Benjamin Blankenhorn bewegt.

Benjamin Blankenhorn ist Vater – und man muss ihm gar nicht viele Fragen stellen, er gerät direkt ins Schwärmen: „2025 war das schönste Jahr in meinem ganzen Leben. Den Kleinen aufwachsen zu sehen, ist so besonders.“ Im November 2024 wurden Benjamin Blankenhorn und seine Frau Eltern eines Sohnes. 2025 war also das erste Jahr, das sie komplett mit Kind verbrachten. Bei einem Gespräch im Riesenrad auf dem Stuttgarter Schlossplatz erzählt er von der Veränderung seines Alltags; den Aufs und den Abs.

Momentan ist der 37-jährige Stuttgarter in Elternzeit: „Das gibt einem so viel“, sagt er. Manchmal sei es natürlich anstrengend, aber wenn sein Kind lache oder leuchtende Augen bekomme, sei dies „das Schönste, was man erleben kann“. Alles perfekt also? Nicht ganz, die Prioritäten hätten sich völlig verschoben: Zu zweit essen war das Paar seit der Geburt fast noch nie. Sport kam zu kurz, manche Freunde auch. „Für vieles ist nun deutlich mehr Planung nötig.“ Zugleich genieße er manches nun umso mehr.

2026 ändert vieles: Beide arbeiten, Kind geht in die Kita

Im kommenden Jahr wird sich einiges bei Benjamin Blankenhorn und seiner Familie ändern: Der Sohn kommt dann fest in die Kita, beide Elternteile gehen wieder arbeiten. „Es wird nicht leicht, das alles unter einen Hut zu bekommen“, ist er sich bewusst. Schon in den ersten Eingewöhnungswochen in der Kita hieß es plötzlich: Notbetreuung. Die Bezugserzieherin seines Sohnes wurde krank, die Eingewöhnung unterbrochen. „Wenn künftig wir beide arbeiten und es dann einen Kita-Ausfall gibt – oder jemand von uns krank wird und wichtige Termine anstehen, werden wir an unsere Grenzen kommen.“

Dankbar ist er dafür, dass sein Arbeitgeber größtes Verständnis für die Belange von Eltern hat und ihm mit der Einteilung der Stunden sowie dem Arbeiten im Homeoffice vollumfänglich entgegen kommt. Und erleichtert ist er auch, dass die Kitagebühren in Stuttgart nun doch nicht so stark angehoben werden, wir kurzzeitig befürchtet worden war, „das Leben wird sowieso schon immer teurer“. Zwar bekommt seine Frau Unterstützung vom Arbeitgeber für den Kitaplatz. Doch generell heiße es ja immer, dass Deutschland unbedingt mehr Kinder brauche – aber 800 Euro für einen Betreuungsplatz sei für die meisten Menschen einfach nicht leistbar, sagt Benjamin Blankenhorn.

Erleichterung, dass Betreuung bezahlbar bleibt

Zum Hintergrund: Weil die Stadt Stuttgart massiv Geld einsparen muss, hatte das Jugendamt vorgesehen, dass sich die Ganztagesbetreuung mit Früh- und Spätzuschlag für Kinder unter drei Jahren bis zum Jahr 2031 von 256 auf 828 Euro pro Monat verteuert. Dies hat der Gemeinderat nun abgewendet: Die Beträge steigen im September 2026 und 2027 bei der Ganztagesbetreuung unter drei Jahren um je elf Prozent, bei älteren Kindern um je 7,5 Prozent. In Zahlen bedeutet das bei dreijährigen Kindern im Ganztag mit der längsten Betreuungszeit im Jahr 2031 Kosten von 355,01 Euro – und damit knapp 100 Euro mehr als heute. Dazu kommen noch höhere Kosten fürs Essen, das wird 2026 und 2027 um je elf Prozent auf 85 und dann auf 93 Euro im Monat angehoben werden, danach ebenfalls bis 2031 um jährlich drei Prozent auf am Ende rund 94 Euro pro Monat.

Benjamin Blankenhorn begrüßt die sanftere Anhebung der Gebühren: „Solche immensen Kostensteigerungen hätten die Gleichberechtigung nicht vorangebracht, denn dann würden noch mehr Frauen in Teilzeit oder gar nicht arbeiten, weil es sich finanziell kaum mehr für sie lohnt. Und viele Männer müssten wieder ausschließlich für das Einkommen sorgen.“ Seine Frau und er wollen es anders machen; beide gehen in Teilzeit: Ab 2026 arbeitet Benjamin Blankenhorn 80 Prozent, seine Frau 70 Prozent.