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Tierärztin Carolin Werres fordert ein Böllerverbot zum Schutz der Tiere. Erste Kommunen setzen auf Lasershows statt privater Silvester-Böllerei.

Oberhaching – Für Tierärztin Carolin Werres ist die Sache ganz klar: Ein Böllerverbot muss her, wegen der Tiere. „Es ist für alle Arten eine riesige Belastung, ob Wild-, Nutz- oder Haustiere“, sagt die Chirurgin der Tierklinik Oberhaching. Immer wieder bekomme sie mit, „dass Tiere durch den Lärm tagelang unter Schock stehen und sich nicht mehr nach draußen trauen“.

Silvesterfeuerwerk in MünchenDie Rufe nach einem Böllerverbot zum Schutz der Tierewird lauter. Erste Kommunen setzen auf Lasershows statt privater Silvester-Böllerei wie hier in München. (Archivbild) © Lennart Preiss/dpaFeuerwerk an Silvester versetzt Tiere in Panik: „Riesige Belastung“

Viele Besitzer besorgen schon vor Silvester Beruhigungsmittel für ihre Haustiere. Pflanzliche Alternativen seien durchaus hilfreich, bei stärkeren Mitteln sollte das Tier unbedingt vorher untersucht werden. Im Regelfall helfe schon, das Tier abzusichern, wenn möglich in einem ruhigen Raum, mit einer alternativen Geräuschkulisse wie Musik oder TV zur Ablenkung. Auf keinen Fall sollte man Hunde mit zu Feuerwerken nehmen, sagt die Tierärztin. Sie können Panik bekommen. So wie das Tier, das sich losgerissen habe, vor ein Auto gelaufen und bei ihr in der Klinik gelandet sei.

Dr. Carolin Werres, Fachtierärztin für Kleintierchirurgie, leitende Oberärztin Chirurgie Tierklinik OberhachingDr. Carolin Werres, Fachtierärztin für Kleintierchirurgie, leitende Oberärztin Chirurgie Tierklinik Oberhaching © Melissa Bungartz Fotogafie Erleben

Es ist für alle Arten eine riesige Belastung, ob Wild-, Nutz- oder Haustiere.

Feuerwerkskörper können auch Gebäude gefährden, Höfe oder Holzbauten, die durch die kleinsten Böller oder Raketen schon Schaden nehmen könnten. Thomas Lindbüchl, Vorsitzender der „Freunde Grünwalds“, schlug schon 2019 eine Schutzzone für Grünwald im Gemeinderat vor. Wie er dem Münchner Merkur erklärt, wollte er „wichtige Ortsteile schützen“, unter anderem die Burg Grünwald, die Kirche St. Peter und Paul sowie den Schweindlhof. Sein Antrag wurde damals abgelehnt. Das Böllern sei „nicht weniger geworden“. Über den Grünwalder Marktplatz waberten an Silvester Nebelschwaden, die auch gesundheitlich nicht unbedenklich seien. Tolle Alternative für Lindbüchl: Lasershows statt Feuerwerk.

Gemeinde im Landkreis empfiehlt, auf private Feuerwerke zu verzichten

In Neubiberg gibt es eine Lasershow mit Musik in der Ortsmitte, am Anger in Haar steigt eine Party mit DJ, Feuerwerke und Böller sind untersagt. Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder-, Pflege- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen ist ohnehin verboten. Die Gemeinde Neubiberg empfiehlt aus Gründen der Sicherheit und Gesundheit, ganz auf private Feuerwerke zu verzichten. Marcel Creydt, Kommandant der Feuerwehr Neubiberg, weiß warum: „In nahezu jeder Silvesternacht kommt es zu Einsätzen, die mit privatem Feuerwerk zusammenhängen.“ Häufig liege dabei der Verdacht nahe, dass Pyrotechnik der Auslöser war. „Typisch sind Brände von Hecken, Balkonen oder Mülltonnen.“ Feuerwerksreste würden vor dem Entsorgen unzureichend gelöscht. Feuerwerksbatterien auf Straßen sieht der Kommandant ganz kritisch. Sie brennen über Minuten ab und blockierten dabei Wege für Rettungs- und Einsatzfahrzeuge.

Marcel Creydt, Kommandant Freiwillige Feuerwehr Neubiberg.Marcel Creydt, Kommandant Freiwillige Feuerwehr Neubiberg. © Freiwillige Feuerwehr Neubiberg

Eine Alternative zum privaten Böllern bieten geführte Feuerwerke. Sie sind sicherer und der Müll wird entsorgt. Die Feuerwehr Siegertsbrunn veranstaltet so ein Event. Auch eine Sperrzone gibt es im Ort, das Gelände rund um die Leonhardikirche ist für Feuerwerk tabu.

Von München in die weite Welt: Diese Urlaubs-Destinationen erreicht man mit dem DirektzugRailjet Eisenbahn Passagierzug der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB auf der Arlbergbahn im Herbst in den Alpen in Braz, ÖsterreichFotostrecke ansehen

Geführte Feuerwerke hat auch Sebastian Ruppert schon organisiert – unter anderem in Brunnthal zusammen mit der Feuerwehr. In seinem Laden in Unterhaching verkauft er Feuerwerk aller Art. Dieses Jahr feiert er im familiären Kreis und weiß schon ganz genau, was er zum Jahreswechsel zünden wird: „Ein paar Raketen, ein paar Boxen und ein Vulkan.“ Die Leute wollten sich das Feuerwerk an Silvester nicht verbieten lassen. „Für viele ist das eine Tradition.“ Doch bei allem Spaß ist für Ruppert das ordnungsgemäße Zünden ein wichtiges Thema. „Um den Jahreswechsel ist das für eine gewisse Zeit in Ordnung, im privaten Kreis und moderatem Umfang“, sagt er. Für „Hobby-Pyromanen“, die schon tagsüber und in sensiblen Gegenden böllern, hat Ruppert überhaupt kein Verständnis. Böllerverbotszonen hält er für sinnvoll und wichtig. Eine Drohnenshow im größeren Stil als Ersatz für Feuerwerk sei sehr teuer: rund 20 000 Euro. Ein großes Feuerwerk für zehn Minuten koste nur ein Viertel.