Als Dennis Czekalla das erste Mal in Polen war, fühlte er sich noch als Deutscher. Zwar hat er familiäre Wurzeln in Schlesien, mit dem heutigen Polen hatte er aber lange nichts zu tun. Inzwischen sei er aber nur noch im Kopf Deutscher und im Herzen Pole. „Ich kann meinen Kopf nicht ändern. Alles, was ich in Deutschland gelernt habe, mein ganzes Leben, bleibt drin. Aber dadurch, dass ich hier lebe, das Herz nimmt das so ein bisschen an und so fühle ich mich auch tatsächlich.“
Czekalla lebt seit rund sieben Jahren mit Unterbrechungen in Polen. In dieser Zeit hat er studiert, Polnisch gelernt und ein Unternehmen aufgebaut. Heute wohnt er in Krakau. Probleme, weil er Deutscher sei, habe er nie gehabt. „Alle Polen sind immer absolut begeistert, wenn ein Deutscher hier lebt und wenn man dann auch noch ein paar Wörter Polnisch spricht, dann werden die einen immer lieben. Ich habe es nie gesehen, dass irgendeine Person irgendetwas Negatives mir gegenüber gesagt hat.“
Studie zeigt wachsende Abneigung
Ganz so eindeutig ist das Bild allerdings nicht. Das Deutsch-Polnische Barometer – eine regelmäßige erscheinende Studie – zeigt: Ein Viertel der befragten Polen verspürt Abneigung gegenüber Deutschen. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als bei der letzten Abfrage 2022. Gleichzeitig sank die Zahl der Menschen mit Sympathie von der Hälfte auf rund ein Drittel.
Dafür gebe es verschiedene Gründe, sagt Agnieszka Łada-Konefał vom Deutschen Polen-Institut in Darmstadt. Sie hat die Studie mitverfasst. Einer der Gründe sei eine antideutsche Rhetorik der rechten Parteien in Polen: „Seit mehreren Jahren hören die Polen immer etwas gegen Deutschland, wie antipolnisch die deutsche Politik ist. Es gibt sehr viele Assoziationen zum Zweiten Weltkrieg – also generell – und das verursacht, dass es eine bestimmte Erlaubnis gibt, Deutschland öffentlich zu kritisieren.“
Dennoch betont Łada-Konefał: Die Polen seien nicht antideutsch. Das zeigt die Umfrage nämlich auch: Die meisten Polen haben im Alltag nichts gegen Deutsche. Viele würden sie als Nachbarn oder Arbeitskollegen akzeptieren. „Die meisten der Polen hatten schon einmal Kontakt zu einem Deutschen. Damit will ich sagen, dass diese Assoziation mit den Deutschen als eine Nation der Täter sich relativiert mit persönlichen Erfahrungen und das ist wichtig.“