Musik endlich sehen – was für eine Revolution! Am 1. August 1981 war es soweit: MTV ging an den Start und machte Musik sichtbar. 24 Stunden täglich liefen Videos zu den Songs aus dem Radio. Künstler wurden auf einmal nonstop sichtbar und hatten noch einen Weg mehr, sich auszudrücken. Jetzt wird der Stecker gezogen. Am Jahresende werden die MTV-Kanäle abgeschaltet.

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Das ist das Ende einer Ära, die mit dem Clip zu „Video killed the Radio Star“ begann. Fans und ehemalige Moderatoren reagieren enttäuscht. Doch der Geist von MTV sei längst verschwunden, sagt die Film- und Medienwissenschaftlerin Kirsty Fairclough von der Manchester Metropolitan University. Alles, was den Sender einst „revolutionär“ gemacht habe, existiere nicht mehr.

Plattformen wie Youtube und Tiktok „haben die Art und Weise, wie wir mit Musik und Bildern umgehen, völlig verändert“. Das Publikum erwarte heute „Unmittelbarkeit“ und „Interaktivität“. Beides könne klassisches Musikfernsehen nicht liefern, erklärt die Expertin für Populärkultur.

Madonnas Song und Video „Like A Virgin“ sorgten lange für Schlagzeilen

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Foto: picture-alliance / dpa

MTV lebte vom Gefühl der Einmaligkeit

Erfolgreich war MTV vor allem, als das Internet noch kaum eine Rolle spielte. „Es war so aufregend, weil das im Grunde alles war, was die Leute hatten“, sagt James Hyman. Er produzierte in den 90er Jahren Tanzshows für MTV Europe. Hyman entwickelte zusammen mit Moderatorin Simone Angel die Sendung MTV Party Zone. Sie feierte die Clubkultur und zeigte damals noch neue Techno-, House- und Trance-Musik. Beide verließen den Sender, als MTV Europe Anfang der 2000er Jahre aufgeteilt wurde und sich vom Musikprogramm entfernte.

Realityshows statt Musikvideos

„Ich war untröstlich, als es zu einer Aufteilung in verschiedene Regionen kam. Für mich war das wie der Anfang vom Ende“, sagt Simone Angel. Der Kurswechsel hin zu Realityshows habe MTV seine Seele genommen. Grund für den Bedeutungsverlust sei die Abkehr von innovativen Musikinhalten gewesen, so Angel. Diese seien entscheidend für den Durchbruch unbekannter Künstler gewesen. „Anfangs ging es MTV Europe nicht nur darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Es war die Experimentierfreudigkeit, die den Sender so spannend machte.“