Seit 2018 gibt es die Pizzeria Ristorante Da Salvatore in Neusäß. Hinter dem Lokal stehen zwei Geschwister, Antonio und Anna Candelieri, die aus einer italienischen Familie stammen. Beide sind in der Region aufgewachsen. Ihr Lebensweg klingt wie ein kleines gastronomisches Abenteuer.
Beide Geschwister waren immer in der Gastronomie tätig
Beide Candelieris sind in Augsburg geboren und zur Schule gegangen. Beruflich führte ihr Weg jedoch zunächst in andere Richtungen. „Wir haben jeweils etwas völlig anderes gelernt“, erzählt Anna, „aber die Gastronomie und das Zusammensein mit Menschen, das liegt uns Italienern einfach im Blut.“ Schon als Jugendliche arbeiteten die beiden nebenbei in italienischen Lokalen, in Eisdielen, im Service, in Pizzerien oder beim Catering. „Und das immer mit einem Riesenspaß“, ergänzt Antonio.
Der entscheidende Anstoß kam jedoch von Vater Salvatore. Er war in den 1960er-Jahren als Fliesenleger nach Deutschland gekommen und gastronomisch völlig unbeleckt, aber kulturell zutiefst italienisch. „In Italien gehört das Bewirten von Familie, Freunden und Gästen dazu“, sagt Anna schmunzelnd. „Unser Papa wünschte sich, dass Antonio und ich einmal ein eigenes italienisches Lokal eröffnen.“ Der Name für das Restaurant stand schnell fest: Da Salvatore, zu Ehren des Vaters. Auch Mutter Rosi unterstützte die Idee begeistert.
Fast über Nacht kam die Chance für ein eigenes Lokal, dann wurde es „chaotisch“
Mitte 2018 bot sich plötzlich eine Gelegenheit, beinahe über Nacht. Innerhalb von nur zwei Tagen konnten die Geschwister ein komplettes Gastronomieprojekt am ehemaligen Standort der bekannten Eisdiele Paolina in Neusäß übernehmen. Mit einer Mischung aus Mut, Idealismus und jugendlicher Zuversicht griffen die Geschwister zu.
„Wir sind schon etwas blauäugig in die Selbständigkeit gestartet“, erinnert sich Antonio rückblickend. Die ersten Tage hätten es in sich gehabt. „Chaotisch trifft es wohl am besten“, ergänzt Anna. Am Freitag meldeten sie das Gewerbe an, am Samstag wollten sie loslegen, doch das übernommene Inventar war weit von professionellem Standard entfernt. „Nach 24 Stunden gab die Kaffeemaschine den Geist auf, und die Einrichtung fiel Stück für Stück auseinander.“ Als wäre das nicht genug, stießen sie auf Altlasten des Vorgängers. „Wir waren maßlos enttäuscht“, sagt Anna, „aber Aufgeben kam nicht infrage.“
Als „Da Salvatore“ stabil lief, kam die Corona-Pandemie
Die Geschwister packten an, investierten in neues Equipment, richteten Küche und Gastraum neu ein, modernisierten den Pizzaofen. „Die Brauerei hat uns damals enorm unterstützt, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Antonio. Allmählich wurde aus dem holprigen Start ein stabiler Betrieb, bis im März 2020 die Coronakrise die Gastronomie lahmlegte.
„Elf Monate mussten wir schließen“, berichtet Anna. „Unser Personal schickten wir in Kurzarbeit und versuchten, uns mit dem To-Go-Geschäft über Wasser zu halten.“ Sie installierten moderne Lüftungsgeräte, um nach der Wiederöffnung möglichst viel Sicherheit zu bieten. Doch die finanziellen Belastungen und die späte Abrechnung der Hilfen hinterließen Spuren. „Das hat uns wirklich zugesetzt“, gibt Anna offen zu. Die Canelieris blieben dennoch motiviert, denn: „Mit den Gästen zusammen zu sein, zu kochen, unsere Spezialitäten zu servieren, das macht uns einfach glücklich“, sagt Antonio. Anna nickt: „Und die Unterstützung unserer Gäste war unglaublich. Viele haben uns geholfen, uns ermutigt, uns loyal die Treue gehalten.“
Heute wirkt das Da Salvatore wie ein Lokal familiär, bodenständig, italienisch im besten Sinne. Qualität und Frische stehen bei Antonio, der das Kochen in Italien gelernt hat, an erster Stelle. Die Karte bleibt bewusst überschaubar: lieber weniger Gerichte, dafür alles in Perfektion, darunter etwa die toskanische Spezialität Peposo in vino rosso, ein aromatisches Schmorgericht. Besonders stolz ist Antonio auf seine Nudelmaschine mit eigens angefertigten Bronze-Matritzen. „Damit bekommt die Pasta eine leicht raue Oberfläche, die den Sugo besser aufnimmt“, erklärt er. Künftig möchte Antonio hausgemachte Nudeln auch zum Verkauf anbieten.
Die Geschwister leben im Neusässer „Da Salvatore“ weiter ihren Traum
Auch Anna liebt ihren Beruf, trotz der Belastungen, die die turbulenten Anfangsjahre mit sich brachten. „Dieser Kampf an allen Fronten hat mich viel Kraft gekostet. Und für meinen Sohn, der heute 15 ist, war oft wenig Zeit.“ Ihre Eltern unterstützten sie damals und auch heute noch sehr, wofür sie dankbar ist. Ob sie ihrem Sohn raten würde, ebenfalls in die Gastronomie zu gehen, lässt sie offen. „Im Moment schauen wir einfach von Saison zu Saison.“ Den richtigen Vornamen – Salvatore – hat er auf jeden Fall bereits.
Trotz aller Krisen und Rückschläge haben Antonio und Anna nie aufgehört, an ihren Traum zu glauben. Nach dem Festtagsgeschäft und einem großen Silvestermenü steht aber ab Neujahr erstmal eine Pause bis zum 4. Januar an.
-
Monika Treutler-Walle
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Gastronomie
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Neusäß
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis