Aus der Sicht von Arbeitsmarktforschern haben Syrer und Syrerinnen auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefasst. Dennoch behauptet der bayerische Wirtschaftsminister und Freie-Wähler-Parteichef Hubert Aiwanger Mitte Dezember 2025, dass „die Hälfte der Syrer, die vor zehn Jahren gekommen sind nach Deutschland, heute noch nicht im Arbeitsprozess sind“.

Bewertung

Nach Angaben von Arbeitsmarktforschern liegt die Erwerbstätigenquote unter den 2015 zugewanderten Syrerinnen und Syrern höher.

Fakten

Das Gespräch, an dem auch Aiwanger teilnahm, stammt aus einer Talkshow des österreichischen Senders Servus TV vom 11. Dezember 2025. Der in sozialen Medien verbreitete Ausschnitt ist etwa ab Minute 64:23 zu sehen. Doch die Aussagen des Freie-Wähler-Chefs über Menschen aus Syrien halten einer Überprüfung nicht stand.

Denn wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit Ende 2024 mitteilt, lag bei syrischen Geflüchteten von 2015 bereits sieben Jahre nach ihrem Zuzug (also im Jahr 2022) die Erwerbstätigenquote bei 60 Prozent. „Sie dürfte inzwischen noch deutlich gestiegen sein“, so das IAB.

Wie bei anderen Geflüchteten steigen auch bei Syrern und Syrerinnen mit zunehmender Aufenthaltsdauer in Deutschland Erwerbstätigkeit und Beschäftigung deutlich an. Bei diesem Trend „ist von einer weiteren Annäherung an das Niveau der einheimischen Bevölkerung auszugehen“, teilt das IAB mit. Zum Vergleich: Die Erwerbstätigenquote der Gesamtbevölkerung in Deutschland lag 2022 demnach bei 77 Prozent.

Syrer schon nach wenigen Jahren in qualifizierten Jobs

Wer länger in hierzulande lebt, arbeitet auch in höher qualifizierten Berufen. Nach IAB-Angaben übten 75 Prozent der erwerbstätigen syrischen Flüchtlinge sieben Jahre nach ihrem Zuzug qualifizierte Tätigkeiten aus, die in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss erfordern. Die restlichen 25 Prozent waren 2022 in Helfertätigkeiten beschäftigt.

Syrische Flüchtlinge arbeiten demnach vor allem in Mangel- und systemrelevanten Berufen, wie im Gesundheitswesen, in Transport und Logistik oder bestimmten Fertigungsbranchen mit hoher Arbeitsnachfrage.

Mit Blick auf das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland und dem damit verbundenen Rückgang der inländischen Erwerbspersonen „ist die Verjüngung des deutschen Arbeitsmarkts durch die syrische Bevölkerung besonders wertvoll“, schreibt etwa das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln.

(Stand: 17.12.2025)

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