Moskau – Jetzt dreht die Propaganda richtig auf! Nach der (unbewiesenen) Behauptung des Kremls, die ukrainische Armee habe Wladimir Putins privates Liebesnest in Waldai (Region Nowgorod) mit 91 Drohnen angegriffen, verbreiten seine Vertrauten das Narrativ eines gezielten Terroranschlags auf Russlands Machthaber. Und in russischen Staatsmedien brechen alle Dämme.

„Russland hat jetzt freie Hand“, lautet etwa die Schlagzeile über einem Artikel des russischen Kriegsreporters Alexander Kots (47) in der regimetreuen Zeitung Komsomolskaja „Prawda“. Er sieht in dem Vorfall einen möglichen „Wendepunkt in der Spezialoperation“, wie russische Staatsmedien den Angriffskrieg immer noch nennen. „Der Angriff auf die Residenz in Waldai entfesselt unsere Hände vollständig“, schreibt Kots. „‚Wir haben noch nicht einmal richtig angefangen‘, sagte der russische Präsident einmal. Jetzt ist es Zeit.“

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Für die russische Verhandlungsposition in den Friedensverhandlungen mit der Ukraine müsse ab sofort eine „Neubewertung“ gelten, so der Kriegsreporter. „Wo russische Soldaten einen Fuß hinsetzen, gehört der Boden uns.“ Das hatte auch Putin selbst vor Wochen als Doktrin ausgegeben. Kots droht: Zu den vier Regionen in der Ostukraine, die Russland (völkerrechtswidrig) annektiert habe, könnten noch „zwei oder drei“ hinzukommen.

Kreml will keine Beweise vorlegen

UND: Donald Trump (79) „könnte uns helfen, den Krieg zu unseren Bedingungen zu beenden“, so Kots. Der US-Präsident habe als jemand, der zwei Attentate überlebt hat, nun weitaus mehr Argumente, um Russland zu unterstützen. Das passt ins offizielle Bild, das der Kreml zu konstruieren versucht: Trump ganz vertraulich mit Russlands Kriegstreiber Putin.

Putins Villa in Waldai in der Region Nowgorod – war sie wirklich Ziel einen großangelegten Angriffs?

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Foto: privat

Dessen Sprecher Dmitri Peskow (58) erklärte, „solche Akte des Staatsterrorismus“ seien „nicht in der Lage, dieses Niveau des vertrauensvollen Dialogs zwischen den beiden Präsidenten zu untergraben“. Der Anschlag habe sich nicht nur gegen Putin, sondern auch gegen Trump und dessen Bemühungen „um eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts“ gerichtet, so Peskow weiter. Russland werde mit Vergeltungsmaßnahmen antworten. Details nannte er nicht.

Die Ukraine dementiert weiter scharf, hinter dem behaupteten Angriff zu stecken. Bislang hat Russland für die Vorwürfe keinerlei Beweise vorgelegt – und wird es wohl auch nicht tun. Man sei der Ansicht, dass keine „Beweise“ vorgelegt werden sollten, so Peskow.

Medwedew droht Selenskyj mit Tod

Stattdessen rasselt der Kreml noch lauter mit den Säbeln. Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) werde sich „für den Rest seines wertlosen Lebens“ verstecken müssen, erklärte der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, auf X – und drohte dem Staatschef unverhohlen mit dem Tod. „Der stinkende Kiewer Bastard versucht, eine Beilegung des Konflikts zu sabotieren. Er will Krieg.“ Die Entgleisung bedeutet selbst für den als Scharfmacher bekannten Ex-Präsidenten eine neue Stufe der Eskalation.

Putin-Freund Dmitri Medwedew (60) entgleist einmal mehr in den sozialen Medien

Putin-Freund Dmitri Medwedew (60) entgleist einmal mehr in den sozialen Medien

Foto: Ilya Pitalev/Photo host agency RIA Novosti via AP/dpa

Regimekritische russischsprachige Medien berichten indes deutlich distanzierter über die Vorwürfe aus dem Kreml. So befragte der unabhängige Kanal Mozhem Objasniti 14 Einwohner von Waldai, ob sie etwas vom angeblichen Angriff in der Nacht zu Montag mitbekommen hätten. Doch nichts. Keine SMS-Warnungen, kein Summen von Drohnen, keine Explosionen.

„In dieser Nacht gab es keinerlei Lärm, nichts“, wird ein Bewohner zitiert. „Wenn so etwas passiert wäre, hätte die ganze Stadt darüber gesprochen.“