Nürnberg (Bayern) – Dienstagmittag meldete sich ein Pfarrer am Knast-Tor. Es kam nicht als Gefängnis-Seelsorger, sondern als Gefangener, der seine Haftstrafe absitzen will.
Jörg Alt (63) ist katholischer Priester und Mitglied des Jesuiten-Ordens. Und: Er ist Klima-Aktivist, klebte sich immer wieder auf den Straßen fest, u.a. blockierte er im August 2022 den Nürnberger Hauptbahnhof.
Pfarrer entschied sich für Knast statt Geldstrafe
Das Amtsgericht Nürnberg verurteilte ihn dafür zu 50 Tagessätzen Geldstrafe.
Da Jesuiten ein Armutsgelübde abgelegt haben, ist bei ihm nicht viel zu holen. Die Richter legten einen Tagessatz von 10 Euro fest, also eine Geldstrafe von insgesamt 500 Euro.
Pfarrer Alt entschied sich für Knast statt Geldstrafe.
Um 11.55 Uhr betrat Pfarrer Alt am Dienstag die JVA in Nürnberg, meldete sich zu seiner Haftstrafe an
Foto: Daniel Löb/dpa
„Um 5 vor 12 Uhr trete ich Ersatzfreiheitsstrafe an“
Kurz vor seinem Haftantritt schrieb er in einer E-Mail an BILD: „Heute, um 5 vor 12 Uhr, trete ich meine 25-tägige Ersatzfreiheitsstrafe in der JVA Nürnberg an. Ich mache das nicht gerne, insbesondere, weil meine Gesundheit mit nunmehr 63 Jahren nicht mehr die beste ist.“
Seine Entscheidung begründet er als „letzte Form des Protests, die mir im konkreten Fall verbleibt, um Aufmerksamkeit auf wichtige Themen zu lenken.“
In seiner Mail rechnet der Pfarrer auf, was sein Gefängnisaufenthalt kostet: „Meine Haft kostet für 25 Tage und einem JVA-Tagessatz von 170 Euro 4.250 Euro, plus Ausstattung – also insgesamt 4500 Euro.“
Jörg Alt darf nicht als Knast-Pfarrer arbeiten
Doch die Gefängniskosten möchte er nicht den Steuerzahlern zumuten. Deshalb hat ein Mitstreiter auf der Spendenplattform GoFundMe aufgerufen, den Pater zu unterstützen.
„Die 4.500 Euro überweise ich nach meiner Entlassung auf das Konto, auf das ich meine Strafe hätte zahlen sollen“, sagt Pfarrer Peter Alt. „Sollte mehr Geld eingehen als erforderlich, unterstütze ich davon andere Aktivistinnen und Aktivisten bei ihren Rechtsverfahren.“
Für seine Haft wurde dem Pfarrer eine Einzelzelle zugewiesen. Allein schon wegen des Altersunterschieds zu den meisten anderen Gefangenen.
PC, Laptop und Handy sind in der JVA übrigens verboten. Allerdings darf der Pfarrer fernsehen.
Um seine Schäfchen im Knast darf er sich aber nicht kümmern.
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Thomas Vogt (59), Leiter der JVA Nürnberg und Ansbach, zu BILD: „Als Gefängnisseelsorger lassen wir gefangene Priester nicht arbeiten. Aber sie können sich, wenn sie das möchten, selbstverständlich an Bibelkreisen beteiligen oder mit Kollegen reden.“