Ein großflächiger Stromausfall hat in weiten Teilen Spaniens und Portugals das öffentliche Leben lahmgelegt. „Die ganze iberische Halbinsel“ sei betroffen, teilte der
portugiesische Netzbetreiber Redes Energéticas Nacionais (REN) mit. In Spanien sei die Stromversorgung in „mehreren Gebieten im Norden, Süden und Westen“ des Landes wiederhergestellt, hieß es vonseiten des spanischen Netzbetreibers Red Eléctrica. Laut einem Posting auf der Plattform X handelt es sich dabei um die Gebiete Katalonien, Aragonien, das Baskenland, Galicien, Asturien, Navarra, Kastilien und Leon, Extremadura und Andalusien.
Zuvor hatte der Betriebsleiter des
Netzbetreibers REE, Eduardo Prieto, mitgeteilt, die Wiederherstellung der gesamten Versorgung könne zwischen
sechs und zehn Stunden dauern.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez soll sich zur Zentrale von
Red Eléctrica begeben haben, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Auch
das spanische Stromnetzüberwachungsunternehmen E-Redes teilte mit, man
arbeite daran, die Verbindung schrittweise wiederherzustellen. „Dies ist
ein größeres europäisches Problem.“
EU-Ratspräsident sieht keine Hinweise auf Cyberangriff
Laut Informationen der spanischen Zeitung El País untersucht die nationale Cybersicherheitsbehörde Spaniens (INCIBE) derzeit, ob ein Hackerangriff für den Stromausfall verantwortlich sein könnte. Red Eléctrica teilte mit, über die Hintergründe nur spekulieren zu können. EU-Ratspräsident António Costa teilte unterdessen auf X mit, es gebe derzeit „keine Hinweise auf einen Cyberangriff“.
Die EU-Kommission steht nach eigener Aussage im Austausch mit den
nationalen Behörden. „Die Kommission wird die Situation weiter
beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser
Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet“, teilte
die Behörde mit.
Bahnen und Fähren stehen still – Tennisturnier unterbrochen
Die Lage in den betroffenen Regionen war zunächst unübersichtlich. Der Bahn- und Fährverkehr in ganz Spanien wurde eingestellt. Spaniens Eisenbahngesellschaft Renfe meldete, dass um 12.30 Uhr
(Ortszeit) das gesamte nationale Stromnetz ausgefallen sei. An allen
Bahnhöfen seien die Züge stehen geblieben und nicht abgefahren.
© Lea Dohle
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Dazu seien Teile der U-Bahn in der spanischen Hauptstadt Madrid evakuiert worden, berichteten
Radiosender. Im Zentrum der spanischen Hauptstadt kam der Verkehr teils
zum Erliegen, wie es weiter hieß. Durch den Ausfall der Verkehrsampeln
sei es zu langen Staus gekommen.
Laut der Lufthansa kam es zudem zu Flugverspätungen und einzelnen Streichungen. Jedoch hielten sich die Auswirkungen in Grenzen, teilte die Fluggesellschaft ZEIT ONLINE mit.
Stromausfall in Madrid beim Tennisturnier Masters-1000 © Violeta Santos Moura/Reuters
Atomkraftwerke im Notstrombetrieb
Drei Atomkraftwerke in Spanien wurden vorübergehend in den Notstrombetrieb versetzt. Der Nukleare Sicherheitsrat des Landes teilte mit, die Reaktoren der drei AKWs seien automatisch entsprechend des Sicherheitsprotokolls heruntergefahren worden und würden durch Dieselgeneratoren versorgt. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich damit in einem „sicheren“ Zustand.
Auch die medizinische Versorgung kann nach Berichten der Zeitung El País unter Berufung auf das spanische Gesundheitsministerium bisher weiter sichergestellt werden. Zwischenfälle in Krankenhäusern seien nicht bekannt, da diese über Generatoren verfügten.
Von dem Stromausfall ist auch das Masters-1000-Tennisturnier in
Madrid betroffen. Die Partie des Bulgaren Grigor Dimitrow gegen
den Briten Jacob Fearnley musste beim Stand von 6:4, 5:4 unterbrochen
werden, als die Seilkamera über dem Center-Court stehen blieb.
Blackout in Portugal – kaum Störungen in Andorra
Ähnlich ist die Lage in Portugal: Dort seien im ganzen Land die
Ampeln ausgefallen, teilte die portugiesische Polizei mit. Ein
Blackout erstrecke sich über mehrere Gebiete vom Norden bis in den Süden des
Landes,
berichtete der Sender RTP. In den Metropolen Lissabon und Porto sei die
U-Bahn geschlossen. Züge
verkehrten nicht mehr.
In Lissabon stehen zahlreiche Menschen vor einem Geldautomaten Schlange. © Patricia de Melo Moreira/AFP/Getty Images
Auch die französische Grenzregion zu Spanien
verzeichnete kurzzeitig Ausfälle. Im Kleinstaat Andorra zwischen Frankreich und Spanien dauerte der Stromausfall nur wenige Sekunden, wie der Energieversorger Feda auf X mitteilte.
Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht und die
Elektrizität dank der „automatischen Wiederverbindung mit der aus
Frankreich kommenden Leitung“ umgehend wiederhergestellt worden.
In Deutschland ist die Stromversorgung derweil stabil. „Ein großflächiger, lang anhaltender Blackout ist in Deutschland unwahrscheinlich“, teilte die Bundesnetzagentur angesichts des Stromausfalls mit. Das Netz in Deutschland verfüge über „zahlreiche Sicherungsmechanismen“.