Mit dem 3:4 bei Holstein Kiel hat Borussia Mönchengladbach am Samstag die Chance auf eine Europa-Tour in der nächsten Saison wohl verspielt. Damit wird der neue Geschäftsführer Stefan Stegemann auf eine wichtige Einnahme-Quelle verzichten müssen, die dem Klub gut zu Gesicht gestanden hätte.

Sportlicher Erfolg und Transfers machen für Gladbach wirtschaftlich den Unterschied. Ohne Europa und allein mit dem Transfer von Manu Koné zur AS Rom im Sommer 2024, der Gladbach laut Bilanz-Bericht etwa 18 Millionen Euro brachte, steht für die Gladbacher für 2024 eine Minus-Bilanz von 2,4 Millionen Euro zu Buche.

Dies teilte Stegemann, der den Job als Finanz-Geschäftsführer des Klubs von Stephan Schippers im Januar übernommen hat, am Montagabend bei der Mitgliederversammlung des Bundesligisten im Borussia-Park mit.

2024 hatte Gladbach noch ein Plus von 4,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Da indes gab es Transfererlöse in Höhe von rund 38 Millionen Euro. „Wer an den Europa-Fleischtöpfen nicht dran ist, muss sich aus eigenen Mitteln finanzieren“, sagte Stegemann. Dazu gehört, Spieler zu entwickeln und dann mit Gewinn zu verkaufen. „Der sportliche Erfolg bestimmt im Fußball alles zu einem großen Teil“, das hat Stegemann in den ersten 100 Tagen im Job festgestellt.

Borussia Mönchengladbach: Umsatzeinbußen kompensiert

Der Gesamtumsatz des Klubs ist von knapp 200 Millionen Euro auf rund 185 Millionen gesunken, das „sind Einnahmedifferenzen negativer Art von 15 Millionen Euro“. Inklusive ist ein Rückgang der TV-Einnahmen von rund 3,5 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Mit Einsparungen oder Mehreinnahmen in anderen Bereichen wurde das Minus im Rahmen gehalten. „Der Belegschaft gebührt Lob, dass wir es geschafft haben, über Sponsoring, Handel, Merchandising rund sieben Millionen Euro mehr zu verdienen – und wir haben auf Ausgabenseite eingespart“, sagte Stegemann. Die Personalkosten sind von 102 Millionen Euro in 2024 auf 98,5 Millionen Euro gesunken. Einen offiziellen Sparkurs, was die Gehälter angeht, gibt es aber nicht.

Stegemanns Vorgänger Schippers legte stets ein besonderes Augenmerk auf das Eigenkapital des Klubs. Das lag 2019 noch bei fast 43 Prozent. Corona hat das verändert, die Pandemie hat die Gladbacher rund 100 Millionen Euro gekostet, zudem seien Spieler mit einem Marktwert von 90 Millionen ablösefrei gegangen. Aktuell liegt die Eigenkapital-Quote bei 25,3 Prozent, immer noch ein gesunder Wert.

Borussia Grundprinzip definierte Stegemann so: „Wir müssen Werte erschaffen und erhalten“, sportlich wie infrastrukturell. Weswegen in den kommenden Jahren auch in die Infrastruktur investiert werden soll. So ist das Stadion inzwischen 21 Jahre alt, unter anderem die Flutlichtanlage, die Dachfolie und das IT-System müssen erneuert werden. 2031 wird der Borussia-Park abbezahlt sein.

Der Bau eines Hauses für die Profis steht zudem auf der Liste, doch wohl in einer abgespeckten Version im Vergleich zur ursprünglichen Planung. Eine gute Infrastruktur sieht Stegemann auch als Argument für Spieler, zum Klub zu wechseln.

Gladbachs Stegemann: „Enttäuschung tut weh“

Borussias Gesamtsituation ist für Stegemann kein Dilemma, die Lizenz für die Bundesliga haben die Gladbacher wie gewohnt ohne Auflagen erhalten. Klar ist aber: In welchem Umfang die Gladbacher investieren können, hängt vom Transfersommer und den dort erzielten Einnahmen ab, zumal das Thema Europa im Grunde durch ist.