Pakistan Indien PulverfaßFoto: Bloomberg

Ein alter Konflikt flammt neu auf: Nach einem Anschlag in Kaschmir geraten Indien und Pakistan erneut aneinander – mit gefährlichen Folgen für die gesamte Region.

Indien und Pakistan stehen wieder am Rande einer gefährlichen Eskalation – das alte Pulverfass zwischen den beiden Erzfeinden droht erneut zu explodieren. Nach einem der schwersten Anschläge in Kaschmir seit Jahren entfachen sich uralte Feindseligkeiten neu und katapultieren die ohnehin fragile Region in eine Phase wachsender Spannungen und Risiken.

Indien und Pakistan: Neuer Krisenherd in Kaschmir

Ein brutaler Terroranschlag, bei dem 26 Zivilisten in der Region Pahalgam in Kaschmir getötet wurden, hat die weltweit volatilste Rivalität neu entfacht. Indien beschuldigt Pakistan, die militanten Gruppen zu unterstützen, und hat rasch Maßnahmen ergriffen, um Islamabad diplomatisch und wirtschaftlich zu isolieren. Pakistan weist die Vorwürfe zurück und fordert eine neutrale internationale Untersuchung. Während an der Grenze Scharmützel aufflammen und beide Seiten Drohungen austauschen, steht die Region erneut am Rande einer gefährlichen Konfrontation zwischen zwei Atommächten.

Neu-Delhi setzt Islamabad unter Druck

Indiens Premierminister Narendra Modi ließ keine Zeit verstreichen, den Anschlag als Wendepunkt darzustellen. Er hat mit über einem Dutzend Weltführern gesprochen, 100 Diplomaten in Neu-Delhi zu Briefings einberufen und die „härteste Antwort“ auf die Verantwortlichen angekündigt.

„Terroristen und ihre Unterstützer werden auf eine Weise bestraft, die sie sich nicht vorstellen können“, erklärte Modi.

Innerhalb Kaschmirs haben indische Streitkräfte eine umfassende Razzia gestartet, hunderte Verdächtige verhaftet und die Häuser mutmaßlicher Terroristen zerstört – Maßnahmen, die von kaschmirischen Führern als kollektive Bestrafung kritisiert wurden.
Auf wirtschaftlicher Ebene hat Neu-Delhi einen beispiellosen Schritt unternommen: die Aussetzung des Indus-Wasservertrags, der seit 1960 die Wasseraufteilung zwischen den beiden Ländern regelt. Auch wenn Experten meinen, dass eine großflächige Wasserumleitung kurzfristig nicht umsetzbar sei, ist das politische Signal unmissverständlich.

Pakistan warnt und rüstet sich gleichzeitig

Pakistans Antwort ist ein Mix aus Trotz und Diplomatie. Islamabad bestreitet jede Beteiligung an dem Anschlag in Pahalgam und schlägt eine internationale Untersuchung unter Führung Russlands oder Chinas vor.

Pakistans Behörden haben den Luftraum für indische Fluggesellschaften gesperrt und bilaterale Verträge mit Indien ausgesetzt, während sie gleichzeitig die Beziehungen zu Iran und China stärken. Vermittlungsangebote aus dem Iran wurden in Islamabad mit offenen Armen empfangen.

„Pakistan sucht den Frieden, wird aber seine Souveränität nicht aufs Spiel setzen“, betonte Innenminister Mohsin Naqvi.

Doch Pakistan sieht sich einer schwierigen internationalen Lage gegenüber: Weltmächte, abgelenkt durch andere Krisen, haben bislang nur verhaltene Aufrufe zur Zurückhaltung ausgesprochen.

Indien und Pakistan: Risiko militärischer Eskalation steigt

In den kommenden Tagen und Wochen wird Indien vermutlich auf begrenzte, gezielte militärische Aktionen wie Luftangriffe oder Spezialkräfte-Einsätze setzen, um innenpolitische Forderungen zu befriedigen, ohne einen offenen Krieg auszulösen. Grenzscharmützel werden voraussichtlich andauern, während beide Seiten erbittert um internationale Sympathien kämpfen.

Gleichzeitig könnte die Aussetzung des Indus-Wasservertrags, auch wenn sie derzeit überwiegend symbolischen Charakter hat, langfristig zu einer wirtschaftlichen Waffe werden, falls Indien den Bau von Staudämmen und Flussumleitungen beschleunigt.
Sollte jedoch eine Seite falsch kalkulieren – etwa falls ein indischer Angriff größere pakistanische Verluste verursacht oder umgekehrt – könnte eine rasche Eskalation unausweichlich werden. Ein regionaler Krieg, selbst wenn er zunächst begrenzt wäre, würde Dutzende Millionen Zivilisten bedrohen, die Volkswirtschaften Südasiens destabilisieren und das Risiko einer internationalen Ausweitung bergen.

„Beide Seiten spielen mit dem Feuer – und die Lunte ist gefährlich kurz“, warnte ein hochrangiger südasiatischer Diplomat vertraulich.

Für den Moment bleibt nur zu hoffen, dass beide Hauptstädte sich in eine weitere unruhige, bittere Pattsituation zurückziehen – und dass dieses alte Pulverfass nicht endgültig explodiert.

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