marktbericht
Nach dem größten Kurssturz an der Wall Street seit 2020 brechen am Morgen die asiatischen Börsen weiter ein. Auch hierzulande zeigen sich die Anleger immer noch geschockt, der Ausverkauf im DAX könnte weitergehen.
Die neuen US-Zölle von Präsident Donald Trump waren ein echter Schockmoment für die Börse – und die Anleger sind weiterhin dabei, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Nach dem gestrigen Kurseinbruch von 3,0 Prozent im DAX dürfte es auch zum Wochenschluss an der Frankfurter Börse weiter bergab gehen. Der Broker IG taxiert die deutschen Standardwerte zur Stunde 0,7 Prozent tiefer bei 21.560 Punkten.
Die Sorge ist groß, dass Trumps protektionistische Handelspolitik das weltweite Wirtschaftswachstum gefährdet – einschließlich der USA selbst. Rezessionsängste machen sich breit.
„Die Börsen sind nun endgültig zum Spielball der Politik geworden“, resümiert Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets das Marktgeschehen. „Donald Trump hat mit seiner Zolltafel Handelspartner und Investoren gleichermaßen kalt erwischt.“
Die Charttechnik im DAX hat sich mit dem gestrigen Tag enorm eingetrübt, auch aus dieser Perspektive deutet somit alles auf weitere Kursverluste hin. Eine nachhaltige Kurserholung scheint zum momentanen Zeitpunkt kaum denkbar.
„Die Käuferseite ist weg und wenn die Kurse sich ein wenig erholen, stehen Anleger parat, die aus dem Markt raus und Gewinne mitnehmen wollen“, betont Oldenburger. Das sei eine giftige Mischung und eine Wende der Börsenstimmung um 180 Grad.
Die neuen US-Zölle von US-Präsident Donald Trump hatten am Donnerstag an der Wall Street einen Ausverkauf ausgelöst. Die drei wichtigsten Indizes verzeichneten ihre größten Tagesverluste seit der Anfangszeit der Corona-Pandemie.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Minus von 4,0 Prozent bei 40.545 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 verlor 4,8 Prozent auf 5.396 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 6,0 Prozent auf 16.550 Stellen nach.
Trump selbst zeigte sich vom historischen Kurseinbruch an der Wall Street unbeeindruckt: „Ich denke, es läuft sehr gut“, sagte er. Der US-Präsident behauptete, sein Kurs sei der richtige: „Die Märkte werden boomen, die Aktien werden boomen, das Land wird boomen.“
Trump hatte am Mittwoch umfassende US-Zölle angekündigt. Geplant seien pauschale Basiszölle in Höhe von zehn Prozent auf Einfuhren aus allen Ländern sowie höhere Strafzölle für ein Dutzend Staaten mit Handelsdefiziten mit den USA, erklärte Trump.
Nach den starken Verlusten an der Wall Street sind auch die asiatischen Börsen zum Ende der Woche unter dem Gewicht der neuen US-Zölle erneut eingebrochen. In Tokio rauschte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 4,2 Prozent in die Tiefe. Die Börse Shanghai blieb geschlossen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen wurde ebenfalls nicht gehandelt.
Im asiatischen Devisenhandel profitieren Währungen wie der Yen von der Flucht der Anleger in sichere Anlagen. Der Dollar ist dagegen weiterhin nicht gefragt. Im Gegenzug springt der Euro um 0,5 Prozent nach oben auf 1,1096 Dollar.
Die Anleger am Goldmarkt nehmen nach der Rekordrally der vergangenen Tage Gewinne mit. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 3.104 Dollar und damit 0,3 Prozent weniger. Die neuen US-Zölle hatten das gelbe Edelmetall gestern auf ein Rekordhoch von 3.167,74 Dollar getrieben.
Die Ölpreise setzten ihre steile Talfahrt vom Vortag fort. Am Rohstoffmarkt verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,5 Prozent auf 69,77 Dollar je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI notierte 0,5 Prozent schwächer bei 66,58 Dollar. Die Furcht vor einem nachlassenden Weltwirtschaftswachstum schürt am Ölmarkt Nachfragesorgen.
Eine positive Meldung gibt es allerdings für die Aktienanlegern zum Wochenschluss: Deutschlands größte Börsenkonzerne zahlen Dividenden auf Rekordniveau an ihre Aktionäre. Die 40 Unternehmen im Leitindex DAX schütten für das abgelaufene Geschäftsjahr insgesamt 54 Milliarden Euro aus, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY berechnet hat. Das seien nur 0,2 Prozent weniger als im Rekordjahr zuvor – obwohl die Gewinne in Summe um ein Fünftel geschrumpft waren.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.