7. Der erste Rundgang am 30. April 2005 – Startschuss für die „Kunstfabrik“

Im Frühjahr war es dann soweit: Neben Eigen+Art zogen auch die Galerien Dogenhaus (heute Jochen Hempel), die Maerzgalerie (heute Galerie Reiter), die Galerien Kleindienst, André Kermer und B/2 mit auf das Gelände. Einzige Neugründung war die Galerie ASPN, damals auch die einzige mit einer Frau an der Spitze: Arne Linde führt die Galerie bis heute. Zum ersten Rundgang am 30. April und 1. Mai 2005 wurden über 10.000 Besucherinnen und Besucher auf dem Gelände gezählt. Ein fulminanter Auftakt und der Beginn einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte.

8. Tanzende Dampfmaschinen und Partytempel

Für einige Jahre war die Spinnerei auch Anziehungspunkt für Leipzigs Partygemeinde. Die Tangofabrik lockte für viele Jahre nicht nur Freunde des argentinischen Tanzes in die Halle 11 der ehemaligen Fabrik, hier verlieh das Team aus Leipzigs Indieclub „Ilses Erika“ auch den „Goldenen Rüdiger“ für die Alternative-Künstler der Stadt und der damals noch junge Erfurter Rapper Clueso hostete Partys des Leipziger Partykollektivs „Stars for Soul“. In der Halle 7 tanzten bis 2016 fliegende Mäntel, fuhren rollende Betten über den Dancefloor und menschenfressende Sofas verschlangen die Gäste der legendären Bimbo-Town-Partys des Aktionskünstlers Jim Whiting. Die spektakuläre Großinstallation musste weichen, weil die Halle 7 neuer Standort des Leipziger Naturkundemuseums werden sollte – ein Vorhaben, das nie in die Tat umgesetzt wurde.

9. Mehr als Malerei: auch Tanz, Schauspiel und Kino sind auf der Spinnerei heimisch

Seit 2007 ist die Halle 7 der Spinnerei Spielstätte des Leipziger Off-Theater e.V.s, kurz LOFFT. Damit hat Leipzigs freie Theaterszene eine wichtige Bühne für Eigenproduktionen und internationale Koproduktionen. Das LOFFT ist auch einer der herausragenden Orte für zeitgen‚össischen Tanz in Leipzig.

Schon in den 90er-Jahren war das Leipziger Schauspiel mit einzelnen Produktionen auf dem Spinnereigelände aktiv. Heute ist die „Residenz“ in der Halle 18 der Spinnerei eine feste Spielstätte, wo ausschließlich Gastspiele freier Theaterprojekte gezeigt werden. Ebenfalls in der Halle 18 sorgt das unabhängige LuRu-Kino für Schauspiel auf der großen Leinwand. Die Abkürzung steht übrigens für die Nachnamen der beiden Betreiber Christoph Ruckhäberle und Matthias Ludwig, die beide auch ansonsten eng mit der Spinnerei verbunden sind. Ruckhäberle hat hier sein Atelier, Ludwig betreut Presseanfragen und Führungen über das Gelände.

10. Heimat für Gewerbe und Startup-Schmiede

Von Galerien und Künstlerateliers allein könnte das Gelände vermutlich nicht bewirtschaftet werden. Die Mischung macht es: Neben den über hundert Künstlerateliers und den mittlerweile vierzehn Galerien haben sich hier auch Gewerke und Firmen ohne direkten Kunst- oder Kulturbezug angesiedelt. Zum Beispiel das SpinLab, wo sich Gründer mit ihren StartUp-Ideen zur Marktreife führen können, ein großes Call-Center, die ebenso zum Biotop der Baumwollspinnerei gehören, wie das Restaurant „Salzig“ und die Bäckerei „nourish“ im Eingangsgebäude.

11. Die gemeinnützige unter den kommerziellen Galerien: die HALLE 14

Der Kunstmarkt ist unerbittlich. Um als Künstler – und als Galerie – die Gunst der wenigen kaufkräftigen Sammler und Museen zu gewinnen, braucht es neben Talent eine gute Portion Glück und ein gutes Netzwerk. Arne Linde von der Galerie ASPN verweist darauf, dass die Rundgänge zwar Höhepunkte des Galeriejahres sind, aber ohne die großen Kunstmessen könnte keine der ansässigen Galerien in Leipzig überleben. Die Halle 14 mit dem hier ansässigen gleichnamigen Verein ist als einzige nichtkommerzielle Galerie frei vom Druck des Marktes.

Neben einer großen Kunstbibliothek kuratiert sie Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, die nicht unbedingt den Trends folgen müssen. Ein Ausnahmefall, der sich allerdings angesichts notorisch sinkender Fördertöpfe gegen steigende Kosten und stetig schrumpfende Fördermittel behaupten muss.

Quellen: Spinnerei Archiv