Stand: 28.04.2025 13:55 Uhr
Vor fünf Jahren starb der Hannoveraner Rabbiner Benjamin Wolff. Seine Frau führt nicht nur die jüdische Gemeinde Chabad Lubawitsch weiter – sie rief zur Erinnerung an ihn auch eine Buchmesse ins Leben, die nun zum zweiten Mal im Haus Benjamin stattfindet.
Familienprogramm im geräumigen Haus Benjamin: Wo sonst Gottesdienst gefeiert wird, steht jetzt die Jüdin Batya Goldfinch und fordert junge Besucher im Publikum auf, sich etwas Gutes für andere auszudenken. Denn im jüdischen Kalender befinden wir uns gerade in der Omer-Zeit, wie ein Buch mit bunten Zeichnungen in ihrer Hand illustriert. „In der Zeit vor der Übergabe der Tora am Berg Sinai bemühte sich das jüdische Volk besonders, sich spirituell weiterzuentwickeln und eine Einheit zu werden“, erklärt Goldfinch. „Deshalb üben wir jetzt mit den Kindern, was man Gutes füreinander tun kann.“
Shterna Wolffs Wunsch: „Dass Kinder wieder anfangen zu lesen“
Bücher für Kinder leuchten mit ihren farbenfrohen Illustrationen von vielen der Tische entlang der Wände der Synagoge. Sie erklären jüdische Bräuche in einfacher Sprache, erzählen die Geschichte von Moses oder führen in die Wochenabschnitte der Tora ein. Gerade junge Menschen wieder zum Lesen zu bringen, ist der Mutter von acht Kindern und
Leiterin der Gemeinde, Shterna Wolff, ein Anliegen. „Für die Jugendlichen ist es heute oft nicht mehr so wichtig, ein Buch zu lesen“, so Wolff. „Sie konsumieren alles elektronisch – im Internet, in den Medien. Mein Ziel ist es, ein Stück weit die alten Zeiten zurückzubringen: dass Kinder wieder anfangen zu lesen, und dass auch die Älteren wieder Bücher kaufen, nicht nur Computer oder iPads. Ich möchte, dass sie etwas in der Hand halten, das sie wirklich lesen können.“
Sachbücher über das Judentum, philosophische Abhandlungen und Gebetstexte
Gabriel Selig präsentiert auf der Jüdischen Buchmesse im Haus Benjamin Bücher aus dem Morascha Verlag.
Neun Verlage stellen auf der jüdischen Buchmesse aus. Sie präsentieren vor allem Sachbücher über das Judentum, philosophische Abhandlungen und Gebetstexte – auch auf Hebräisch, Englisch und Russisch. Viele Jüdinnen und Juden in Hannover stammen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.
In Basel hat der kleine Verlag Morascha seinen Sitz. 1980 habe ihn sein Vater aus einem Mangel heraus gegründet, erzählt Gabriel Selig: „Mein Vater, Eduard Selig, war in den 70er-Jahren Lehrer und hat damals festgestellt, dass es kaum neue jüdische Lehrbücher gab. Aus diesem Mangel heraus hat er den Verlag gegründet – um jüdische Literatur wieder zugänglich zu machen.“
Unterstützung bei der Selbstbeschau
Einen Tisch weiter preist Jakob Gitler „Das Buch Tanja“ an. Das Werk der chassidischen Philosophie stammt aus dem Jahr 1796. Für den Rabbiner ist es Unterstützung bei der Selbstbeschau: „Es geht darum, unser Sein zu erkennen: Wer bin ich? Und dadurch kann ich besser Gott dienen und weiß auch, was meine Aufgabe im Leben ist.“
Wem das etwas zu viel Lehre ist, der kann sich vor dem Haus Benjamin in entspannter Stimmung bei Humus und Cola mit anderen Besuchern austauschen.
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Jüdische Buchmesse in Hannover: Lesen, Lernen und Erinnern
Junge Menschen wieder zum Lesen zu bringen, das ist das Anliegen der Buchmessen-Initiatorin Shterna Wolff.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- 11.05.2025, 15:00 Uhr
- Ende:
- 29.04.2025
- Ort:
-
Haus Benjamin
Dietrich-Kittner-Platz 1
30173 Hannover - Telefon:
- +49 (0)511 / 8112822
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur |
Der Vormittag |
28.04.2025 | 10:20 Uhr