Künstlerin Shannon Maisel, Gastpfarrer Robert Moore und Politikwissenschaftlerin Erica Larson Bautze: Alle drei haben die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und leben schon seit vielen Jahren in Leipzig. Auch wenn alle drei aus ganz unterschiedlichen Lebenslagen kommen, zwei gemeinsame Nenner gibt es für sie: Alle drei sind besorgt über die Zukunft der USA und den Beziehungen zu Deutschland. Und alle drei reden mit ihren Familien nicht mehr über Politik, denn das führe nur zu Streit. Die drei in Leipzig lebenden US-Amerikaner lehnen Trumps Politik ab, im Gegensatz zu Teilen ihrer Familien.
Angst vor Reaktionen der Deutschen
Seit sechseinhalb Jahren lebt Shannon Maisel mit ihrer Familie im Leipziger Norden. Die US-Künstlerin hat schon überall auf der Welt gelebt und weiß daher, wie man im Ausland auf die USA blickt: „Ich kenne das schon aus der Zeit vom 11. September und dem US-Einsatz im Irak. Ich habe noch nicht das Gefühl, dass die Menschen mich hassen, aber ich glaube, das wird kommen.“
Ich habe noch nicht das Gefühl, dass die Menschen mich hassen, aber ich glaube, das wird kommen.
Shannon Maisel
Leipziger Künstlerin
Für den Gastpfarrer der Leipziger Thomaskirche Robert Moore ist das keine Angst. „Ich denke, dass die Deutschen wissen, dass ich als Amerikaner nichts für diese Politik kann. Mir begegnen nur immer häufiger die Fragen: Warum haben die Amerikaner Trump gewählt?“ Darauf habe er aber auch keine gute Antwort.
Sorge um die Renten
„Es ist ein absolutes Privileg hier in Leipzig leben und arbeiten zu können“, sagte Moore. Den Großteil seines Lebens habe er aber in das US-Rentensystem eingezahlt. Er sorge sich daher mehr um die Wirtschaft, gerade der durch die Zoll-Politik betroffene Aktienmarkt werde für ihn zum Problem.
Ich habe Angst, dass ich wegen Trumps falscher Wirtschaftspolitik kaum noch Rente bekommen werde.
Robert Moore
Gastpfarrer in der Thomaskirche
Trump habe einfach keine Ahnung von Wirtschaft: „Wegen ihm stürzt der Aktienmarkt ein und meine Rente, so wie die fast aller Amerikaner, kommt aus einem Pensionsfonds, der von den Aktienkursen abhängig ist.“ Er könne täglich zuschauen, wie die eigene Altersabsicherung schrumpfe.
Republikaner in Leipzig sind selten
Auf die Frage, ob sie auch Amerikaner in Sachsen kennen, die pro Trump sind, antworten alle mit nein. Und es sei schwer, welche zu finden. Moore und auch Maisel erklären es sich damit, dass Anhänger der Demokraten etwas weltoffener sind und eher ins Ausland gehen. Maisel sagt noch dazu: „Wer denkt, ‚America first‘, der wird wahrscheinlich eher weniger gerne sein geliebtes Heimatland verlassen.“
Wer denkt, ‚America first‘, der wird wahrscheinlich eher weniger gerne sein geliebtes Heimatland verlassen.
Shannon Maisel
Leipziger Künstlerin
Trump-Politik ist überall
Als stellvertretende Direktorin und Politikwissenschaftlerin beim Deutsch-Amerikanischen Institut Sachsen hat Erica Larson Bautze sowohl privat, als auch beruflich mit der Trump-Politik zu tun. „Man hat das Gefühl, nie zur Ruhe zu kommen. Ich möchte und muss immer wieder die Schlagzeilen lesen oder bekommt Nachrichten von der Familie in den USA zur aktuellen Situation.“ Dieses Dauerfeuer an Trump-Politik macht irgendwann einfach müde, erzählt Bautze.
Für ihre Arbeit ist Bautze auch viel in Schulen unterwegs und macht politische Bildungsarbeit. Da hört sie oft die Frage, warum die Amerikaner Trump denn nochmal gewählt hätten. Wie auch Moore, hat auch die Politikwissenschaftlerin hierfür keine Antwort. „Ansonsten habe ich das Gefühl, dass mir hier in Deutschland viele Leute mit Verständnis und auch Mitleid für die Situation in den USA begegnen,“ erzählt Erica Larson Bautze über ihre Erfahrungen.