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„Oblivion Remastered“ angespielt: Nostalgischer Rollenspieltrip mit Schwächen
Fast aus dem Nichts heraus erschien am 21. April die Remaster-Version zum Rollenspielklassiker „The Elder Scrolls 4: Oblivion“. Hübschere Texturen und ein bisschen Feintuning an den Spielmechaniken sollen alte Fans verwöhnen und neue hinzugewinnen. Die DLCs „Knights oft he Nine“ und „Shivering Isles“ sind im Remaster enthalten. Überraschenderweise bringt das selbst aktuelle PC-Hardware zum Stottern.
Die gute alte Zeit
Es ist mächtig viel los in Cyrodiil. Der Kaiser ist tot und mit seinem letzten Lebensseufzer hat er uns mit der Rettung des Landes vor den bösen Mächten aus dem Reich des Vergessens betraut. Das heißt, zunächst müssen wir erst den rechtmäßigen Erben finden, dann ein paar Verbündete sammeln und in die vermeintlich finale Schlacht ziehen. So geradlinig läuft es dann doch nicht ab. Auf dem Weg zum Ziel gibt es so einige Höhlen zu erkunden und so einige Dämonen zu besiegen.
„Oblivion“ gilt als einer der Pioniere moderner Open-World-Rollenspiele. 2006 war das State of the Art. Tolle Grafik, knackige Gegner, originelles Spielprinzip. Neben der Hauptquest sollten die Spieler die Welt mit zahlreichen Nebenquests frei erkunden. Wie schon der Vorgänger „Morrowind“ gab es bei „Oblivion“ keine festen Charakterklassen und die Spieler stiegen in Erfahrungsstufen auf, wenn sie bestimmte Tätigkeiten wie Laufen oder Kämpfen immer wieder ausführten. Moderne Spiele wie „Kingdom Come: Deliverance“ haben diese Spielmechanik inzwischen erfolgreich kopiert.
Die gute Nachricht: Wer dieses Spiel schon damals toll fand, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Neben Verbesserungen bei der Steuerung und des User-Interfaces wurde das Wettersystem überarbeitet und noch ein paar andere Details, die insgesamt für einen flüssigen Spielablauf und modernen Look sorgen. Gerade mit ein paar stimmigen Raytracing-Effekten sieht „Oblivion“ so gut aus wie nie zuvor.
Spielerisch veraltet
Nach Eindruck unserer Anspielstunden wurden die einzelnen Quests nicht angetastet. Zwar können wir schnurstracks der Hauptquest folgen, aber verpassen dadurch viele Details, die das Leben in Cyrandiil einfacher machen. Einen festen Schlafplatz zum Aufleveln gibt es in einer Nebenquest ebenso wie einen unzerbrechlichen Dietrich für die zahlreichen Schlösser im Spiel. Dank einer Schnellreisefunktion müssen wir einmal entdeckte Orte auch nicht ständig zu Fuß oder mit dem Pferd abklappern.
Natürlich darf ein bisschen Crafting nicht fehlen. Mit den entsprechenden Zutaten und Werkzeugen können wir Tränke brauen oder unsere Ausrüstung reparieren. Das ist auch nötig, denn jeder Schlag mit dem Schwert setzt der Waffe zu, bis sie zerbrochen ist. Erst wenn wir langsam Routine bekommen, hält unsere Ausrüstung länger und unsere Handwerksfähigkeiten werden effizienter.
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Gelungenes Remaster, schwache PC-Performance: „Oblivion Remastered“ setzt auf bewährte spielerische Tugenden.
Das Ganze kann aber nicht die spielerische Eintönigkeit der Missionen überdecken. In der Hauptquest müssen wir Dämonentore schließen, die nahezu identisch sind, inklusive der Gegner. Abwechslung gibt es nur in den Nebenmissionen, wie etwa bei der Suche nach einem Bilderdieb oder bei einer Mordaufklärung. Vieles läuft aber immer ähnlich ab. Zu oft müssen wir eine Höhle erkunden, alles töten und wieder zurückkehren. Das alles wird nüchtern präsentiert. Die Kämpfe mit dem Schwert wirken schwammig, das Abfeuern von Magiegeschossen ungenau.
Als echter Endgegner entpuppt sich für PC-Spieler der Hardwarehunger des Spiels. Niedrige Frameraten und wiederkehrende Spielabstürze trüben den Abenteuerausflug. Nach dem letzten Update im Microsoft Store gibt es zwar weiterhin eine Upscalingfunktion für DLSS, FSR und XeSS, die sich aber plötzlich nicht mehr einschalten lässt. Laut Bethesdas Statement auf Reddit ist das nur ein visueller Fehler im Einstellungsmenu. Upscaling würde trotzdem funktionieren.
Zugegeben, die technischen Probleme sind nicht katastrophal. Wer mit 30 FPS leben kann, wird auch ohne Upscaling glücklich. Doch es ist unnötig. Schließlich ist „Oblivion“ trotz des Updates keine visuelle Konkurrenz für „Kingdom Come: Deliverance 2“. Warum ein Shadow Drop, wenn das Spiel offensichtlich technisch noch nicht fertig war? Bethesda und das Entwicklungsstudio Virtuos hätten sich Zeit lassen können. So wird der nostalgische Trip in die gute alte Zeit der Open-World-Rollenspiele empfindlich gestört.
Zwischenfazit
„The Elder Scrolls : Oblivion Remastered“ ist ein nostalgischer Rollenspieltrip, der besonders Fans des Originals verzückt. Die Welt ist dank neuer Grafik detaillierter, die Lichteffekte stimmig und das Gameplay ist nahezu unverändert. Zur Wahrheit gehört aber, dass die Konkurrenz mittlerweile vieles besser macht. Das hauseigene „Skyrim“ ist ein „Oblivion“ im XXL-Format, ein „The Witcher 3“ ist spektakulärer und ein „Kingdom Come: Deliverance 2“ ist in der Darstellung der offenen Spielwelt und der Rollenspielelemente ausgereifter. Für „Oblivion Remastered“ bleibt heute nur die schmale Nische nostalgischer Verklärtheit, die über das altersschwache Spielprinzip hinwegsieht. Oldschool für treue Fans.
„The Elder Scrolls 4: Oblivion Remastered“ ist für Windows, Xbox Series und PS5 erschienen. USK ab 12. Es kostet ca. 50 € und ist im Game Pass enthalten. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt.
(mho)