Die spanische Justiz prüft, ob „Sabotage“ die Ursache für den massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel am Montag sein könnte. Der spanische Netzbetreiber hatte eine Cyberattacke zuvor ausgeschlossen. „Mit Blick auf die Analysen, die wir bislang vornehmen konnten, können wir einen Cybersicherheitsvorfall in der Infrastruktur des Stromnetzes ausschließen“, sagte der Chef für den Systembetrieb des Netzbetreibers Red Eléctrica Española, Eduardo Prieto, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Der Stromausfall in Spanien und Portugal sowie in Teilen Frankreichs und Marokkos hatte massive Verkehrsprobleme und den Ausfall von Telekommunikationssystemen zur Folge gehabt.
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In Spanien floss der Strom am Dienstag fast überall wieder. Gegen 6 Uhr waren etwa 99,16 Prozent der Stromversorgung wiederhergestellt, meldete der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica auf der Plattform X. Der Betreiber REN teilte am Dienstagmorgen mit, dass das Stromnetz „perfekt stabilisiert“ sei. „Alle Schaltanlagen des nationalen Übertragungsnetzes sind wieder hergestellt“, so ein Sprecher.
Auch im Nachbarland Portugal gab es wieder Elektrizität in den meisten Haushalten, wie der Sender RTP unter Berufung auf den Netzbetreiber E-Redes berichtete: Rund 95 Prozent der rund 6,5 Millionen Kunden würden inzwischen wieder versorgt, hieß es bereits gegen Mitternacht. Das entspreche 6,2 Millionen Haushalten.
Stromausfall auch in Grönland
In Teilen der tausende Kilometer entfernten Arktis-Insel Grönland hat es einen womöglich zusammenhängenden Ausfall des Kommunikationsnetzes gegeben. Sowohl Telefonate und SMS als auch die Nutzung des Internets seien am Montagabend in Teilen Grönlands nicht mehr möglich gewesen, teilte der örtliche Kommunikationsanbieter Tusass mit. Besonders stark betroffen waren demnach der Norden und der Süden der zu Dänemark gehörenden Insel.
„Wir untersuchen, ob es einen Zusammenhang zu dem großen Elektrizitätsausfall in Spanien gibt“, erklärte Tusass weiter. Demnach wurde die „Verbindung zu unserer Ausrüstung in Maspalomas in Spanien“ unterbrochen, von der Grönland „bei der Versorgung der Kunden im Satellitengebiet stark abhängig“ sei.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte in einer Fernsehansprache am Vorabend eine Rückkehr zum Normalzustand am Dienstag in Aussicht gestellt. Eine Ursache für den Blackout nannte Sánchez nicht. Man schließe keine Möglichkeit aus, sagte er.
Die Hauptstadt Madrid hatte am Abend nach mehr als neun Stunden wieder Strom, Internet und Telefonverbindung. Zwischen 21.30 Uhr und 22.30 Uhr wurde in vielen Vierteln der spanischen Hauptstadt die Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt, wie Medien unter Berufung auf Bewohner berichteten. Den Angaben zufolge konnten sehr viele Menschen auch wieder ins Internet sowie per Handy und Festnetz telefonieren.
Nach Stromausfall: Jubel in Madrid, als Lichter wieder angehen
Als die Lichter lange nach Einbruch der Dunkelheit in Madrid plötzlich wieder angingen, jubelten die Menschen zum Beispiel im Viertel Chamberí lautstark auf der Straße, aus den Fenstern und von den Balkonen. „Siii“ (Jaaa) und „Vivaaa!“ (Hurraaa) hörte man Menschen unter anderem auch in fahrenden Autos schreien. Andere sangen begeistert das berühmte Lied „Y Viva España“.
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In Spanien waren offenbar nur die Inseln verschont geblieben. Auf dem Festland war am Montag der gesamte Bahn- und Fährverkehr lahmgelegt, wie die jeweiligen Betreiber in dem beliebten Urlaubsland am Montagmittag mitteilten. Spaniens Eisenbahngesellschaft Renfe meldete, dass um 12.30 Uhr (Ortszeit) das nationale Stromnetz ausgefallen sei – an allen Bahnhöfen seien die Züge stehen geblieben und nicht abgefahren.
Menschen in Barcelona warten vor einer geschlossenen U-Bahn-Station.
© dpa/Emilio Morenatti
Der Flugverkehr war ebenfalls beeinträchtigt. Wie der Flughafenbetreiber Aena meldete, seien Notfallgeneratoren aktiv – und sprach von Flugverspätungen im ganzen Land. Passagiere sollten sich mit Fragen an ihre jeweilige Fluggesellschaft wenden, da es möglicherweise Probleme bei der Weiterreise am Boden gebe.
Auch kam es zu massiven Einschränkungen im öffentlichen Verkehr und in vielen Gebieten seien sogar die Ampeln und Aufzüge ausgefallen, hieß es bei der spanischen Zeitung „El País“. Das Blatt sprach von einem „massiven Stromausfall“, der am Morgen begann. Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, auf Autofahren so weit wie möglich zu verzichten.
„Wir müssen etwas bescheidener sein“ Russland bereitet seine Bevölkerung auf sinkenden Lebensstandard vor Spaniens AKWs zwischenzeitlich im Notstrombetrieb
Die Reaktoren der drei in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke im Land liefen im Notstrombetrieb. Der Nukleare Sicherheitsrat des Landes teilte am Montag mit, die Reaktoren der drei AKW seien automatisch entsprechend des Sicherheitsprotokolls heruntergefahren worden und würden durch Dieselgeneratoren versorgt. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich damit in einem „sicheren“ Zustand.
Auf die Beschäftigten der Kraftwerke, Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Umwelt habe der Vorgang keine Auswirkungen gehabt, erklärte der Sicherheitsrat weiter.
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Die portugiesische Polizei hatte ebenfalls erklärt, im ganzen Land seien Ampeln betroffen. In Lissabon und Porto sei die U-Bahn geschlossen. Züge verkehrten nicht mehr. Der weitreichende Blackout reiche vom Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender RTP.
Passagiere warten vor dem Flughafen in Lissabon.
© dpa/Armando Franca
Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall dagegen nur wenige Sekunden, meldete dessen Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der „automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung“ umgehend wiederhergestellt worden.
Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.
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Der spanische Geheimdienst untersuchte laut „El País“, ob der Stromausfall Folge eines Cyberangriffs war. Aussagen des Präsidenten der andalusischen Regionalregierung, Juan Manuel Moreno, zufolge deuteten Angaben des regionalen Cybersicherheitszentrums zunächst darauf hin, „dass ein Stromausfall dieses Ausmaßes nur auf einen Cyberangriff zurückzuführen ist“, hieß es.
EU-Ratspräsident António Costa sah hingegen früh keinen Zusammenhang mit einem möglichen Cyberangriff. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff“, erklärte Costa am Montag im Onlinedienst X. Er stand demnach im Kontakt mit den Regierungschefs in Spanien und Portugal, Pedro Sanchez und Luís Montenegro. Sánchez wollte zunächst nichts ausschließen.
Die EU kündigte eine eingehende Prüfung des Vorfalls an. „Wir werden natürlich auch die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen und sie mitteilen – und wenn nötig, die notwendigen Maßnahmen ergreifen“, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel. Die EU arbeite „sehr eng“ mit den nationalen und europäischen Übertragungsnetzbetreibern zusammen, fügte sie hinzu.
Die EU-Kommission sprach von einem Stromausfall von „nie dagewesenem Ausmaß“. Die Kommission untersuche „sehr genau, was die Gründe waren, wie gut wir vorbereitet waren“.
Faeser für besseren Schutz in Deutschland
Die scheidende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte indes einen besseren Schutz der kritischen Infrastruktur in Deutschland. „Wir müssen unsere Resilienz und Widerstandsfähigkeit weiter stärken. Kritische Abhängigkeiten und Sicherheitsrisiken müssen wir überall im Bereich kritischer Infrastrukturen reduzieren“, sagte Faeser dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) laut Angaben vom Dienstag.
Der Stromausfall auf der iberischen Halbinsel habe zwar keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in Deutschland gehabt, sagte Faeser. „Trotzdem gilt es, alle Erkenntnisse aus derartigen Ereignissen zu nutzen, um auch in Deutschland weiter für ein Höchstmaß an Sicherheit kritischer Infrastrukturen wie der Energieversorgung zu sorgen.“ (Tsp/dpa, Reuters, AFP)