Dem Pfarrer der evangelischen Mirjam-Gemeinde in Eller ist eines besonders wichtig. „Die Angebote unserer Gemeinde dürfen nicht zum Stillstand kommen. Es muss einen sanften Übergang vom alten ins neue Gemeindezentrum geben“, macht Heering klar. „Erst wenn das neue Gemeindezentrum an der Seite der Schlosskirche steht, dürfen die alten Gebäude hinter der Kirche abgerissen werden.“ Dann soll auf dem 11.300 Quadratmeter großen frei gewordenen Grundstück ein Wohnpark entstehen.
Wie der aussehen soll, steht allerdings noch nicht fest. Erste Gedankenspiele, was genau mit dem kirchlichen Grundstück passieren soll, wurden jetzt den Elleranern vorgestellt. Dafür hatte der evangelische Kirchenkreis Düsseldorf einen „anonymen zwei-phasigen Realisierungswettbewerb“ ausgeschrieben und zehn Planungsbüros dazu eingeladen. In einer ersten Sitzung des Preisgerichts, in dem unter anderem auch das Stadtplanungsamt, der Kirchenkreis, die Mirjam-Gemeinde und zwei Eller Bürger vertreten sind, wurden sechs Entwürfe verworfen, vier wurden zur ersten öffentlichen Beurteilung durchgewunken. „Eigentlich ist eine Beteiligung der Öffentlichkeit nicht zwingend vorgeschrieben. Das Grundstück ist ja nicht im städtischen Besitz“, erläutert Stadtplanungsamtleiter Kai Fischer. „Aber weil die Stadt in alle Schritte mit eingebunden ist und am Ende ja auch Planungsrecht schaffen und Genehmigungen erteilen muss, regen wir bei Bauvorhaben dieser Größe immer eine Öffentlichkeitsbeteiligung an.“ Die Kirche folgte der Anregung.
Allerdings so ganz öffentlich war der Vorstellungstermin dann doch nicht. Zwar hatte die Bevölkerung ungehinderten Zugang, doch die Wettbewerbsteilnehmer unterlagen strikten Restriktionen. „Die einzelnen Wettbewerber dürfen nicht an der Präsentation teilnehmen“, erläutert Arthur Lingk. „Das soll verhindern, dass die Büros Rückschlüsse auf die Arbeiten der anderen ziehen.“ Lingk ist Projektsteuerer bei Wolf R. Schlünz-Projekte, einem Spezialist für die Steuerung kirchlicher Bauvorhaben. Die Anregungen, Ideen und Kritikpunkte der Bürger, die in der öffentlichen Beteiligung erfolgen, werden den vier verbliebenen Büros zur Verfügung gestellt, damit sie diese in ihre weiteren Pläne einarbeiten können. „Diese Pläne müssen bis zum 13. Juni um 14 Uhr zur Vorprüfung vorliegen“, erklärt Fischer. „Sämtliche an dem Bauvorhaben beteiligte kommunalen Ämter werden sich die Planungen ansehen. Am 30. Juni wird sich das Preisgericht zur entscheidenden Sitzung einfinden und den Siegerentwurf küren.“
Vorgaben hat die evangelische Kirche den Planungsbüros nicht gemacht. „Die einzigen Vorgaben, die der Kirchenkreis gemacht hat, sind, dass die Planungen ökologisch, ökonomisch und sozial sein müssen“, sagt Luca Steinert (Wolf R. Schlünz-Projekte). „Der Kirchenkreis hat eine besondere Herangehensweise an das Projekt. Beispielsweise wird im Sinne von Wahrung der Schöpfung anders diskutiert, ob ein Baum gefällt werden darf.“ Die bisher vorliegenden Planungen mussten also alle einige zu erhaltende Bäume berücksichtigen.
Die vier Entwürfe sehen alle ein Freiflächenangebot von rund 50 Prozent vor und alle haben eine Tiefgarage. Die Architektenvorstellungen schwanken von drei bis zu sieben Geschossen mit einer sogenannte Bruttogeschossfläche (BGF) von etwas mehr als 9000 und deutlich mehr als 16.000 Quadratmetern. „Wenn man diese BGF-Zahlen durch 100 teilt, erhält man über den dicken Daumen geteilt die Wohnungseinheiten“, sagt Fischer. „Der beste Entwurf ist der, der sich harmonisch aus der Umgebung ableitet.“ Das Umfeld wird geprägt durch das historische Schloss Eller mit dem dazugehörigen Schlosspark, die Gebäude der Dieter-Forte-Gesamtschule und der Lore-Lorentz-Schule (Berufskolleg und berufliches Gymnasium), sowie Freizeitangebote wie dem Skatepark Eller und dem Schützenplatz.
Begrenzt wird das zu entwickelnde Grundstück durch die Schloßallee im Nordosten, durch das Grundstück der In-Via (Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit) im Südosten, durch die Heidelberger Straße im Südwesten und durch das Grundstück der Awo im Nordwesten. Auch die Awo plant am Standort eine Neuordnung ihres Grundstücks in großem Stil, ein Seniorenheim (90 Plätze), eine Tagespflege (17), eine Kindertagesstätte (70) sowie altengerechte Wohnungen (42) sollen dort entstehen.