DruckenTeilen
Viele Menschen sammeln scheinbar endlos Bücher an, ohne diese tatsächlich zu lesen. Dieses Phänomen ist als Tsundoku bekannt. Welche Gründe gibt es dafür?
Für viele Menschen stellt der Erwerb von Büchern eine große Freude dar. Der Anblick von gefüllten Bücherregalen mit unterschiedlichen Titeln, das Flanieren in Buchhandlungen oder das Sichten von Online-Buchplattformen animiert dazu, Bücher zu kaufen, die häufig lange Zeit ungelesen bleiben. Dieses Verhalten wird auch mit dem japanischen Ausdruck „Tsundoku“ bezeichnet und kann unter bestimmten Umständen sogar die Lesefreude beeinträchtigen.
Wenn man mehr Bücher sammelt, als man lesen kann, spricht man auch von Tsundoku. © patrickdaxenbichler / Panthermedia / IMAGOUtopia.de – Der Ort für Nachhaltigkeit
Dieser Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit Utopia.de, Deutschlands einflussreichster Medienmarke für Nachhaltigkeit. Die Utopia-Redaktion bietet unabhängig, kompetent und glaubwürdig Orientierung und Inspiration zu allen zentralen Fragen eines nachhaltigeren Lebens
Wie entsteht Tsundoku?
Tsundoku setzt sich aus den japanischen Wörtern „Tsun“ (Vorräte ansammeln) und „Doku“ (Lesen) zusammen. Seine Ursprünge reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Dabei war der Begriff anfänglich nicht unbedingt negativ konnotiert. Dennoch kann es dazu führen, dass Personen zunehmend unter Druck geraten, ständig neue Bücher anzuhäufen, die sie letztendlich niemals lesen. Dies kann so weit führen, dass Lesen für Sie eher zu einer negativ behafteten Verpflichtung wird und nicht länger ein entspannendes Hobby darstellt.
Darüber hinaus geben Sie möglicherweise viel Geld für Bücher aus, die Sie letztendlich gar nicht wirklich nutzen können. Bei jedem Kauf neuer Bücher geht außerdem eine Ressourcenverschwendung einher, da für die Produktion eines Buches beträchtliche Mengen an Energie und Papier benötigt werden.
Ein wesentlicher Faktor für Tsundoku ist die Attraktivität des Neuen. Neuerscheinungen, Bestseller oder Empfehlungen wecken die Neugier und den Wunsch, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Die Vorstellung, dass diese Bücher zum Lesen bereitliegen, erzeugt ein beruhigendes Gefühl – selbst wenn der Stapel ungelesener Bücher stetig wächst. Auch die sozialen Medien tragen zur Tsundoku-Kultur bei. Buchstapelfotos und Leselisten werden gern geteilt und schaffen zusätzliche Anreize, mehr Literatur zu erwerben.
Tipps gegen Tsundoku: Lesen statt Sammeln
Um Tsundoku entgegenzuwirken und Bücher tatsächlich zu lesen, anstatt sie nur anzuhäufen, können Ihnen folgende Ratschläge helfen:
- Nutzen Sie lokale Bibliotheken, um Zugang zu einer breiten Auswahl an Büchern zu erhalten, ohne diese dauerhaft besitzen zu müssen. Dies ermöglicht es, verschiedene Genres zu entdecken, ohne das eigene Regal zu überfüllen. Zudem müssen Sie nicht jedes Mal Geld ausgeben, wenn Sie ein neues Buch lesen möchten. Viele bieten auch die Möglichkeit, über ihre Onleihe kostenlos Bücher auszuleihen.
- Büchertausch mit Freunden: Organisieren Sie Treffen zum Büchertausch. Dies bietet nicht nur die Gelegenheit, neue Bücher kennenzulernen, sondern reduziert auch den persönlichen Bücherbestand.
- Treten Sie Lesegruppen bei, um Bücher gemeinsam zu lesen und zu diskutieren. Solche Gruppen fördern nicht nur den Meinungsaustausch, sondern helfen auch dabei, sich auf bestimmte Bücher zu konzentrieren. Führen Sie ein Lesetagebuch, in dem Sie notieren, welche Bücher Sie gelesen haben und welche noch auf Ihrer Leseliste stehen. Dies schafft nicht nur einen Überblick, sondern kann auch die Motivation steigern, ungelesene Bücher in Angriff zu nehmen.
- Buchbudget festlegen: Beschränken Sie das Budget für Bücher, um Spontankäufe zu vermeiden. Ein finanzieller Rahmen zwingt dazu, bewusster über die Buchauswahl nachzudenken.
- Führen Sie die 30-Tage-Regel ein, bevor Sie ein neues Buch erwerben. Wenn Sie nach einem Monat immer noch Interesse daran haben, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Sie es wirklich lesen möchten. Je nach Situation können Sie die Regel auch auf 20 oder 10 Tage verkürzen.
- Regelmäßiges Aussortieren: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Büchersammlung und seien Sie bereit, Bücher zu spenden oder weiterzugeben, die Sie wahrscheinlich nicht mehr lesen werden. Dies schafft Platz für neue Bücher und fördert eine bewusstere Sammlung. Sie können die Bücher zu öffentlichen Bücherschränken bringen oder beispielsweise über das Projekt Bookcrossing an andere verschenken. (von Luise Rau)