Übung in eigener SacheEigensicherungstag der Polizei Köln – wie sich Polizisten besser vor Gewalt schützen wollen
02:31 min
Beamte aus NRW
Polizei-Training gegen Angriffe in Köln
29. April 2025 um 18:48 Uhr
Steigende Gewalt gegen Polizisten: Beim Eigensicherungstag in Köln trainierten mehr als 2.000 Beamte aus ganz NRW, wie sie sich im Einsatz besser schützen können – mit Übungen, Vorträgen und Ausstellungen.
Wenn Routine zur Gefahr wird
Beim Eigensicherungstag der Polizei Köln drehte sich am Dienstag (29.04.) alles um den Schutz derer, die normalerweise für unsere Sicherheit sorgen. Was auf den ersten Blick wie eine aggressive Auseinandersetzung aussah, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Übungsszenario der Bereitschaftspolizei – mit klarer Botschaft: Routine kann im Einsatz gefährlich werden .„Eine Gefahr bei der Eigensicherung oder im täglichen Dienst ist die Routine“, betont Martin Lotz, Eigensicherungsbeauftragter der Polizei Köln. Eingefahrene Abläufe könnten dazu führen, dass wichtige Details übersehen werden. Ziel des Eigensicherungstags sei es daher, die Gefahren des Berufsalltags wieder bewusst zu machen und das Risiko so weit wie möglich zu minimieren. Professionelles Handeln – ohne sich selbst zu gefährden – sei das oberste Gebot.
2.000 Polizisten in Köln
Mehr als 2.000 Beamtinnen und Beamte aus ganz Nordrhein-Westfalen reisten für den Aktionstag an. In Vorträgen, Workshops und Ausstellungen drehte sich alles um das Thema Eigenschutz. Dazu gehörten auch praktische Vorführungen: Wie verhalte ich mich richtig bei einem Zugriff? Wie treffe ich Maßnahmen, die angemessen und gleichzeitig effizient sind ?Auch hier ist laut Lotz die richtige Haltung entscheidend: „Es geht darum, sehr professionell aufzutreten, objektiv tätig zu werden und kein Übermaß an Maßnahmen zu treffen – aber trotzdem Gefahren zu beseitigen.“ Eine Herausforderung, wenn man bedenkt, wie oft Polizisten im Einsatz selbst zur Zielscheibe werden.
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Mehr als 14.000 Fälle von Widerstand
Die Zahl der gewalttätigen Übergriffe auf Einsatzkräfte steigt. Im Jahr 2023 wurden in Nordrhein-Westfalen über 14.423 Fälle von Widerstand gegen Polizeibeamte registriert – im Durchschnitt also fast 40 pro Tag. In manchen Situationen bleibt dann nur noch der Einsatz der Dienstwaffe. Wie im Fall eines Mannes in Gummersbach, der mit einem Cuttermesser auf Polizisten losging und durch einen Schuss gestoppt wurde. Die Staatsanwaltschaft bewertete den Vorfall später als Notwehr – der Angreifer überlebte. Doch es gibt auch Einsätze mit tödlichem Ausgang. Sieben Menschen starben im vergangenen Jahr durch Polizeischüsse – so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Reul: „Jeder Fall ist einer zu viel“
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ließ sich den Eigensicherungstag trotz einer Grippe nicht entgehen. Er zeigte Verständnis für schwierige Entscheidungen im Einsatz: „Jedes einzelne Mal ist eines zu viel, aber es ist oft nicht verhinderbar. Es sind seltene Fälle, Ausnahmen – aber genau die stehen dann in der Zeitung. “Polizeipräsident Johannes Hermanns sieht die wachsende Bedrohung für seine Beamten vor allem im steigenden Gewaltpotenzial im Alltag: „Verändert hat sich vielleicht die Situation, dass heute zu viele Menschen in der Stadt Messer in der Tasche haben – und diese nicht nur gegen Bürger, sondern auch gegen Polizeibeamte einsetzen.“
Wachsamkeit und regelmäßiges Training
Deshalb sei es wichtiger denn je, regelmäßig zu üben und die eigene Sicherheit im Blick zu behalten. Der Eigensicherungstag soll dafür sorgen, dass die Polizei nicht nur professionell, sondern auch sicher agiert – damit jeder Beamte am Ende eines Tages auch gesund nach Hause kommt.