Der Politikjournalist Stefan Kornelius von der „Süddeutschen Zeitung“ wird Sprecher der neuen Bundesregierung. Die Zeitung teilte in eigener Sache auf ihrer Webseite mit: „Stefan Kornelius, langjähriger Ressortleiter der ,Süddeutschen Zeitung’, wird das Amt des Regierungssprechers übernehmen.“

Der Sprecher von Kanzlerkandidat Friedrich Merz bestätigte dem Tagesspiegel die Personalie. Kornelius selbst reagierte auf eine Tagesspiegel-Anfrage vom Dienstagnachmittag zunächst nicht.

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Kornelius, 59, ist ein erfahrener Politikjournalist und seit gut drei Jahrzehnten für die „Süddeutsche Zeitung“ tätig. Er zählt zu den bekanntesten Journalisten des überregionalen Blattes. Er leitet seit 2021 das Politik-Ressort, davor war er seit 2000 für die Außenpolitik verantwortlich.

Weitere Stationen waren unter anderem das Berliner Büro und Washington während der Clinton-Präsidentschaft. In den 1990er Jahren war Kornelius im Bonner Bundesbüro der „Süddeutschen Zeitung“ tätig und berichtete unter anderem über die CDU. Er war auch Mitbegründer der Fachzeitschrift „Medium Magazin“.

Überzeugter Transatlantiker

Kornelius hatte eine journalistische Ausbildung bei der Henri-Nannen-Schule in Hamburg absolviert. Er studierte Politikwissenschaft an der Universität Bonn und an der London School of Economics. Außenpolitik gilt als Kornelius’ Faible, er engagierte sich bei der Atlantik-Brücke, deren Vorsitzender Friedrich Merz einst war. Kornelius ist ein überzeugter Transatlantiker.

„Einer der besten Köpfe in der deutschen Publizistik, brillant in der Analyse der nationalen und internationalen Geschehens, ausgewogen im Urteil und Realist mit transatlantischem Kompass“, sagte ein akademischer Lehrer, der deutsch-amerikanische Politikwissenschaftler Karl Kaiser (Universität Harvard), dem Tagesspiegel über ihn.

Zwei Stellvertreter für Kornelius

Als Sprecher der Bundesregierung dürfte Kornelius, wie Hebestreit, den Rang eines Staatssekretärs erhalten und zugleich Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung werden.

Bisher hat der Regierungssprecher zwei Stellvertreter, die von Grünen beziehungsweise FDP nominiert worden waren. Die neue Koalition hat sich zwar dem Stellenabbau in obersten Bundesbehörden verschrieben, will es aber offenbar bei zwei stellvertretenden Regierungssprechern belassen.

Nach Informationen von „Table Media“ will die CSU den bisherigen Sprecher ihrer Landesgruppe im Bundestag, Sebastian Hille, zum stellvertretenden Regierungssprecher machen. Die SPD dürfte ebenfalls eine Stellvertreterin oder einen Stellvertreter von Kornelius nominieren.

Was Seibert und Wilhelm machen

Der scheidende Regierungssprecher Hebestreit hat sich bisher zu weiteren beruflichen Plänen nicht geäußert. Hebestreits Vorgänger Steffen Seibert, einst Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), ist inzwischen deutscher Botschafter in Israel. Ulrich Wilhelm, erster Regierungssprecher Merkels, war danach Intendant des Bayerischen Rundfunks. Er ist nun Kuratoriumsvorsitzender der FAZIT-Stiftung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Als Regierungssprecher wird Kornelius den Kanzler und die gesamte Bundesregierung nach außen „verkaufen“ müssen; in welcher Gewichtung, das wird sich weisen. Dass Merz keine Regierungserfahrung besitzt, ist das Eine. Anders als Olaf Scholz (SPD) trägt Merz das Wort auf der zuweilen flinken Zunge. Merz hat die sympathische, bei Politikern rare Angewohnheit, journalistische Fragen zu beantworten. Das könnte seinen Sprecher noch ins Schwitzen bringen oder dazu, einmal Gesagtes „einzufangen“.

Am Abend der Bundestagswahl verfasste Kornelius einen Kommentar. „Jetzt müssen die anderen Parteien den Beweis erbringen, dass es diese AfD nicht braucht“, schrieb er über den Text. Ab voraussichtlich kommenden Dienstag wird das, zumindest indirekt, auch seine eigene Aufgabe sein. (mit dpa)