Stand: 30.04.2025 06:00 Uhr

Hinter dem englischen Allerweltsnamen Alex Smith verbirgt sich ein überaus erfolgreicher englischer Thrillerautor. Die ersten Bände seiner Reihe um den Londoner Inspektor Robert Kett sind nun endlich auf Deutsch erschienen.

von Katja Eßbach

In Detective Chief Inspector (DCI) Robert Ketts Leben ist nichts mehr, wie es war. Seine Frau Billie ist spurlos verschwunden, möglicherweise entführt, vielleicht sogar tot. Kett muss sich deshalb allein um seine drei kleinen Töchter kümmern. Um Abstand zu gewinnen, verlässt er London und zieht an die englische Ostküste, nach Norwich. Dort will er eigentlich nur für seine Kinder da sein, aber dann bittet ihn die hiesige Polizei um Unterstützung in einem Vermisstenfall:

„Seit gestern werden in Norwich zwei Mädchen vermisst.“ Kett spürte ein unangenehmes Kribbeln über sein Rückgrat laufen, und ein mulmiges Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. „Entführt?“ „Das glauben wir jedenfalls.“
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Kett war bei der Londoner Kripo Experte für Vermisstenfälle und willigt ein, bei der Suche nach Maisie und Connie zu helfen. Beide sind elf Jahre alt, haben sich etwas Taschengeld beim Zeitungenaustragen verdient und wurden auf einer ihrer Touren entführt. Eine fieberhafte Suche beginnt.

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Liz Moore schafft es, die Spannung über knapp 600 Seiten hin nicht nur zu halten, sondern mehr und mehr zu steigern.
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Großartige Mischung aus Spannung und Humor

Alex Smith‘ Reihe um den Londoner DCI Robert Kett ragt aus der schier unüberschaubaren Menge an Thriller-Neuerscheinungen heraus. Das liegt an den packenden Plots, aber noch viel mehr an einer großartigen Mischung aus Spannung und Humor. Und der ist nicht aufgesetzt und unpassend, sondern entsteht ganz organisch aus der Situation heraus. Besonders Ketts drei kleine Töchter sorgen immer wieder für herrliche Szenen:

Evie war fuchsteufelswild (…). Anscheinend war es in der Kita grässlich gewesen, jeder dort war ein Pupskopf, und zum Mittagessen hatte sie Crumpets essen sollen. Mit Butter. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen – sie sah aus wie ein Mops, der ein Hornissennest verschluckt hat -, war das Ende der Welt so gut wie da.
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Auch Ketts unmittelbare Kolleginnen und Kollegen sind Typen, die nicht übertrieben skurril gezeichnet sind, sondern als echte Charaktere mit Hang zu einer gewissen Seltsamkeit.

Robert Ketts Suche nach seiner Ehefrau

Und dann ist da noch die zweite Ebene, die Geschichte um Ketts verschwundene Frau Billie. Kett ist verzweifelt, denn bislang gibt es einfach keine Spur von ihr. Aber dann gibt einer der Verdächtigen im aktuellen Vermisstenfall einen kryptischen Hinweis:

„Fragen Sie mich doch, woher Billie den PigMan kannte. Ihr Cops, ihr glaubt, wir seien alle Jack the Ripper, die allein arbeiten. Aber wir tauschen uns aus, wir konkurrieren miteinander, wie folgen einander auf diesem blöden Facebook. Sie glauben, ich weiß es nicht, aber ich weiß es, ich weiß, wo sie …“
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Wenige Augenblicke später ist der Verdächtige tot und Kett wird nie erfahren, was dieser weiß. Und so geht die Suche nach Billie auch in den beiden folgenden Bänden weiter.

Grausamer Hund oder brutaler Mörder?

Außerdem bekommt es Kett mit einem Mythos, dem Black Shuck, zu tun. Angeblich ist dieser Hund, der seit Hunderten von Jahren immer wieder gesichtet wird, für den Tod einer jungen Frau verantwortlich, die gerade in den Wäldern von Norfolk gefunden wurde. Aber DCI Robert Kett glaubt nicht an Mythen, nur an brutale Mörder…

Alex Smith‘ Robert-Kett-Reihe versteckt sich in unscheinbaren Taschenbüchern, ist aber etwas ganz Besonderes: spannend, empathisch, voller Dialogwitz, ohne dass Grauen und Brutalität verniedlicht würden.

Ein Schrei, den niemand hört

von Alex  Smith

Seitenzahl:
304 Seiten
Genre:
Krimi
Zusatzinfo:
Aus dem Englischen von Alice Jakubeit
Verlag:
rororo
Bestellnummer:
978-3-257-07333-1
Preis:
14 €

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