1. Gitex Europe: KI-Koryphäen, Start-ups und „spannende Nachtkultur“ in Berlin

Die Tech-Messe Gitex Europe, die vom 21. bis 23. Mai erstmals in Berlin stattfindet, wirft ihre Schatten voraus. Der renommierte KI-Pionier und Nobelpreisträger Geoffrey Hinton werde auf der Messe „die existenziellen Risiken der sogenannten agentischen KI-Technologie“ beleuchten, kündigten die Veranstalter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten am Mittwoch in Berlin an. Gerüchten zufolge wird auch OpenAI-Chef Sam Altman erwartet.

KI-Kritiker Hinton fordert seit Längerem eine Art „Kill Switch“ für KI – also eine strenge Regulierung großer KI-Modelle mit der Möglichkeit für die Politik, auf den Stopp-Knopf drücken zu können. Die von KI ausgehenden Gefahren stellten „die Grundlagen von Wirtschaft und Gesellschaft infrage“.

KI, Quanten und Security

Sicherheitsexperten werden den Machern zufolge zudem auf dem Begleitkongress analysieren, wie KI „die Spielregeln der Cybersicherheit und internationalen Verteidigung verändert“. Das wachsende Fintech-Ökosystem soll ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Die neu geschaffene Gitex Quantum Expo wollen die Organisationen als „Plattform für bahnbrechende Forschung und internationale Kooperationen“ etablieren.

„Gitex Europe x AI Everything“ lautet das offizielle Motto der Messe. Globale Player wie AWS, IBM, Cisco, Cloudflare, Dell, Lenovo, NTT, Nvidia und SAP werden genauso vertreten sein wie kleinere Akteure aus den Bereichen KI, Quantenforschung und nachhaltige Technologien.

Die Gitex Europe soll in sechs Hallen auf dem Berliner Messegelände rund 1500 Firmen zusammenbringen, erklärte Trixie LohMirmand, Chefin des Veranstalters Kaoun International. Davon seien rund 700 Start-ups und über 30 sogenannte Unicorns mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar. 34 europäische Staaten seien vertreten. 75 Prozent kämen aber „aus dem Rest der Welt“.

„Größte Tech-Show in Europa“

Es soll „die größte Tech-Show in Europa“ werden, hoffen die Veranstalter. Auf große Besucherzahlen schiele sie nicht unbedingt, da entscheidende Gespräche wichtiger seien, sagte LohMirmand. Zu rechnen sei mit einigen 10.000 bis zu 100.000 Messegängern. Gitex Europe soll kein „Eitelkeit-Event“ sein und nicht nur Hype generieren, sondern Ergebnisse für alle Beteiligten bringen und etwa neue Investoren und Firmen zusammenführen. Ausschlaggebend werde sein: „Nach den drei Tagen fängt die eigentliche Arbeit an.“ Die Branche müsse etwa lernen, dass KI „jetzt Open Source ist“ und jede Firma ein KI-Unternehmen sei.

Die Organisatoren wollen helfen, die drängendsten derzeitigen Tech-Fragen zu beantworten. Dazu zählt ihnen zufolge: Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) verantwortungsvoll eingesetzt werden? Welche Strategien braucht Europa, um digitale Souveränität zu erreichen? Und welche Lösungen gibt es für neue Bedrohungen durch Cyberangriffe und autonome Systeme?

Dass die Gitex in die deutsche Hauptstadt zieht, begründete LohMirmand so: „Berlin ist einer der wichtigsten Hubs in Europa.“ Hier seien Energie, Offenheit und Ambition zu verspüren. Wasser auf die Mühlen des regierenden Bürgermeisters, Kai Wegner (CDU): „Berlin ist Deutschlands Start-up-Metropole“ mit rund 100.000 Mitarbeitern in jungen Tech-Unternehmen, betonte er. Berlin stehe auch für die Vernetzung von Gründern, Kapitalgebern und Wissenschaftlern. Die Spree-Metropole biete neben Weltoffenheit, Innovation und ganz viel Kreativität ferner eine „spannende Nachtkultur“.

A Match Made in Heaven

Wegner brachte den Wunsch und Willen zum Ausdruck, dass die Gitex langfristig in Berlin bleibe. Das gelte sicher für die nächsten drei Jahre, für zwei weitere bestehe eine dann bis 2030 reichende Option. Der Senat werde zugleich alles daran setzen, mehr internationale Flugverbindungen an den BER zu bekommen. Passend dazu sprach Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) angesichts der Ortswahl der Veranstalter von einer „himmlischen Verbindung“. Viele „Hidden Champions“ aus der Hauptstadt „wollen die Welt besser machen mit Technologie“.

Die Wurzeln der Gitex reichen bis 1981 zurück. Sie hat sich zu einer der bedeutendsten Technologieveranstaltungen weltweit gemausert. Im Laufe der Jahre ist das Themenspektrum gewachsen. Die Messe zieht heute Aussteller und Besucher aus Bereichen wie KI, Cybersicherheit, Cloud Computing, Big Data und Metaverse an. Die Gitex Global findet jährlich im Dubai World Trade Centre statt – mit laut Veranstalter zuletzt fast 200.000 Teilnehmern – und konkurriert vor allem mit der CES in Las Vegas. Ableger gibt es mittlerweile etwa auch in Afrika (Marokko) und Asien (Singapur). Für Oktober ist ein weitere Ausgabe in Vietnam geplant.

(vbr)