Sana Piso ist verzweifelt: „Wie kann man nur so sein?“ fragt die irakische Jesidin im Anschluss an ihre Schilderungen – und meint das Vorgehen der Behörden am späten Abend des 17. März: Gegen 22.30 Uhr betraten Mitarbeiter von Polizei und Ausländerbehörde das Remscheider Mehrfamilienhaus, in dem ihr Bruder mit einem Großteil seiner Familie lebte – und vollzogen die Abschiebung der Ehefrau mitsamt fünf Kindern. Deren erzwungene Ausreise – ohne Ehemann und ältesten Sohn – endete kurze Zeit später in Shingal, in der nordirakischen Provinz Ninawa – jene Gegend, die durch den Völkermord des Islamischen Staates (IS) an den Jesiden im Jahr 2014 traurige Berühmtheit erlangt hatte. „Dort ist es für sie sehr gefährlich“, sagt Sana Piso, die im Jahr 2015 nach Deutschland floh. Auch nach der militärischen Niederlage des IS gilt die Region als instabil und umstritten. Die Organisation „Pro Asyl“ etwa bezeichnete die Lage für Jesiden in einem Beitrag im vergangenen Jahr als „düster.“