Kurz vor Blackout in Spanien
Mysteriöse Stromausfälle auch in Großbritannien

30.04.2025, 11:57 Uhr

Artikel anhören

Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos

Während Europa weiterhin rätselt, wie es zu dem großflächigen Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel kommen konnte, meldet auch Großbritannien einen Zwischenfall: Nur wenige Stunden vor dem großen Kollaps kommt es auch in britischen Kraftwerken zu ungewöhnlichen Störungen.

Nur wenige Stunden vor den massiven Stromausfällen in Spanien und Portugal kommt es auch in Großbritannien zu ungewöhnlichen Vorfällen im Netzbetrieb. Am frühen Sonntagmorgen kam es zu gleich zwei Störungen in Kraftwerken, wie der „Telegraph“ berichtet. Die Folge: unerwartete Schwankungen der Stromfrequenz. Der britische Netzbetreiber Neso kann sich den Zwischenfall bisher nicht erklären und hat die Ermittlungen aufgenommen.

Das erste Ereignis begann dem Bericht zufolge um 2 Uhr morgens. Um den hohen Strombedarf zu decken, sollte das Gaskraftwerk Keadby 2 in Lincolnshire zu dieser Zeit ans Netz gehen – es fiel jedoch bis zum Morgen aus. Ungefähr zur gleichen Zeit fiel die Leistung der „Viking“-Verbindungsleitung, die zwischen Großbritannien und Dänemark verläuft, plötzlich auf null. Bis zum Vormittag lief kein Strom durch die Leitung.

Gegen 18 Uhr kam es schließlich erneut zu unerwarteten Schwankungen in der Stromfrequenz. Um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten, ist es unbedingt notwendig, die Frequenz des Netzes innerhalb bestimmter Grenzen zu halten.

Bisher keine Verbindung zu Kollaps in Spanien und Portugal

Die Vorfälle richteten bisherigen Informationen zufolge keine größeren Schäden an und waren weitaus harmloser als jene in Portugal und Spanien. Die britischen Behörden sind dennoch in Alarmbereitschaft und ermitteln zur Ursache der plötzlichen Ausfälle. Auch Neso kann sich die Betriebsereignisse bisher nicht erklären. „Wir arbeiten eng mit unseren Kollegen in ganz Europa zusammen, um die Ursache des heutigen Stromausfalls zu ermitteln“, erklärte ein Sprecher der britischen Zeitung.

Bisher gibt es dem Bericht zufolge keine Indizien dafür, dass die Vorfälle in Großbritannien mit den massiven Ausfällen in Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs zu tun haben. Nach dem verheerenden Ereignis, bei dem auch drei Menschen zu Tode kamen, nehmen die Länder ihre Stromnetze derzeit mühsam wieder in Betrieb. Zwar konnte die Stromversorgung wiederhergestellt werden. Was genau zu dem laut der spanischen Regierung „historischen Ereignis“ führte, ist jedoch weiterhin unklar. Zuletzt schloss der spanische Netzbetreiber eine Cyberattacke als Ursache aus. Die Regierungen in Madrid und Lissabon kündigten Krisensitzungen an, um das Ausmaß des Vorfalls und mögliche strukturelle Schwächen zu analysieren.

Nach dem Kollaps in Spanien und Portugal sowie den Vorfällen in Großbritannien kündigte auch die britische Innenministerin Yvette Cooper an, sich mit „unterschiedlichen Herausforderungen und Bedrohungen“ intensiver zu beschäftigen, wie die Nachrichtenseite LBC berichtet. Das Vereinigte Königreich verfolge einen „kontinuierlichen Ansatz“ hinsichtlich „Resilienz“ und „Sicherheitsfragen“, sagte Cooper auf die Frage, ob der Vorfall in Spanien und Portugal Befürchtungen über ähnliche Ereignisse in London auslöste.

Die Störungen des britischen Stromnetzes vom vergangenen Wochenende folgen zudem auf einen Stromausfall am Flughafen Heathrow, der erst vor wenigen Wochen zu einem Stillstand des Flugverkehrs führte. Damals hatte ein Umspannwerk seinen Betrieb nach einem Brand für rund einen Tag einstellen müssen. Auch Energieminister Ed Miliband hatte damals erklärt, dass die Regierung die „Resilienz“ wichtiger Einrichtungen wie Heathrow „genau unter die Lupe nehmen“ müsse.