Steinhagen. Am Dienstagabend traf sich der Steinhagener Ausschuss für Schulen, Jugend, Sport und Kultur zu einer Sondersitzung. Auf der Tagesordnung stand im Prinzip nur ein Punkt: das Friedensdenkmal. Rund eine Stunde lang debattierten die Steinhagener Kommunalpolitiker über das Für und Wider der verschiedenen Vorschläge.
Bevor der Ausschuss tagen konnte, hatte eine ehrenamtliche Jury bereits Vorarbeit geleistet. Die Preisrichtergruppe bestand unter anderem aus den beiden Initiatoren des Denkmal-Antrages, Ex-Bürgermeister Klaus Besser und seiner Frau Petra Holländer, Parteienvertretern, einem Vertreter des Denkmalschutzes und mehreren Künstlern. Die Vorentscheider hatten die schwierige Aufgabe, aus den elf eingegangenen Ideen die drei besten auszuwählen. Die Künstler blieben während des Wettbewerbs anonym; es sind „normale“ Steinhagener darunter, aber auch Kreative, die nicht aus NRW stammen.
Dabei folgten die Juroren nicht nur ihrem Bauchgefühl, sondern arbeiteten einen Kriterienkatalog ab. Neben dem ästhetischen Anspruch wurden auch Fragen wie Vandalismus-Beständigkeit und technische Ausführung bedacht. Drei Vorschläge hatten es in die engere Auswahl und damit in den Ratssaal geschafft.
Steinhagener Profi-Künstlerin gewinnt Wettbewerb
Einer sieht eine runde Panzerglas-Scheibe vor, die nahe dem Kriegerdenkmal vor der Dorfkirche in das Pflaster eingelassen werden könnte. Unterhalb der Scheibe würden wechselnde Objekte lagern, die einen Bezug zum Kriegerdenkmal oder zu den Weltkriegen herstellen – der Schöpfer des Werkes schlug beispielsweise eine Pickelhaube vor, wie sie der Soldat vor der Kirche trägt.
So soll das Steinhagener Friedensdenkmal aussehen.
(© Frank Jasper)
Ein zweiter Vorschlag ist deutlich komplexer. Auf 2,50 Metern Höhe sollte ein Trinkwasserspender per Stufen erreichbar sein. Die Stufen würden mit Anti-Kriegs-Slogans beschriftet werden. Außerdem spielen Lautsprecher bekannte Anti-Kriegslieder, wie „Give Peace a Chance“ von John Lennon oder „99 Luftballons“ von Nena. Zusätzlich stellt sich der Künstler eine LED-Beleuchtung und mehrere Ginkgo-Bäume als Teil des Ensembles vor.
Der Kultur-Ausschuss entschied sich schließlich für eine andere Idee. Die bestach vor allem durch ihre Anschaulichkeit – die Künstlerin hatte schon mal ein kleines Modell hergestellt. Ihr Werk besteht aus einem Beton-Quader, der 1,65 Meter hoch sein soll. Auf dem Quader sitzen zwei Kinderfiguren, die sich in den Armen halten. Teil des Werkes ist auch ein Globus, der in den Quader eingelassen ist.
Gläserner Gullydeckel und Wendeltreppe unter den Top Drei
Das geplante Steinhagener Friedensdenkmal erinnert an das berühmte Kunstwerk „Muretto di Alassio“ mit dem sich unter anderem Ernest Hemingway in Italien verewigte.
(© CC BY-SA 4.0/Wikipedia)
Als Kontrast zum Schriftzug über dem Kirchenportal „Und wenn die Welt voll Teufel wär’“, könnte auf dem Friedensdenkmal „Und wenn die Welt voll Frieden wär’“ stehen. Die Grundidee des künftigen Steinhagener Friedensdenkmals erinnert an die berühmte „Muretto di Alassio“ in Italien. Dort sitzt ebenfalls ein Figurenpaar auf einer niedrigen Mauer. Das dortige Denkmal wurde von Schriftsteller Ernest Hemingway mitinitiiert.
Das Steinhagener Konzept stammt von der Brockhagener Bildhauerin Marion Plaßmann. Die freiberufliche Künstlerin nahm schon oft an den Offenen Ateliers teil. Zuletzt machte sie mit einer großen Sandstein-Skulptur in Gütersloh von sich reden. Regelmäßig arbeitet sie auch mit Schulen zusammen und leitet Kunstprojekte mit Kindern.
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Bevor die Parteien ihre Entscheidungen bekannt gaben, wurden Pros und Contras abgewogen. So sprach die CDU den finanziellen Aspekt an. Astrid Lonnemann wünschte sich mehr Informationen zu den Kosten der einzelnen Werke und schlug vor, die Schulen einzubinden, um Spenden zu sammeln. Ihre Fraktionskollegin Kinga Golus schlug einen Kostendeckel vor. Detlef Gohr (Grüne) bezweifelte, dass das 2,50 Meter hohe Wasserspender-Konstrukt genehmigungsfähig sei.
Steinhagener Parteien sind sich einig – ohne Absprache
Schnell kristallisierte sich indes heraus, dass alle beteiligten Parteien die Kinder-auf-Mauer-Skulptur favorisieren. Entsprechend fiel die Entscheidung einstimmig aus. Auch Klaus Besser, der das Projekt überhaupt erst zusammen mit seiner Frau angeregt hatte, lobte das Werk nach der offiziellen Entscheidung.
Bildhauerin Marion Plaßmann aus Brockhagen.
(© Archivbild: Birgit Nolte)
Tatsächlich ist geplant, das Steinhagener Friedensdenkmal bereits am 1. September dieses Jahres, dem deutschlandweit gefeierten Antikriegs- beziehungsweise Weltfriedenstag, zu eröffnen. Ob das klappen kann, müsse sich noch zeigen, erläuterte Bürgermeisterin Sarah Süß auf Nachfrage. Nun soll die Verwaltung erst mal Detailfragen klären. Dazu gehört, was das Friedensdenkmal kosten wird (Marion Plaßmann schätzt die Betonskulptur auf 6.000 Euro), wer die Finanzierung (neben der Gemeinde) trägt und wie es genau aufgestellt wird. Als Standort hat die Künstlerin eine Grünfläche zwischen dem Restaurant La Fucina und dem Schlichte-Carree vorgesehen.
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