Es ist ein sportliches Wunder, versetzt eine Großstadt in einen Rausch und hat eine historische Dimension!
Mit Zweitliga-Meister Dresdner Eislöwen steigt erstmals ein Ostklub in die DEL auf, der erst nach der Wende gegründet werden durfte. Weil die DDR-Führung 1970 beschlossen hatte, dass es dort kein Eishockey mehr geben darf.
36 Jahre nach dem Mauerfall – jetzt gibt’s die waschechte Wiedervereinigung im Eishockey!
Denn seit Gründung der DEL 1994 spielten dort nur die Eisbären Berlin und bis 1996 die Lausitzer Füchse aus Weißwasser. Sie sind die Nachfolger der beiden Polizeisport-Vereine, die von der DDR-Regierung bis zur Wende eine Ausnahmegenehmigung hatten, als einzige Standorte Eishockey zu spielen. Zu zweit trugen sie in der kleinsten Liga der Welt eine absurde Meisterschaft aus.
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Die Begründung war, dass die Ausrüstung wie Schläger und Schlittschuhe importiert werden musste. Zu teuer für die kommunistische Elite, die lieber ihr Geld in Sportarten steckte, wo es realistischer war, fürs politische Ego viele Medaillen bei Olympia zu holen.
So konnte erst 1990 ein Eissportclub in Dresden gegründet werden. Und zwar von den Dresdner Eishockey-Spielern, deren Sport 1970 in ihrer Stadt verboten wurde.
Viele Stars und starker Nachwuchs
Jetzt schreibt dieser Verein mit den Dresdner Eislöwen gesamtdeutsche Geschichte. Vor einem Jahr kämpften die Sachsen in der 2. Liga gegen den Abstieg, dann griff der geniale Plan von Sportdirektor Matthias Roos. Er verpflichtete mit Trainer Niklas Sundblad einen Ex-DEL-Meister-Coach, holte Topstars wie Ex-NHL-Profi Travis Turnbull, Knallhart-Stürmer Dane Fox oder Vize-Olympia-Sieger Danny aus den Birken im Tor.
Co-Trainer Petteri Kilpivaara, Chefcoach Niklas Sundblad und Sportdirektor Matthias Roos (v.l.n.r.)
Foto: IMAGO/Eibner
Doch Dresdens Erfolg zum DEL2-Titel 2025 ist trotz der vielen Star-Verpflichtungen nicht nur gekauft. Mit Bruno Riedl (22) erzielte im entscheidenden siebten Finale in Ravensburg (2:1 n.V.) ein ostdeutsches Eigengewächs das 1:0. Der Verteidiger stammt aus Halle, wurde wie die beiden gebürtigen Dresdner Ricardo Hendreschke (22) und Felix Krüger (17) im Eislöwen-Nachwuchs ausgebildet. Super-Juwel Krüger wird sogar prophezeit, Nationalspieler zu werden, spielt aktuell in der deutschen U18.
Jahrelang wurde nachhaltig gearbeitet, um einen ostdeutschen Standort für die DEL aufzubauen. Dienstagnacht gegen 23 Uhr brachen beim 2:1-Golden-Goal von Tomas Sykora in der siebten Minute der Verlängerung alle Dämme.
In der Dresdner Innenstadt stieg am Mittwochnachmittag die große Aufstiegssause.
Foto: Robert Michael/dpa
Geschäftsführer Maik Walsdorf (37): „Es ist ein unfassbarer Meilenstein für uns. Man kann es nicht begreifen!“ Der Eislöwen-Boss tigerte während der Entscheidung durch Ravensburg, weil er die Spannung nicht aushalten konnte. „Ich kenne jetzt jede Ecke von Ravensburg. Beim Siegtor war ich dann im Mannschaftsbus, konnte von dort rein in die Halle gucken“, erzählt Walsdorf. „Ich bin total ausgerastet und zu den Jungs reingestürmt.“
„Wir ziehen die DEL-Pläne aus der Schublade!“
Eine Stadt versinkt im Freudentaumel. Erstmals seit dem Abstieg der Fußballer von Dynamo Dresden 1995 aus der Bundesliga ist ein Dresdner Männerteam in einer der vier großen Team-Sportarten wieder erstklassig – und im Eishockey will man so schnell nicht wieder verschwinden.
Für die DEL-Lizenz ist alles vorbereitet. Walsdorf: „Wir haben uns intensiv damit auseinandergesetzt, was wir die nächsten 20 Tage benötigen. Jetzt ziehen wir die Pläne aus der Schublade.“ Mit 7 Mio. Euro Etat soll der Klassenerhalt her, die Fanbasis ist auch da.
Die Dresdner Eislöwen richteten im Fußball-Stadion bereits Event Games aus, wo zweimal 30.000 Zuschauer zum DEL2-Derby gegen Weißwasser kamen. Möglich, dass das große Erstliga-Duell gegen die Eisbären Berlin mal so ein Spektakel wird…