Stand: 01.05.2025 11:52 Uhr

Die Geschichte der NDR Radiophilharmonie beginnt offiziell vor 75 Jahren: Am 1. Mai 1950 wurde das „Orchester des Senders Hannover“ gegründet. 45 Musiker spielten darin zu Beginn.

von Raliza Nikolov

Der erste Chef des Orchesters war 25 Jahre lang Willy Steiner. Er dirigierte Unterhaltungsmusik – bei Konzerten wie dem „Bunten Abend aus Watenstedt-Salzgitter“. Auftritte vor Publikum standen für die Mitglieder des Orchesters zunächst aber nicht im Vordergrund. Meist ging es um Studio- und Liveproduktionen für den Sendebetrieb des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks, um die Begleitung von Hörspielen, um Unterhaltungsmusik. 

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Achtung Aufnahme: Mikrofon auf der Bühne im Großen Sendesaal des Landesfunkhauses in Hannover, im Hintergrund Instrumente der NDR Radiophilharmonie © NDR

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Vielfältiges Repertoire, neue Formate und unterschiedliche Schwerpunkte

Heute gibt die NDR Radiophilharmonie etwa 100 Konzerte pro Saison, mit einem nach wie vor sehr vielfältigen Repertoire, vielen neuen Formaten, aber deutlich anderem Schwerpunkt als vor 75 Jahren. Neben Crossover, Filmmusik und Barock liegt der Fokus auf dem sinfonischen Repertoire. Dazu kommen das intensive Engagement für das jüngste und junge Publikum unter dem Motto „Discover music“ und die „Joseph Joachim Akademie“ für den Profi-Nachwuchs. Und das NDR Konzerthaus in Hannover versteht sich als Ort der Begegnung für alle.

Gerade hat die NDR Radiophilharmonie mit dem neuen Chefdirigenten Stanislav Kochanovsky eine hochgelobte neue CD-Reihe begonnen mit unbekannten Stücken bekannter Komponisten – etwa der Suite Nr. 3 von Peter Tschaikowsky. In 75 Jahren ist Kochanovsky mittlerweile der achte Chefdirigent. Das Orchester hat sich enorm verjüngt und vergrößert. Neben der Harfenistin sind viele weitere Kolleginnen hinzugekommen.

NDR Radiophilharmonie: Für viele weit mehr als ein Arbeitsplatz

Die NDR Radiophilharmonie ist für viele weit mehr als ein Arbeitsplatz. „Der Ort, an dem beruflich und musikalisch viele meiner Träume wahr geworden sind“, sagt Solo-Trompeter Alexander Mayr. Und Bratschistin Miriam Tanase beschreibt die Stimmung im Orchester als „herzlich und warm – jede Woche ein neues musikalisches Abenteuer“. Was die Musikerinnen und Musiker verbindet, ist die Leidenschaft für ein Ensemble, das künstlerisch Maßstäbe setzt und zugleich durch Offenheit und Teamgeist überzeugt.

„Wir sind in jeder Hinsicht ein vielseitiges, exzellentes Orchester“, findet Soloflötist Christoph Renz. Und Cellist Nikolai Schneider ergänzt: „Neben der hohen künstlerischen Qualität gibt es hier ein enormes kreatives Potenzial – das ist ein gesellschaftlicher Schatz.“ Genau das motiviert Hornistin Susanne Thies immer wieder neu: „Für dieses außergewöhnlich tolle Team gebe ich gern mein Bestes.“

Wunsch für Ensemble: Selbstbewusstsein und Neugier

Neben Stanislav Kochanovsky ist Jörg Widmann dem Orchester als Erster Gastdirigent über drei Jahre hinweg eng verbunden. Auch über das Jubiläum hinaus wünscht er dem Ensemble einiges: Es solle mit Selbstbewusstsein und Neugier an seine Aufgaben herangehen, sagt Widmann – und dabei stets den Anspruch behalten, auch das Publikum herauszufordern.

„Ich fordere das Publikum“, sagt er offen. „Das ist kein Easy Listening – und selbst wenn wir Mozart spielen, ist es das nicht.“ Education-Projekte liegen ihm besonders am Herzen. Klassische Stücke dürften nie bloß „exekutiert“ werden, sondern sollten immer wieder neu entdeckt werden. Seine Hoffnung: Verantwortliche in Kultur und Politik sollten erkennen, wie wichtig ein solches Orchester gerade in bewegten Zeiten sei. Widmanns Wunsch zum Jubiläum: „Also auf die mindestens die nächsten 75 Jahre!“

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Überall Kameras und Tontechniker: Großes Aufgebot im Großen Sendesaal im NDR Landesfunkhaus in Hannover während der Videokonzert-Produktion des Orchesterhörspiels "A Christmas Carol" im Dezember 2020 © NDR Foto: Micha Neugebauer

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Wunsch nach neuem Konzertsaal mit Strahlkraft

Zum Geburtstag darf man auch ein bisschen träumen. Viele Mitglieder äußern den Wunsch nach einem neuen Konzertsaal mit Strahlkraft – wie Nikolai Schneider. Doch der Solocellist sieht den Mangel nicht nur negativ: „Dieser Standortnachteil sorgt dafür, dass wir jedes Projekt mit einer gewissen Haltung angehen – als müssten wir uns etwas beweisen.“ Es gebe keine Spur von Selbstzufriedenheit, niemand ruhe sich auf Erfolgen aus. „Man hat das Gefühl: Wir wollen immer richtig gute Konzerte spielen. Und das verbindet mich mit diesem Orchester, weil ich hier viele Gleichgesinnte treffe.“

Manche Träume werden wahr. Soloflötist Christoph Renz fasst es so: „Man sagt uns manchmal nach, wir hätten so etwas wie die Ausstrahlung eines Jugendorchesters. Und tatsächlich – wenn wir Aushilfen, Musikstudierende oder Akademistinnen und Akademisten zu Gast haben, spiegeln sie uns genau das zurück: Dass es bei uns nicht einfach nur Dienst ist, sondern dass sich unglaublich viele Mitglieder emotional mit dem Orchester identifizieren.“

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur |
NDR Radiophilharmonie |
01.05.2025 | 12:40 Uhr

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Klassik

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