Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) – Wie verzweifelt müssen diese Patienten sein? In Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt standen hunderte Menschen an, nur um einen Termin bei einer neuen Augenarztpraxis zu ergattern. Viele Ältere harrten stundenlang auf den Beinen in der prallen Sonne aus.

Die Bilder der langen Schlange aus Sachsen-Anhalt verbreiteten sich später im Netz – und sorgten für Empörung.

Senioren harrten in Viererreihen ausDie Warteschlange zog sich bis um die Ecke in die nächste Straße

Die Warteschlange zog sich bis um die Ecke in die nächste Straße

Foto: Marko Roye/Facebook

Aufgenommen wurden die Szenen am Dienstagnachmittag in der Puschkinstraße im Stadtteil Wolfen. Eine Ärztin, die bislang im benachbarten Bitterfeld in einer Klinik praktizierte, eröffnet dort im Mai eine neue Praxis.

Der Haken: Termine wurden nur persönlich – am Dienstag in der Zeit von 13 bis 15 Uhr –vergeben, wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtet. So stellten sich schon ab dem Morgen die ersten Leidgeplagten an, die zuvor teils monatelang versucht hätten, eine Behandlung in der Region zu bekommen. Warum Termine nur persönlich vergeben wurden, ist bislang nicht bekannt.

„Ich suche seit November im Umkreis von 50 Kilometern, keiner nimmt Neukunden“, klagte eine Frau. Auf den Fotos der langen Warteschlange ist deutlich zu erkennen, dass es sich größtenteils um ältere Menschen handelte. In Viererreihen standen sie bis in die nächste Straße.

„Das spiegelt unser Gesundheitssystem wider“

Eine Buchhalterin berichtet: „Als Arbeitnehmerin hatte ich keine Chance, habe stinksauer Kehrtwende gemacht. Das sollte sich mal unser Gesundheitsminister anschauen.“

In den sozialen Netzwerken wird heftig über die Aufnahmen diskutiert. „Das ist sehr, sehr traurig und spiegelt unser Gesundheitssystem wider“, meint ein Mann. „Eine Schande für unser Land“, sagt ein anderer. Die Menschen würden schließlich medizinische Hilfe benötigen.

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Verzweifelt berichteten Patienten zudem, man müsse auch bei anderen Ärzten bis zu acht Monate auf Termine warten – viele hätten einen Aufnahmestopp verhängt. Laut Kassenärztlicher Vereinigung sind in Sachsen-Anhalt etwa 240 Haus- und Facharztstellen unbesetzt.