50 Schülerinnen und Schüler des Wegberger Bildungscampus machten sich im Februar auf eine Reise, die sie nie wieder vergessen werden: Während ihrer viertägigen Krakau-Fahrt erlebten die jungen Schüler erstmalig hautnah, wie grausam der Holocaust, das größte Verbrechen an der Menschheit jemals, gewesen sein muss.
„Die Berge von Klamotten und Haaren haben mich sehr mitgenommen. Die Größe des Vernichtungslagers, das hätte ich mir vorher gar nicht vorstellen können“, erklärte Matthis Dahmen-Herburger. Er ist einer der Schüler, die sich mit der Krakau-Fahrt des Bildungscampus an eine Reise in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte gewagt haben. Vier Tage lang beschäftigte sich die Reisegruppe, die aus Schülern und Lehrern des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums, der Edith-Stein-Realschule und der Schule am Grenzlandring bestand, mit dem Holocaust, der so viele Menschen das Leben gekostet hat. Dabei, das betonten einige Schülerinnen und Schüler, sei für sie das Ausmaß dieses Verbrechens besonders schockierend gewesen. In theoretischer Form habe man sich bereits im Vorfeld im Geschichtsunterricht mit dem Zweiten Weltkrieg und den Verbrechen der Nationalsozialisten beschäftigt, in Auschwitz sahen sie dann Dinge, die sie vorher nicht so erwartet hatten: Besonders die Klamottenberge und die Haare der in den Konzentrationslagern ermordeten Menschen habe sie sehr getroffen, erklärten die Jugendlichen.
Auch an den Lehrkräften, die teils schon ein paar Mal das Konzentrationslager besucht hatten, das betonte Birgit Gravermann von der Schule am Grenzlandring, sei die Szenerie nicht spurlos vorbeigegangen: „Wenn man vor den Baracken steht, die dazu gebaut wurden, um Menschen zu vernichten, ist das auch für mich als sensibilisierte Geschichtslehrerin ziemlich erschütternd.“ Als Gruppe habe man während der Fahrt ziemlich gut funktioniert – die Reaktionen auf die verschiedenen Eindrücke, sowohl im Stammlager am zweiten Tag der Fahrt als auch im Lager Auschwitz-Birkenau am dritten Tag, seien sehr unterschiedlich gewesen. Lehrer Christian Eßer erinnerte sich: „Man hat gemerkt, dass viele Schüler aktiv den Austausch mit uns gesucht haben, sie wollten einfach über das Gesehene sprechen.“ Bettina Hayen betonte: „Man war sich auch einfach gegenseitig Stütze.“ Abends habe man häufig noch mit den Jugendlichen zusammengesessen und Gespräche geführt, um die Eindrücke aufarbeiten zu können – der Austausch, so die Schülerinnen und Schüler, habe ihnen geholfen, das Gesehene verarbeiten zu können.
Etwas ganz Besonderes haben sich die Schülerinnen Luna Preiß und Laura Küppers einfallen lassen: Die beiden haben ein Tagebuch zur Krakau-Fahrt geschrieben und ihre Eindrücke damit in schriftlicher Form festgehalten. Luna Preis erklärte: „Als wir vor Ort waren, war das alles noch ziemlich unrealistisch, erst im Nachhinein habe ich realisiert, was wir dort alles gesehen haben.“ Ihr Tagebuch soll zur Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 9. Mai gezeigt werden.
In einem Zeitzeuginnengespräch mit Lidia Maksymowicz, einer Überlebenden, die mit drei Jahren in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurde, hatten die Schüler dann am letzten Tag der Fahrt die Chance, ihre Eindrücke durch die ganz persönlichen Erzählungen der Zeitzeugin zu vertiefen. Das Gespräch, das betonte Bettina Hayen, habe besonders eindrücklich gezeigt, dass der Holocaust in den Menschen, die ihn erlebt haben, weiterlebe. Damit, da waren sich die Schülerinnen und Schüler einig, gehe für sie eine große Verantwortung einher. Gemeinsam, das betonten sie, sei es ihre Aufgabe, das Gesehene und die Eindrücke an ihre Mitschüler weiterzutragen. Für Schüler Constantin Faller stand eines fest: „Für jeden, der einmal in Auschwitz war, kann diese rechte Alternative eigentlich gar keine sein. Ich wünsche mir, dass wir sowas nie wieder erleben müssen. Es liegt in unserer Hand, jetzt Haltung zu zeigen.“