Die Entscheidung über die Zukunft der maroden Theodor-Heuss-Brücke rückt deutlich näher. Im Juli soll der Düsseldorfer Stadtrat grünes Licht für einen Neubau geben und gleichzeitig die Stadttochter Immobilien Projekt Management Düsseldorf (IPM) als Bauherrin beauftragen. Für das Millionenprojekt hoffen die Verantwortlichen auch auf Gelder aus dem auf Bundesebene beschlossenen Finanzpaket für die Infrastruktur, wie jetzt deutlich wurde.
Die Chancen auf Fördergelder seien aus ihrer Sicht gut, sagte Kämmerin Dorothée Schneider. Natürlich habe man einen Blick auf die vom Bundesrat genehmigten finanziellen Mittel zur Infrastruktur geworfen. Vor wenigen Wochen hatten CDU und SPD ein milliardenschweres Sondervermögen auf den Weg gebracht. „Da wollen wir in Düsseldorf gerne etwas von abhaben“, erklärte Schneider in der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) 4. In dieser stellte sie erstmalig die Vorlage zum Planungsbeschluss vor, über die in den kommenden Monaten unter anderem noch der Ordnungs- und Verkehrsausschuss beraten wird. Abschließend stimmt dann der Rat am 10. Juli ab.
Bei der Entscheidung wird es auch darum gehen, Planungsgelder in Höhe von 22,2 Millionen Euro bereitzustellen. Außerdem muss der Gesellschaftsvertrag mit der IPM angepasst werden. So soll der Geschäftszweck unter anderem um die „Errichtung, Sanierung und Erweiterung von städtischen Ingenieurbauwerken und Verkehrsanlagen“ ergänzt werden. Das Unternehmen ist bislang vor allem im Schul- und Kitabau, aber auch beim Bau des Technischen Rathauses oder der Oper ein Partner. Die Gesellschaft habe bewiesen, dass sie Kostentreue und nutzergerechtes Bauen könne, sagte Schneider.
Noch nicht entschieden wird im Juli über die Form der neuen Brücke. Darüber soll der Rat erst Anfang 2026 abstimmen, wenn auch die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorliegen. Zuletzt hatte als eine Variante ein Neubau mit Trasse für Stadtbahnen für Aufmerksamkeit gesorgt – die Stadt rechnet dafür mit Kosten von gut 600 Millionen Euro. Gegen die Pläne hatten Registrierungspflichtiger Inhalt: Anwohner aus Golzheim eine Unterschriftenaktion gestartet. Ihre Sorge ist, dass eine breitere Brücke mit mehr Verkehr das Erholungsgebiet am Rhein beeinträchtigen würde.
Die Bezirkspolitiker aus der BV 4 forderten in der Sitzung, dass Anwohner und alle Düsseldorfer seitens der Stadt weiterhin gut über die Pläne informiert werden sollen. Sie hatten außerdem einige Fragen zum Projekt. Mit welcher Bauzeit man rechne, wollte zum Beispiel Marco Staack (SPD) wissen. „Das kommt auch darauf an, wie die Brücke später aussieht“, sagte Dorothée Schneider. Momentan gehe man aber von einer Bauzeit von acht bis zehn Jahren aus.
Markus Loh (Grüne) erklärte, sein Wunsch sei, dass die neue Brücke „Teil der Verkehrswende“ wird.“ Er forderte zudem, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wird. Damit sollen mögliche Auswirkungen auf die Umwelt von Bauvorhaben ermittelt werden. Diese werde stattfinden, erklärte Schneider.
Kritisch merkten Sven Holly und Maik André Baumann (CDU) an, ob eine mögliche Bahn-Trasse nicht Auswirkungen auf die geplante Stadtbahnstrecke U81 habe – auch diese soll den Rhein queren. Michael Schmittmann (CDU) fragte außerdem, warum denn die Tunnel-Lösung scheinbar ganz aus den Überlegungen gestrichen sei. Auch die Anwohner aus Golzheim wünschen sich eigentlich einen Tunnel statt einer neuen Brücke. Die Stadt lehnt das unter anderem wegen der hohen Kosten ab. Sie rechnet für diese Variante mit mehr als einer Milliarde Euro, wie es zuletzt auf Nachfrage unserer Redaktion hieß.
Dass es eine neue Brücke geben muss, ist wohl unausweichlich. Zu den Schäden des bestehenden Bauwerks gehören unter anderem Korrosion und Rissbildungen an den Querträgern. Auch wegen der Baufälligkeit dürfen seit 2019 nur noch Fahrzeuge auf der Brücke fahren, die nicht schwerer als 30 Tonnen sind. Zwar wird die Theodor-Heuss-Brücke permanent kontrolliert und saniert. Die Restnutzungsdauer beträgt selbst mit Sanierung aber maximal 15 bis 25 Jahre.