US-Zölle treffen Ostschweizer Wirtschaft – auch wer nicht in die USA exportiert, spürt die Folgen
Die von US-Präsident Donald Trump angeordneten Zölle treffen auch die Ostschweizer Exportwirtschaft. 90 Prozent der Unternehmen erwarten negative Auswirkungen. Das zeigt eine Umfrage der Ostschweizer IHK unter 300 Unternehmen.
Containerschiffe am Hafen von Long Beach, Kalifornien.
Bild: Damian Dovarganes/AP
Die Zölle, die Donald Trump am 2. April angekündigt hatte, wurden zwar zumindest teilweise wieder zurückgezogen. Trotzdem ist das Zollniveau der USA heute so hoch wie seit fast 100 Jahren nicht mehr. Das trifft auch Ostschweizer Unternehmen, wie eine Umfrage der IHK St.Gallen-Appenzell und Thurgau zeigt.
Auch indirekte Folgen
Das betrifft einerseits die direkten Importe. Nach Deutschland sind die USA das zweitwichtigste Zielland für die Ostschweizer Exportunternehmen. Sie lieferten 2024 Waren im Wert von knapp 2,4 Milliarden dorthin. Doch nicht nur die direkten Exporte leiden, wie die Umfrage ergab. Die Handelskonflikte lösen Unsicherheit aus, nicht nur bei US-Kunden. Sie führen so überall zu Zurückhaltung bei Investitionen. Dies schmerzt die Ostschweizer Industrie besonders – sie ist auf Investitionsgüter wie Maschinen ausgerichtet. So wirken sich die Zölle auch auf Zulieferer und Dienstleistungserbringer aus, die gar nicht direkt in die USA liefern. Jedes dritte Unternehmen rechnet deshalb auch in der Schweiz mit einem Nachfragerückgang.
Fast so viele rechnen auch mit Problemen in den Lieferketten. Auch die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar werten viele Unternehmen als Herausforderung. Vielen Unternehmen fällt es deshalb schwer, der Situation auch etwas Positives abzugewinnen. Manche hoffen auf einen Innovationsschub oder sehen die Situation als Chance, Abhängigkeiten zu reduzieren oder neue Märkte zu erschliessen. So erwarten auch neun von zehn Unternehmen, dass die US-Handelspolitik das Wachstum in der Schweiz negativ beeinflusst.
Viele Unternehmen noch ratlos
Viele Unternehmen wissen auch noch nicht, wie der Situation zu begegnen ist. Über die Hälfte der Unternehmen gibt an, keine Massnahmen zu treffen oder die Situation noch zu analysieren. Vor allem die Unternehmen, die direkt in die USA exportieren, passen hingegen ihre Preise an oder reden intensiv mit ihren Kunden in den USA. Manche überlegen sich ihre Präsenz in den USA aber grundsätzlich. während acht Prozent einen Rückzug aus dem US-Markt erwägen, prüfen andere Unternehmen ein verstärktes Engagement oder eine Verlagerung in die USA.
Unsicher sind aber nicht nur die Kunden der Ostschweizer Exporteure. Auch diese selbst zeigen sich gespalten, was die weitere Entwicklung angeht: 39,2 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass die Zölle nach der angekündigten 90-tägigen Frist gesenkt oder aufgehoben werden. Ebenfalls fast 40 Prozent gehen hingegen davon aus, dass die Zölle so bleiben oder noch erhöht werden.
Diplomatie soll es richten
Die grosse Mehrheit der Unternehmen hofft derweil auf Diplomatie. Dies einerseits mit den USA. Hier hätten die Gespräche des Bundesrats mit dem US-Finanzminister zwar für Optimismus gesorgt, heisst es im Bericht zur Umfrage. Trotzdem hofft die Ostschweizer Wirtschaft, dass bestehende Freihandelsabkommen gestärkt und möglichst weitere angestrebt werden. Auch die bilateralen Verträge und ihre Weiterentwicklung seien angesichts der Situation wichtig. 9,2 Prozent der Befragten spricht sich als Gegenmassnahme hingegen für Zölle auf US-Importe aus.