Schatten bei Hitze: Fliegende Gärten suchen heißen Ort in Stuttgart So hätten sich die Planer die Gasse im Stuttgarter Dorotheen-Quartier vorstellen können. Foto: Visualisierung Rataplan

Mit ihrer besonderen Beschattungsidee für Städte wollen Wiener Architekten in Stuttgart Fuß fassen. Was ihnen fehlt: ein Standort. Breuninger hatte sich dagegen entschieden.

Ein Bild konnte man sich schon machen. Die Visualisierung zeigt die Eduard-Breuninger-Straße im Dorotheen-Quartier in Stuttgart, überspannt mit einem pflanzlichen Schattenspender. Das Konzept, 2024 erdacht von Rataplan in Wien, heißt „Flying Gardens“. Die Idee des Architekten Nikolaus Stützle soll dazu beitragen, dass Orte beschattet werden, an denen Bäume keine Option sind. Für die Gasse beim Breuninger scheidet die Idee aber aus.

Es handelt sich bei den fliegenden Gärten um eine Mischung aus Tragwerks-, Netz- und Grünkonstruktionen für Hitzeinseln im städtischen Raum. Befestigt sind sie an Pfosten, nicht an den Gebäuden – damit die Feuerwehr im Notfall noch mit der Leiter Platz hätte.

Nikolaus Stützle hatte die Idee zu den Fliegenden Gärten. Foto: Rataplan/privat

Pflanzentypen, die sich eignen, gebe es mehrere, sagt Nikolaus Stützle. Und besonders pflegeintensiv sei das nicht. Zweimal im Jahr müssten die Pflanzen nachgeschnitten und unter Umständen etwas zurechtgerückt werden.

Umgesetzt wurde bisher noch kein Flying Garden, aber Rataplan arbeite zum Beispiel schon seit 2014 mit Fassadenbegrünungen. Und in Wien stehe das Forschungsprojekt Klimahimmel vor der Umsetzung. Beschattet werden soll mit dem neuen Konzept der schmale Vorplatz einer Schule. Baubeginn sei voraussichtlich im Sommer, so Stützle.

In Stuttgart gibt es attraktive Förderung

Nachdem im vergangenen Herbst in den Medien über die Flying Gardens berichtet worden sei, hätten sich mehrere Städte interessiert gezeigt, erzählt Stützle. Darunter seien Leipzig, Hannover oder Coburg. Stuttgart seien sie proaktiv angegangen. Weil es dort eine attraktive Förderung durch den Klima-Innovationsfonds gebe. Zudem arbeitet und lebt Stützles Projektpartner Thomas Ferwagner in der schwäbischen Landeshauptstadt. Die MSIng Officium GmbH Ingenieurbüro ist aktiv im Bereich der Tragwerksplanung.

Aber Stuttgart ist kein Selbstläufer. Sie haben bereits zwei Versuche unternommen, um für die 70-Prozent-Förderung der Stadt berücksichtigt zu werden. Beim ersten Mal fehlte ihnen ein konkreter Ort, beim zweiten Mal dachten sie zunächst, sie hätten einen, doch Breuninger habe sich gegen die fliegenden Gärten über der Gasse im Dortheen-Quartier entschieden; sie befindet sich überwiegend in Besitz des Unternehmens.

Thomas Ferwagner ist Projektpartner aus Stuttgart. Foto: privat

„Wir haben die Möglichkeiten für die Umsetzung dieses Vorhabens intensiv geprüft“, teilt der Breuninger-Sprecher Felix Haußmann auf Nachfrage mit. „Leider konnte das Projekt aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden.“ Auf die Gründe wolle man nicht näher eingehen. Grundsätzlich gelte: „Wir schätzen kreative Ideen und innovative Ansätze sehr und sind stets offen für Projekte, die zur Attraktivität und zum Wohlbefinden unserer Gäste beitragen.“

Die größten Hürden für die fliegenden Gärten seien derzeit rechtliche, sagt Nikolaus Stützle. Und dass sehr viele Behörden und Ämter beteiligt werden müssten. Für Wien könne er sagen: „Sie wirken nicht immer unbedingt zusammen.“

In Stuttgart gehen sie nun auf Standort-Suche, um sich im Herbst 2025 zu bewerben. Seitens der Stadt hätten sie Signale bekommen, dass man sich eine solch innovative Beschattungslösung durchaus vorstellen könnte.

„Da es sich um ein begrüntes Gerüst handelt, wären hinsichtlich Genehmigungsfähigkeit und Realisierbarkeit mehrere Ämter zu beteiligen“, erklärt der Stadt-Sprecher Sven Matis. Dazu brauche man zunächst weitere Angaben. „Aussagen zu treffen, ob ein derartiges Kletterpflanzengerüst verwirklicht werden kann und wie lange die Prüfung dauern würde, ist derzeit nicht möglich.“